07.03.2013 13:14:30
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UPDATE2: Reebok bremst Adidas-Höhenflug
--Adidas schreibt 265 Millionen Euro auf Reebok ab
--Gewinn schrumpft 2012
--Bereinigt verdient adidas so viel wie nie
--2013 weiteres Wachstumsjahr
(NEU: weitere Details, Markteinschätzung)
Von Natali Schwab
HERZOGENAURACH--Reebok bleibt das Sorgenkind des Sportartikelherstellers Adidas. Der teure Betrugsfall bei der indischen Tochter sowie hohe Abschreibungen auf Reebok insgesamt wegen schwächerer Wachstumsaussichten trüben die ansonsten glänzende Bilanz der Herzogenauracher. Denn abseits der Schwierigkeiten mit Reebok läuft Adidas von Rekord zu Rekord. Die Marke adidas ist begehrt wie nie - vor allem in den Schwellenländern. Dazu hat das Unternehmen seine Kosten im Griff und sitzt auf einem hohen Cash-Bestand.
Dieses Jahr hat Adidas daher die nächsten Rekorde bei Umsatz und Ergebnis im Visier. Die Erlöse sollen im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen, das Ergebnis sich um bis zu 16 Prozent auf bis zu 920 Millionen Euro erhöhen. 2013 ist dabei "nur" ein sogenanntes Zwischenjahr ohne sportliche Großereignisse, bevor es 2014 mit der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien weitergeht.
Vorstandsvorsitzender Herbert Hainer zeigte sich auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens zuversichtlich. Die Produktpipeline ist voll, 2013 sollen eine Reihe von Innovationen auf den Markt kommen, etwa eine mit dem Chemiekonzern BASF entwickelte neuartige Dämpfung für Laufschuhe.
Auch 2012 war eigentlich ein äußerst erfolgreiches Jahr für den Sportartikelhersteller. Rückenwind erhielten die Herzogenauracher durch die Fußballeuropameisterschaft und die Olympischen Spiele. Der Umsatz stieg dadurch um knapp 12 Prozent auf rund 14,9 Milliarden Euro. Dabei wuchs insbesondere das Geschäft mit dem eigenen Einzelhandel dynamisch und erzielte zweistellige Wachstumsraten.
Die Erlöse stiegen 2012 in jeder Region, auch in Westeuropa, das von der Schuldenkrise stark betroffen ist. Besonders gut liefen die Geschäfte in China, wo die Erlöse um währungsbereinigt 15 Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden Euro stiegen. Damit erreichte China in jedem Quartal 2012 ein zweistelliges Plus. Damit schnitt Adidas besser ab als Wettbewerber wie Nike, die seit geraumer Zeit über Probleme in China klagen. Auch im laufenden Jahr will Adidas in der Region stärker wachsen als die Konkurrenz.
Die Ergebnisentwicklung erhielt jedoch zum Jahresende einen Dämpfer. Wegen einer Wertberichtigung auf Reebok musste Adidas 2012 einen Gewinnrückgang um rund 14 Prozent auf 526 Millionen Euro hinnehmen. Der Herzogenauracher Konzern schrieb im vierten Quartal einen dreistelligen Millionenbetrag auf das US-Unternehmen ab, was zu einem Nettoverlust von 272 Millionen Euro in dem Zeitraum führte. Adidas hatte im vergangenen September die mittelfristigen Wachstumsaussichten für Reebok gesenkt. Dadurch war das US-Unternehmen in den Büchern zu hoch bewertet.
Reebok befindet sich gerade in einer Umbauphase - das Unternehmen wird ganz auf den Bereich Fitness ausgerichtet. Vor diesem Hintergrund ist auch die Kündigung des Lizenzvertrages mit der US-Footall-Liga NFL im vergangenen April zu sehen. Dies führt derzeit zu hohen Umsatzrückgängen. Zudem wurden die Erlöse aus dem Geschäft mit der Eishockeyliga NHL in ein eigenständiges Segment umgruppiert, das nicht mehr zu Reebok gehört. Die Reebok-Erlöse sanken 2012 um 18 Prozent. Aber auch ohne diese fehlenden Umsätze musste Reebok Rückgänge von acht Prozent hinnehmen.
"Wir sind mit den Ergebnissen nicht zufrieden", räumte Vorstandsvorsitzender Hainer ein. An Reebok festhalten will er dennoch. Denn geht es nach Adidas, soll Reebok ab diesem Jahr wieder durchstarten. So soll 2013 eine umfangreiche Markenkampagne lanciert werden. Das erste Quartal soll außerdem das letzte sein, das unter den fehlenden NFL-Erlösen zu kämpfen hat. "Danach, davon bin ich fest überzeugt - wird Reebok wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren", kündigte Hainer an. "Der Fitnessmarkt ist ein langfristig wachsender Markt."
Auch das indische Abenteuer soll 2012 verdaut sein: Diebstahl, Betrug und Bilanzfälschung über mehrere Jahre lauten die Vorwürfe an die indische Tochter. Adidas schasste das alte Management und stellte Strafanzeige. Der Herzogenauracher Konzern musste deswegen, wie bereits im Früjahr angedeutet, jetzt seine Bilanz für 2011 nach unten korrigieren. Restrukturierungskosten von rund 70 Millionen Euro lasteten zudem auf dem Ergebnis 2012.
Um die Marke Adidas muss sich der Konzern dagegen keine Sorgen machen. Die Marke erzielte 2012 ebenso zweistellige Umsatzzuwächse wie die Golfsparte. Zieht man die Wertberichtigung bei Reebok ab, verdiente Adidas daher soviel wie nie. Das Betriebsergebnis stieg bereinigt auf rund 1,2 Milliarden Euro, Netto standen 789 Millionen Euro Gewinn zu Buche.
Adidas konnte dabei höhere Kosten durch Preissteigerungen, einen besseren Produktmix und eine vorteilhafte regionale Umsatzverteilung mit hohen Umsatzsteigerungen in margenstarken Ländern mehr als ausgleichen. Auch damit setzt sich der Konzern von der Konkurrenz ab, die mit sinkenden Margen konfrontiert sind. Die viel beachtete Bruttomarge stieg bei Adidas auf 47,7 von 47,5 Prozent.
Auch die Finanzlage ist gesund. Dank eines steigenden Cashflows konnte der Cash-Bestand auf 448 Millionen Euro verfünfacht werden. Mit dem Geld will Adidas die Anteileigner bedienen. Die Aktionäre sollen daher mit einer um 35 Cents höheren Dividende von 1,35 Euro belohnt werden. Zukäufe sind dagegen nicht vorgesehen. Erst müsse Reebok wieder auf Vordermann gebracht werden, sagte Hainer.
Mit diesen Zahlen konnte Adidas trotz der Abschreibung auch den Aktienmarkt überzeugen. Die unendliche Reebok-Geschichte wundert offenbar niemanden mehr. Die Aktie jedenfalls setzt sich an die Spitze der DAX-Werte und gewinnt 4,5 Prozent auf 74,92 Euro.
Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com
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March 07, 2013 06:43 ET (11:43 GMT)
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