19.12.2012 11:44:30
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UPDATE2: ifo-Geschäftsklima deutet auf Erholung nach BIP-Rückgang im 4Q
--Ifo-Geschäftsklimaindex steigt etwas stärker als erwartet
--Deutlicher Rückgang der Lagebeurteilung lässt BIP-Rückgang im vierten Quartal erwarten
--Volkswirte rechnen mit Aufschwung im ersten Quartal
(NEU: Reaktionen von Volkswirten)
Von Hans Bentzien
Das Geschäftsklima der gewerblichen Wirtschaft Deutschlands hat sich im Dezember erneut aufgehellt. Vor allem die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes sind mit Blick auf die nächsten sechs Monate sehr viel optimistischer gestimmt als zuletzt. Volkswirte erwarten, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach einem mehr oder weniger deutlichen Rückgang am Jahresende im ersten Quartal 2013 wieder wachsen wird.
Wie das Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung mitteilte, stieg der Geschäftsklimaindex auf 102,4 Punkte, nachdem er im Vormonat bei 101,4 gelegen hatte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Anstieg auf 102,0 prognostiziert. Der wichtigste deutsche Konjunkturfrühindikator liegt nach dem zweiten Anstieg in Folge auf dem höchsten Stand seit Juli 2012.
Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage durch rund 7.000 befragte Unternehmen sank auf 107,1 Punkte von 108,1 im Vormonat. Ökonomen hatte einen marginalen Rückgang auf 108,0 prognostiziert, nachdem die Lagebeurteilung im November überraschend gestiegen war. Das deutet zusammen mit den schwachen Produktionszahlen für Oktober darauf hin, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im vierten Quartal gesunken ist.
Der Index für die Geschäftserwartungen wurde auf 97,9 Zähler nach 95,2 im Vormonat beziffert, während die befragten Volkswirte nur einen Anstieg auf nur 96,2 erwartet hatten. Bemerkenswert war vor allem die Entwicklung im verarbeitenden Gewerbe, wo sich die Erwartungen so stark wie zuletzt im August 2009 besserten.
Aus Sicht von Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, zeigt das, dass Deutschland von der Belebung der Weltwirtschaft profitiert. "Gerade von dieser Seite wird Deutschland in nächster Zeit Impulse bekommen. Wenn das so bleibt, werden wir im ersten Quartal eine Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen sehen, und dann haben wir zusammen mit dem privaten Konsum ein breit abgestütztes Wachstum", sagte er.
Aus Sicht von Helaba-Analystin Viola Julien verdichten sich die Anzeichen einer konjunkturellen Trendwende in Deutschland im Jahr 2013. "Eine Rezession dürfte mithin vermieden werden", meinte sie. Allerdings dürfte sich die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal des laufenden Jahres nur schwach entwickelt haben, wofür der abermalige Rückgang der ifo-Lagebeurteilung und der schwache Produktionsauftakt im Oktober Indizien seien.
"Angesichts des deutlichen Produktionsrückgangs und des kleineren Handelsbilanzüberschusses im Oktober ist eine Kontraktion der deutschen Volkswirtschaft im vierten Quartal nahezu unausweichlich", urteilte auch ING-Volkswirt Carsten Brzeski. Der Rückgang der Lagebeurteilung und die besseren Geschäftserwartungen bedeutet seiner Ansicht nach: "Es wird erst noch schlimmer, ehe es besser wird. Sollte es zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung kommen, wird er aber nur kurz ausfallen."
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer ist für den gesamten Euroraum etwas optimistischer als bisher. Unter Verweis auf das europäische Geschäftsklima, Einkaufsmanagerindex und ZEW-Konjunkturerwartungen analysierte er: "Die Mehrheit der Indikatoren signalisiert, dass es mit der Wirtschaft in Deutschland und wohl auch im Euroraum nach einem harten Winterhalbjahr wieder aufwärts gehen sollte, sofern sich die Staatsschuldenkrise weiter zurückzieht. Die Wahrscheinlichkeit ist heute etwas gestiegen, dass die EZB die von vielen Ratsmitgliedern erwogene Leitzinssenkung abbläst."
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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December 19, 2012 05:14 ET (10:14 GMT)
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