10.09.2014 19:01:33
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UPDATE2: EZB-Direktorium uneins über Bewertung der ABS-Käufe
--Yves Mersch widerspricht Draghi und Praet bei Einordnung von ABS-Käufen
--Mersch: ABS-Ankäufe weder QE noch Overtüre dazu
(NEU: Zitate aus der Rede Merschs)
Von Hans Bentzien
FRANKFURT--Im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es offenbar keine einheitliche Meinung dazu, was das Ziel der bevorstehenden Käufe von Kreditverbriefungen (Asset-backed securities - ABS) und Pfandbriefen ist. Während sowohl EZB-Präsident Mario Draghi als auch Chefvolkswirt Peter Praet nach den jüngsten Ratsbeschlüssen den Effekt der puren Ausweitung der Zentralbankbilanz betonten, sieht EZB-Direktor Yves Mersch die Maßnahmen weder als quantitative Lockerung noch als Vorstufe dazu.
"Für mich ist dabei klar, dass diese Maßnahmen auf den geldpolitischen Transmissionskanal zielen. Sie sind weder gleichzusetzen mit einem breit angelegten Programm der quantitativen Lockerung oder 'Quantitative Easing' (QE) noch stellen sie die Ouvertüre zu einer solchen Oper dar", sagte Mersch in Frankfurt.
Auf Nachfrage ergänzte er: "Die bestehenden Maßnahmen sind sehr stark qualitätsorientiert. Ich glaube nicht, dass sie im Introductory Statement (des EZB-Präsidenten) einen Hinweis auf irgendwelche Bilanzaufblähungen erhalten werden."
Mersch reagierte damit auf Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi und des EZB-Chefvolkswirts Peter Praet. Draghi hatte in der vergangenen Woche in seiner monatlichen Pressekonferenz gesagt, prinzipiell sei QE der Ankauf von Wertpapieren durch die Zentralbank, die mit einer Injektion von Geld in den Bankensektor einher gehe. Allerdings zielten die aktuell beschlossenen Ankäufe von Kreditverbriefungen und Pfandbriefen auf eine Lockerung der Kreditbedingungen
Praet hatte später gesagt, der Aspekt der Bilanzausweitung sei der EZB sehr wichtig gewesen, weil sie bei ihrer Geldpolitik unabhängiger von der Kreditvergabe der Banken werden wolle. Vor allem in der Bundesbank mag man sich dieser Deutung dem Vernehmen nach nicht anschließen.
Mersch sagte: "Weder ist die ökonomische Logik der angelsächsischen QE-Programme Eins zu Eins auf ein bankenfinanziertes Wirtschaftssystem wie den Euroraum übertragbar, noch wäre die Effektivität derzeit gesichert angesichts der stark abgeschmolzenen Renditeniveaus marktfähiger Papiere."
Der EZB-Direktor warnte außerdem vor den Risiken, die eine Zentralbank mit dem Kauf von Wertpapieren auf einem derart niedrigen Zinsniveau eingehen würde. "Die Hausse an den Märkten für Zinspapiere würde zudem die Risikotragfähigkeit unserer Bilanz strapazieren", sagte Mersch. Abweichend von seinem Redemanuskript schränkte er jedoch ein: "Auch wenn ich richtigstellen möchte, dass, wenn wir jetzt anfangen sollten, ABS zu kaufen, wir dann im Grunde genommen durch die Diversifizierung Portfolio-Effekte haben, die das Risiko mindern."
Zudem würde der Ankauf von Staatsanleihen "nicht unerhebliche institutionelle, operationelle und mentale Fragen aufwerfen". Auch wenn es manche gebe, die "in Richtung eines QE-Programms zu drängen" schienen, käme dies nur unter zwei Bedingungen in Frage, sagte Mersch und erläuterte: Die erste Bedingung sei, dass die Preisentwicklung auf dem derzeit sehr niedrigen Niveau zu lange verharre und dass sich der "angekündigte Umschwung bei der Preisniveauentwicklung" weiter nach hinten verschiebe. "Und zweitens, müssen wir unter allen Umständen innerhalb unseres Mandats operieren", sagte Mersch.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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September 10, 2014 12:31 ET (16:31 GMT)
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