15.04.2015 16:58:48

UPDATE2/Draghi will EZB-Ankaufprogramm voll umsetzen

   --Draghi: Anleihekäufe bis mindestens Ende September 2016

   --Draghi: Keine Senkung des Einlagenzinses

   --Draghi zufrieden mit Anstieg der Inflationserwartungen

   --Pressekonferenz von Protest unterbrochen

   (NEU: Keine Senkung Einlagenzins geplant, erweiterte Liste von Förderbanken, Bankvolkswirte)

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird das Wertpapierkaufprogramm nach Aussagen ihres Präsidenten Mario Draghi voll umsetzen. In seiner Pressekonferenz nach der jüngsten Ratssitzung deutete Draghi an, dass er dabei keine technischen Schwierigkeiten sieht. Ob die Notkreditfinanzierung Griechenlands fortgesetzt werden kann, liegt nach Draghis Worten an Griechenland selbst. Zuvor hatte der EZB-Rat wie erwartet beschlossen, die Leitzinsen unverändert zu lassen.

   "Wir werden uns nun darauf konzentrieren, unsere geldpolitischen Maßnahmen vollständig umzusetzen", sagte Draghi in seinen Einleitenden Bemerkungen. Das Anleihekaufprogramm über monatlich 60 Milliarden Euro werde bis Ende September 2016 laufen, auf jeden Fall aber so lange, bis sich die Inflation nachhaltig in Richtung von knapp 2 Prozent bewege.

   "Ich bin wirklich überrascht von der Aufmerksamkeit, die ein mögliches vorzeitiges Ende des Programms findet - das Programm hat doch erst vor einem Monat begonnen", sagte Draghi. Warnungen, dass die Zentralbanken nicht genügend ankaufbare Wertpapiere an den Märkten finden könnten, bezeichnete er als "verfrüht" und "etwas übertrieben".

   Zugleich machte der EZB-Präsident deutlich, dass die EZB das Programm in diesem Fall wohl anpassen würde. Das Programm biete ausreichend Flexibilität, um Anpassungen an veränderte Rahmenbedingungen zu ermöglichen, sagte er. Eine Senkung des Einlagenzinses von derzeit minus 0,20 Prozent ist laut Draghi nicht vorgesehen.

   Die EZB veröffentlichte im Anschluss an die Pressekonferenz eine Liste mit Förderbanken, deren Anleihen die EZB künftig ankaufen kann. Dabei handelt es sich vorrangig um französische und niederländische Institute.

   "Es wird vorerst weder eine Drosselung noch eine Ausweitung des Programms geben. Zwar ist wegen der aus EZB-Sicht voraussichtlich enttäuschenden Inflationsentwicklung eine Ausweitung wahrscheinlich, aber das ist ein Thema für 2016", sagte Alexander Krüger, der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe.

   Nach Aussage von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski hat Draghi sein Bestes getan, um Erwartungen eines vorzeitigen Programmendes zu dämpfen. "Ob ihm das auf Dauer gelingen wird, ist aber unklar, denn wenn die Erholung tatsächlich an Fahrt gewinnt und die Inflationsprognosen stiegen, dann wird Draghi nicht nur Spekulationen an den Märkten, sondern in der EZB selbst dämpfen müssen", sagte er.

   Mit den bisherigen Auswirkungen des Programms und seiner Ankündigung zeigte sich der EZB-Präsident zufrieden. Die Finanzierungsbedingungen hätten sich deutlich verbessert, sagte er und verwies auf einen gegenüber 2014 deutlichen Anstieg der Inflationserwartungen. "Das ist wichtig, weil es bedeutet, dass die Realzinsen gesunken sind", sagte er.

   Die EZB nutze bei der Beurteilung ihrer Geldpolitik nicht einen einzelnen Indikator, sondern bewerte eine ganze Reihe von Indikatoren.

   Wie schon im Vormonat äußerte sich der EZB-Präsident vorsichtig optimistisch zur Konjunkturentwicklung. Die Aktivität habe sich zu Jahresbeginn weiter verstärkt, sagte er. Die Erholung dürfte langsam breiter und stärker werden. Zwar seien die Risiken dafür weiterhin abwärts gerichtet, aber mittlerweile etwas ausgewogener als zuvor.

   Der EZB-Präsident bestätigte, dass der Rat eine Anhebung der Notkredite genehmigt hat, die die griechische Zentralbank den Geschäftsbanken des Landes einräumt. Ein Tag X, bis zu dem diese Hilfen genehmigt werden oder eine Obergrenze existiert laut Draghi nicht: "Es liegt völlig in den Händen der griechischen Regierung", sagte er. Es komme auf die Verhandlungen zwischen Griechenland und der Eurogruppe an.

   Höhere Abschläge auf Papiere, die griechische Banken bei der Athener Zentralbank als Repo-Sicherheit einreichen, wurden nach Draghis Aussage im Rat "erwähnt", aber nicht ernsthaft diskutiert. "Wir werden darauf aber zurückkommen", sagte er.

   Die Pressekonferenz war zu Beginn von einem Protest unterbrochen worden. Fernsehbilder zeigten, wie eine junge Frau auf den Tisch des EZB-Präsidenten sprang und rief: "Beendet die EZB-Diktatur". Sie wurde nach kurzer Zeit überwältigt und abgeführt.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   April 15, 2015 10:28 ET (14:28 GMT)

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