14.09.2016 17:40:46
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UPDATE2/Bayer einigt sich mit Monsanto
--Bayer zahlt 128 Dollar je Aktie in bar
--Barangebot bewertet Monsanto mit 66 Milliarden US-Dollar
--Kauf wird mit Eigen- und Fremdkapital finanziert
(NEU: Aussagen aus Telefonkonferenzen, Analystenstimmen und weitere Einschätzungen)
Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Knoten ist gelöst: Bayer und Monsanto haben sich nach langem Tauziehen auf eine bindende Fusionsvereinbarung geeinigt. Die Leverkusener übernehmen den US-Saatgutriesen demnach für 128 US-Dollar je Aktie in bar, was Monsanto mit 66 Milliarden Dollar bewertet. Gleichzeitig hat Bayer Monsanto eine Zahlung von 2 Milliarden Dollar für den Fall zugesichert, dass die notwendigen Kartellfreigaben nicht erteilt werden sollten. Der Preis von 128 Dollar je Aktie enthält gemessen am Schlusskurs der Monsanto-Aktie am 9. Mai 2016, dem Tag vor dem ersten schriftlichen Angebot von Bayer, eine Prämie von 44 Prozent auf den damaligen Kurs.
Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der üblichen Vollzugsbedingungen, einschließlich der Zustimmung durch die Monsanto-Aktionäre zur Fusionsvereinbarung und aller notwendigen behördlichen Freigaben. Monsanto wird Ende 2016/Anfang 2017 eine Hauptversammlung einberufen, die über den Fusionsvertrag abstimmen wird.
Bayer sieht Umsatz- und Kostensynergien durch Zusammenschluss Beide Unternehmen erzielten im Kalenderjahr 2015 zusammengerechnet pro-forma einen Umsatz von 23 Milliarden Euro im Agrargeschäft. Zudem kommt Bayer mit Monsanto auf ein geschätzes jährliches Forschungs- und Entwicklungsbudget von 2,5 Milliarden Euro in diesem Bereich. Neben dem langfristigen Wertschaffungspotenzial durch den Zusammenschluss erwartet Bayer, dass seine Aktionäre von einem positiven Beitrag zum bereinigten Ergebnis je Aktie im ersten vollen Jahr nach Abschluss der Transaktion profitieren werden. Für das dritte volle Jahr wird ein positiver Beitrag im zweistelligen Prozentbereich erwartet. Bayer hat die Annahmen zu Umsatz- und Kostensynergien durch eine Unternehmensprüfung bestätigt, und erwartet jährliche Beiträge zum EBITDA aus Synergien in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar nach dem dritten Jahr nach Abschluss der Transaktion. Mit Kostensynergien sollen etwa 1,2 Milliarden Dollar generiert werden, mit Umsatzsynergien etwa 0,3 Milliarden Dollar. Zusätzliche Synergien aufgrund des integrierten Angebots werden in den Folgejahren erwartet.
"Mit dieser Transaktion schaffen wir erhebliche Werte für die Aktionäre, unsere Kunden, Mitarbeiter und für die Gesellschaft insgesamt", sagte Bayer-Chef Werner Baumann. Auch Monsanto-CEO Hugh Grant zeigte sich zufrieden. "Wir sind überzeugt, dass der Zusammenschluss mit Bayer für unsere Aktionäre die bestmögliche Wertschaffung bedeutet bei gleichzeitig größter Sicherheit durch das Barangebot", erklärte der Manager.
Bayer strebt Investment-Grade-Rating nach Vollzug an Die Transaktion will Bayer mit Fremd- und Eigenkapital finanzieren. Der Eigenkapitalanteil von rund 19 Milliarden Dollar wird voraussichtlich durch eine Bezugsrechtskapitalerhöhung und Pflichtwandelanleihen finanziert. Die Brückenfinanzierung über 57 Milliarden Dollar wurde von BofA Merrill Lynch, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JP Morgan garantiert.
Das Unternehmen geht davon aus, dass der hohe Cashflow des zusammengeführten Geschäfts das Finanzprofil von Bayer verbessern wird. Bayer strebt ein Investment-Grade-Rating nach Vollzug der Transaktion an. Das langfristige Ziel eines Kreditratings der "A"-Kategorie bleibe unverändert, hieß es. Der Abschluss der Transaktion wird bis Ende 2017 erwartet.
Bayer wird mit Monsanto die Nummer Eins im Agrarchemiegeschäft Die starke Präsenz in den USA soll mit dem Hauptsitz der weltweiten Saatgutsparte sowie der Nordamerika-Zentrale des Crop-Science-Geschäfts in St. Louis beibehalten werden. Der weltweite Bereich Pflanzenschutz sowie die Division Crop Science insgesamt werden aus Monheim, Deutschland, geführt. Der Bereich Digital Farming des kombinierten Geschäfts wird seinen Sitz in San Francisco haben.
Mit dem Zukauf wird Bayer zur weltweiten Nummer Eins im Geschäft mit der Agrarchemie. Die Leverkusener hatten den US-Rivalen seit Mai diesen Jahres umworben. Das Angebot von zunächst 122 Dollar je Aktie hatte Bayer über die Zeit mehrfach angehoben. Anfang September stellte der Konzern Monsanto zuletzt 127,50 Dollar je Anteilsschein in Aussicht.
Die Bayer-Aktie lag mit 95,23 Euro am Nachmittag um gut 2 Prozent im Plus.
Lob und Kritik von Analysten Analysten der Commerzbank sprachen von einem guten Deal für die Bayer-Aktionäre. Die vereinbarten 128 Dollar je Anteilsschein lägen unter den Konsenserwartungen von 130 bis 135 Dollar je Aktie. Nach Einschätzung von Analyst Daniel Wendorff dürfte die Transaktion nicht auf größere Widerstände der Aufsichtsbehörden stoßen. Auch die Monsanto-Aktionäre sollten zufrieden sein. Die Commerzbank stuft die Bayer-Aktie mit "Buy" ein und nennt ein Kursziel von 102 Euro.
Es gab aber auch Kritik von Analysten. Sorgen bereitet etwa den Analysten von Jefferies der hohe Bayer-Verschuldungsgrad und die ihrer Meinung nach suboptimale Pipeline. Mit 128 Dollar je Monsanto-Anteilsschein oder 66 Milliarden Dollar sei der Kauf zwar etwas billiger als von einigen Anlegern erwartet ausgefallen. Die Transaktion werde aber vornehmlich durch neue Schulden finanziert, hieß es. Die von Bayer erwarteten 1,5 Milliarden Euro Synergieeffekte nach drei Jahren entsprechen laut Jefferies der typischen Branchen-Benchmark.
BUND macht sich Sorgen Kritik an der Transaktion kam erneut auch von Umweltschützern. Der Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht in der Übernahme von Monsanto durch Bayer enorme Risiken für Umwelt, Verbraucher und die bäuerliche Landwirtschaft. "Sollten die Kartellbehörden die Fusion durchwinken, würde der neu entstehende Megakonzern eine marktbeherrschende Stellung im Bereich Saatgut, Gentechnik und Pestizide bekommen", erklärte der BUND. Der Konzern würde künftig verstärkt diktieren wollen, was Landwirte anbauen und welche Produkte auf dem Markt verfügbar sind. Auch die Umwelt würde durch noch mehr Monokulturen und weitere Gentechpflanzen leiden", sagte die BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer.
Vor allem das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat und der rigide Gentechnik-Kurs hätten Monsantos Ruf weltweit nachhaltig ruiniert, erklärte die Expertin.
Für die Industriegewerschaft Bergbau, Chemie, Energie IG BCE hängt der Erfolg der Übernahme wesentlich von einer gelungenen Integration der unterschiedlichen Unternehmenskulturen ab. Das bei Bayer über Jahrzehnte entwickelte sozialpartnerschaftliche Miteinander sowie die bewährte Praxis der Mitbestimmung in Aufsichts- und Betriebsrat müssten die Richtschnur sein, sagte der IG BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis.
Fusionswelle überzieht globalen Pflanzenschutzmarkt Der globale Pflanzenschutz- und Saatgutmarkt ist derzeit dabei sich zu konsolidieren. Auch andere große Wettbewerber rücken näher zusammen. So planen die beiden US-Konzerne Dow Chemical und Dupont den Zusammenschluss und die anschließende Aufspaltung in drei Unternehmen. Eines davon soll die Agrarchemieaktivitäten der beiden Chemieriesen bündeln. Der Schweizer Pflanzenschutzkonzern Syngenta wird von dem chinesischen Staatskonzern Chemchina übernommen.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
(Mitarbeit: Manuel Priego-Thimmel)
DJG/hoa/kla
(END) Dow Jones Newswires
September 14, 2016 11:09 ET (15:09 GMT)
Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 09 AM EDT 09-14-16
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