10.06.2008 11:43:00

UPDATE2: AUA prüft nach Gewinnwarnung strategische Optionen

(NEU: Details, Analystenmeinung, Aktienkurs)

Von Herbert Dietrichstein Dow Jones NEWSWIRES WIEN (Dow Jones)--Die Austrian Airlines AG (AUA) hat angesichts der hohen Kerosinpreise eine Gewinnwarnung für das laufende Jahr ausgegeben und prüft nun zur Ergebnisverbesserung ihre strategischen Optionen. Wie die Wiener Fluggesellschaft nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am späten Montag mitteilte, rechnet sie 2008 angesichts der gestiegenen Kosten für ihren Treibstoff nun mit einem Verlust von 70 Mio bis 90 Mio EUR.

   Auf Basis des aktuellen Kerosinpreises und des US-Dollarniveaus erwartet die in Wien ansässige Fluggesellschaft im laufenden Jahr Mehrkosten von 130 Mio EUR für Kerosin.

   Am Aktienmarkt wurde die Gewinnwarnung mit Kursverlusten quittiert. Die an der Wiener Börse notierte Aktie verlor bis 11:18 Uhr 2,5% auf 3,97 EUR. Erste Bank-Analystin Martina Valenta bezeichnete den Ausblick als "sehr negativ". "Der Verlust in dieser Höhe übertrifft unsere Schätzungen", sagte Valenta zu Dow Jones Newswires. Die Erste Bank habe mit einem Verlust von 25 Mio EUR gerechnet. Allerdings sei der Ölpreis in den vergangenen Wochen stärker als erwartet gestiegen.

   Auch der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2009 sei enttäuschend, sagte die Analystin. AUA hatte sich ursprünglich das Ziel gesetzt, im kommenden Jahr einen dividendenfähigen Gewinn zu erzielen. Dieses Vorhaben könne nun jedoch als "überholt" bezeichnet werden, hieß es von AUA. Belastbare Aussagen seien zum derzeitigen Zeitpunkt nicht möglich.

   Nachdem die Fluglinie im Geschäftsjahr 2007 noch einen Gewinn von 3 Mio EUR ausgewiesen hatte, hatte CEO Alfred Ötsch bereits "ein grimmiges Jahr" für die Luftfahrtindustrie angekündigt. Im ersten Quartal des laufenden Jahres hatte die AUA den Markt schon mit einem Verlust von rund 62 Mio EUR überrascht.

   Infolge des Erstquartalsverlustes hatte der Anfang April als strategischer Partner vorgestellte saudisch-österreichische Geschäftsmann Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber, der 150 Mio EUR in die Fluglinie investieren wollte, seinen Rückzug angekündigt. Seither schießen die Spekulationen um die weitere Vorgangsweise der Fluglinie ins Kraut.

   Die AUA kündigte nun an, weitere Ergebnispotenziale aus der Eigenoptimierung sowie zusätzliche Potenziale aus einer strategischen Partnerschaft ermitteln zu wollen. Dabei werde der Vorstand der Gesellschaft von der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) beraten. Ende Juli sollen erste Zwischenergebnisse und Ende September eine detaillierte Handlungsempfehlung vorgelegt werden.

   Von Seiten der österreichischen Bundesregierung und dabei sowohl von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer als auch von Vizekanzler Wilhelm Molterer ist eine Vollprivatisierung der AUA ausgeschlossen worden. Aktuell hält die Österreichische Industrie AG (ÖIAG), die Privatisierungsholding der Republik Österreich 42,75% an der Fluglinie.

   Marktbeobachter sehen als wahrscheinlichste Variante eine Beteiligung der Deutschen Lufthansa AG an dem österreichischen Wettbewerber. Die Deutschen sind seit Jahren mit der AUA über das Luftfahrtbündnis Star Alliance verbunden.

   Lufthansa verwies am Dienstag nur auf frühere Aussagen ihres Vorstandes Wolfgang Mayrhuber. Dieser hatte gesagt, dass Lufthansa sich die AUA durchaus anschauen würde, wenn die Airline auf sie zukomme. Bislang habe Lufthansa jedoch kein Gebot für AUA abgegeben.

   In den vergangenen Tagen hatten mit Air France/KLM sowie der russischen Aeroflot zwei Fluglinien, die nicht Mitglieder der Star Alliance sind, ihr Interesse an einem Einstieg bei Austrian Airlines bekundet. Experten rechnen jedoch damit, dass alleine der Wechsel in einen anderen Verbund von Fluggesellschaften die AUA rund 100 Mio EUR kosten dürfte.

   Ein Sprecher von Aeroflot sagte zu Dow Jones Newswires, die russische Fluglinie sei weiterhin an Beteiligungen in Europa interessiert. Wie bereits bei der Prüfung eines möglichen Alitalia-Einstiegs in Erwägung gezogen, bestehe das Hauptinteresse daran, den Zugang zur europäischen "Open Skies"-Zone zu erlangen. Allerdings bezweifle Aeroflot, dass die europäischen Gesetzgeber dies erlauben würden. "Eine Entscheidung in Bezug auf Austrian Airlines ist aber noch nicht gefallen." Ein Einstieg würde von den Konditionen abhängen. "Wir sind an einem Unternehmen nur dann interessiert, wenn wir die operative Führung kontrollieren können", sagte der Sprecher.

   Erste Bank Analystin Valenta sagte dazu, es sei schwierig einzuschätzen, welche Lösung am Ende des Tages herauskommen würde. "Die Frage ist, wie viel ein potenzieller Partner zu zahlen bereit ist." AUA habe derzeit eine Marktkapitalisierung von 350 Mio EUR, dazu kämen Nettoverbindlichkeiten von rund 770 Mio EUR und der für 2008 erwartete Verlust. Ein hoher Aufschlag sei angesichts dieser Zahlen und des derzeitigen Kursniveaus der AUA-Aktie kaum zu erwarten.

Webseite: http://www.aua.com

-Von Herbert Dietrichstein, Dow Jones Newswires, +43 (1) 513 6922-13, herbert.dietrichstein@dowjones.com

(Kirsten Bienk und William Bland haben zu diesem Artikel beigetragen)

DJG/hed/jhe (END) Dow Jones Newswires

   June 10, 2008 05:42 ET (09:42 GMT)

   Copyright (c) 2008 Dow Jones & Company, Inc.- - 05 42 AM EDT 06-10-08

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