24.10.2013 12:45:31
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UPDATE: Software-AG-Aktien schießen dank "SAP-Effekt" nach oben
-- Angst vor Prognosesenkung hat sich nicht bestätigt
-- Software AG setzt sich trotz rückläufiger Lizenzumsätze zweitgrößter Gewinner im TecDax
-- Konzernumbau macht sich bezahlt, drückt aber auf die Ergebnisse
-- Zukunftsgeschäft BPE legt um ein Viertel zu
(NEU: Marktreaktion, Hintergrund, Details)
Von Ursula Quass
Manchmal ist die Angst am Markt so groß, dass schon das Ausbleiben der schlimmsten Befürchtungen für einen Kurssprung sorgt: So auch bei der Software AG, Deutschlands zweitgrößtem Software-Konzern hinter Branchenprimus SAP. Nachdem der TecDAX-Konzern am Donnerstag bei der Vorlage seiner Drittquartalszahlen trotz einer herben Enttäuschung bei den so wichtigen Lizenzumsätzen seine Jahresprognose bestätigt hatte, schoss der Kurs der Darmstädter deutlich nach oben. Am Mittag handelte die Aktie knapp 6 Prozent im Plus bei 27,30 Euro. Ein vergleichbares Szenario hatte sich am Montag schon bei SAP eingestellt.
"Das ist hier der gleiche Effekt wie bei SAP", sagte ein Händler. "Man hatte ähnlich wie bei SAP eine latente Prognosesenkung im Hinterkopf", bekräftigte ein anderer. Dass eine solche nun ausgeblieben sei, sorge für Entspannung und das entsprechende Kursplus. "Zudem hat sich der CEO sehr bullisch in der Telefonkonferenz geäußert, was auch plausibel klang." So hatte Vorstandschef Karl-Heinz Streibich vor Analysten schon für das bereits laufende vierte Quartal wieder steigende Lizenzumsätze angekündigt. Lizenzumsätze werden deshalb so stark beachtet, weil sie für die Zukunft stabile Wartungsumsätze garantieren.
Der Umsatz mit Produkten zur Analyse und Verarbeitung großer Datenmengen (Big Data) soll sich bis Jahresende verdoppeln, auch die "Pipeline" insgesamt sei "stärker als je zuvor", betonte das Konzernmanagement. Ohnehin sei das Weihnachtsquartal traditionell das stärkste in der Software-Branche. "Wir stehen am Anfang einer langen Wachstumsstory", betonte Streibich. Dieser ist zwar für seinen unerschütterlichen Optimismus bekannt, diesmal nahm ihm der Markt seine Beteuerungen aber tatsächlich ab.
Entsprechend empfiehlt zum Beispiel die DZ-Bank die Aktie zum Kauf und sieht einen fairen Wert von 29 Euro. Einer der Händler ist noch optimistischer: Technisch habe die Aktie noch Luft bis 31 Euro. Daher gebe es genügend Kurspotenzial, um Kunden zum Kauf der Aktie zu raten.
Dabei macht der Software AG die Neuausrichtung ihres Geschäfts weg vom traditionellen Datenbank-Business hin zu modernen Produkten wie der Analyse und Verwaltung von Geschäftsprozessen unübersehbar zu schaffen. Hohe Ausgaben für Vertrieb und Marketing drückten auch im dritten Quartal schwer auf das Ergebnis. Immerhin aber die prinzipielle Richtung stimmt: Die Wachstumssparte Business Process Excellence (BPE) wächst stark. Allerdings schrumpfen die wichtigen Lizenzumsätze wie auch der Gesamtumsatz des TecDax-Konzerns und verfehlten die Markterwartungen klar.
Der zukunftsträchtige BPE-Bereich legte zweistellig zu und schraubte sich auf eine neue Höchstmarke. Eine positive Überraschung war das aber nicht: Mit einem BPE-Produktumsatz von 114,3 Millionen Euro liegt die Software AG sogar leicht unter den Erwartungen von 115 Millionen Euro. Wichtig für die Zukunft ist aber vor allem, dass die BPE-Lizenzumsätze weiter wachsen. Von Juli bis September war die Software AG hier auf einem sehr guten Weg: Um ein Viertel legten diese zu. Rechnet man negative Währungseffekte heraus, steht sogar ein Plus von einem Drittel in den Büchern.
Gleichzeitig schrumpfte das traditionelle Datenbank-Business (ETS) um gut ein Viertel. "Der Rückgang bei ETS fiel im dritten Quartal schwächer aus, als wir das selbst erwartet hatten", räumte Streibich im Interview mit dem Wall Street Journal Deutschland ein. Zudem wird das SAP-Consultinggeschäft weiter reduziert: Angesichts der Fokussierung auf die Prozessberatung im deutschsprachigen Raum stießen die Darmstädter nach den nordamerikanischen Aktivitäten zum Jahresanfang nun auch das diesbezügliche Geschäft in der Slowakei, Tschechien und Ungarn ab. Das SAP-Consulting werde selbst darüber hinaus noch zurückgefahren werden, kündigte Streibich im Gespräch mit dem Wall Street Journal Deutschland an. Details nannte er aber auch auf Nachfrage nicht.
Angesichts der hohen Restrukturierungskosten und wegfallenden Umsätzen durch die Reduzierung der SAP-Aktivitäten wie auch des schrumpfenden ETS-Geschäfts steht alles in allem ein dicker Gewinnrückgang in den Büchern: Das Nettoergebnis brach um ein Viertel auf 31,1 Millionen Euro ein.
Entscheidend für den Markt war das am Donnerstag aber alles nicht. Dort starrten alle gebannt auf die schon im Vorquartal mit einem Fragezeichen versehene Prognose. Zwar erneuerte das Unternehmen auch aktuell seine Warnung, dass angesichts des zunehmend schwierigen Marktumfelds wohl eher das jeweils schlechtere Ende der Spannweiten erreicht werden wird. Mit einem währungsbereinigten BPE-Umsatzwachstum von 16 bis 22 Prozent und einem Rückgang des ETS-Geschäfts um 4 bis 9 Prozent liegt die Software AG aber immer noch innerhalb ihrer Ziele - und die Anleger griffen zu.
Mitarbeit: Michael Otto Denzin
Kontakt zur Autorin: ursula.quass@wsj.com
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October 24, 2013 06:13 ET (10:13 GMT)
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