22.02.2017 10:58:43

UPDATE/RWE versucht mit Dividendenversprechen Investoren zu beruhigen

   --RWE will Investoren für 2016 keine Dividende auf Stammaktien zahlen

   --Für 2017 und folgende Jahre verspricht RWE mindestens 50 Cent pro Stammaktie

   --Konzern kann Verschuldung deutlich reduzieren

   (NEU: Einschätzung Analysten, Verschuldung, Details)

   Von Christian Grimm

   BERLIN (Dow Jones)--Hohe Abschreibungen und die Belastungen durch die Zahlungen an den Atomfonds haben bei dem Energiekonzern RWE im vergangenen Jahr zu hohen Verlusten geführt. Der Vorstand des Unternehmens will deshalb für 2016 keine Dividende auf Stammaktien zahlen. Um Investoren nicht zu verprellen, versprechen die Essener aber für dieses und die folgenden Jahre eine Mindestdividende von 0,50 Euro je Anteilsschein.

   "Auch wenn uns die Entscheidung nicht leicht gefallen ist, sehen wir für eine Dividende auf Stammaktien für 2016 leider noch keinen Spielraum", erklärte Finanzvorstand Markus Krebber den Beschluss. An Besitzer von Vorzugsaktien sollen immerhin 13 Cent je Papier überwiesen werden.

   Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler nennt die Entscheidung eine Enttäuschung. Am Markt sei im Konsens mit 28 Cent pro Stammaktie gerechnet worden. "RWE kann die schlechte Nachricht aber teilweise mit dem Versprechen auf eine Mindestdividende auffangen", meint Hoymann. Beim aktuellen Kurs entspricht das einer Dividendenrendite von rund 3,7 Prozent.

Ein Schlag für die Kommunen in NRW

Der Kurs der RWE-Aktie gab im Handel zunächst um 1,5 Prozent nach, kam aber zurück und liegt am Vormittag bei 13,46 Euro nur noch leicht im Minus. Vor allem für die klammen Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die an dem Stromkonzern beteiligt sind, ist der Verzicht auf eine Ausschüttung ein herber Dämpfer. Zuletzt hatten immer wieder Vertreter der Städte auf eine Dividende bestanden.

   Unter dem Strich steht bei dem Versorger für 2016 ein Minus von 5,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Im Jahr zuvor summierte sich der Fehlbetrag auf nur 200 Millionen Euro. "Das schwierige Marktumfeld hat außerplanmäßige Wertberichtigungen erforderlich gemacht. Hinzu kommt eine hohe Einmalbelastung aus dem Kernenergiefonds", erklärte RWE-Chef Rolf-Martin Schmitz.

   Auf den eigenen Kraftwerkspark, mit dem sich wegen der Energiewende weniger Geld verdienen lässt, musste der Versorger 4,3 Milliarden Euro abschreiben. Der Löwenanteil von 3,7 Milliarden Euro entfiel dabei auf die Anlagen in Deutschland, der Rest auf Turbinen in Großbritannien, den Niederlanden und der Türkei. Im Jahr zuvor hatte RWE nur 2,1 Milliarden Euro abgeschrieben.

Zahlung an den Atomfonds bis Mitte des Jahres Das Ergebnis wurde außerdem durch die zu zahlenden Mittel an den öffentlich-rechtlichen Atomfonds belastet, der im Gegenzug dafür die Verantwortung für Zwischen- und Endlagerung des Atommülls aus den RWE-Meilern übernimmt. Der Energieerzeuger will den auf das Unternehmen entfallenden Gesamtbetrag von 6,8 Milliarden Euro zum 1. Juli entrichten.

   Als einen Erfolg des Managements wertet es Metzler-Fachmann Hoyman, dass es RWE gelungen ist, die Verschuldung deutlich um 2,8 Milliarden Euro auf 22,7 Milliarden zu senken. "Das sind 2 Milliarden mehr als ich auf dem Zettel hatte", sagt er. Aus seiner Sicht verbessert der Schuldenabbau den Fair-Value von RWE.

   Gleichzeitig hat RWE die operativen Ziele für 2016 trotz des schwierigen Geschäfts im Energiesektor erreicht. Nach vorläufigen Konzernabschlusszahlen erwirtschaftete das Unternehmen ein bereinigtes EBITDA von 5,4 Milliarden Euro. Im Jahr davor waren es noch 1,6 Milliarden Euro mehr. Das bereinigte EBIT belief sich 2016 auf 3,1 Milliarden, so dass sich ein bereinigtes Nettoergebnis von 0,8 Milliarden ergab.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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