23.06.2014 19:12:33

UPDATE: Oracle stemmt größte Übernahme seit 2010

   -- Oracle zahlt 5,3 Milliarden für Kassensoftware-Anbieter MICROS Systems

   -- Analysten sehen Zukauf positiv

   (Neu: Analystenkommentar, S&P-Einschätzung, Kontext zu Micros Systems)

   Von Dana Cimilluca und Shira Ovide

   Der US-Softwarekonzern Oracle verschafft sich mit einem Milliardenzukauf Zugang zu den Kundensegmenten der Einzelhändler und Restaurantbetreiber. Der SAP-Wettbewerber erwirbt das Unternehmen Micros Systems für rund 5,3 Milliarden US-Dollar. Micros verkauft Internet-basierte Kassensysteme und bietet zahlreiche Dienstleistungen und Softwareprogramme für Ladenbesitzer und Betreiber von Restaurants.

   Der Zukauf ist der größte seit dem Jahr 2010 für Oracle. Damals hatte der Datenbankspezialist für 7,4 Milliarden Dollar den Serverhersteller und Java-Entwickler Sun Microsystems gekauft.

   Für Micros bietet der SAP-Wettbewerber nun 68 Dollar je Aktie. Das ist zwar nur ein kleiner Aufschlag auf den Aktienkurs vom Freitag. Die bevorstehende Transaktion war jedoch bereits vergangene Woche durchgesickert und hatte der Micros-Aktie schon im Vorfeld ordentlich Schub gegeben.

   Der Zukauf fällt Oracle leicht. Der Softwarekonzern selbst ist schon 190 Milliarden Dollar wert und hat 39 Milliarden in bar und kurzfristig verfügbare Wertpapiere in der Kriegskasse. Es war schon immer die Strategie des Datenbankspezialisten, über Zukäufe neue Kundengruppen zu erschließen oder innovative Technologien ins Portfolio aufzunehmen.

   Mit der Übernahme des Softwareherstellers wird Oracle nach Einschätzung von Analysten ein stärkeres Standbein in Einzelhandel und Gastgewerbe bekommen. FBR glaubt, dass diese Akquisition nur der Beginn einer Übernahmewelle sein könnte. Oracle "benötigt schnellstmöglich mehr Treibstoff im Motor, um das Umsatzwachstum zu befeuern", so die Investmentbank. Konzernchef Larry Ellison habe noch viel Arbeit vor sich, um auch im Cloud-Bereich stärker anzugreifen.

   Der Micros-Deal sei ein "Schritt in die richtige Richtung" und biete eine Ergänzung zur bestehenden E-Commerce-Plattform. Außerdem seien dies potenzielle Lösungen, um die aufkommende Bedrohung durch SaaS (Software as a Service)-Anbieter abzuwehren.

   Auch die Ratingagentur S&P bewertete die Übernahme positiv. Der Zukauf werde Oracles Marktposition in der Hotel- und Gastgewerbebranche stärken, teilt das US-Unternehmen mit. Auf das Rating hat die Akquisition keine Auswirkung.

   Der Marktführer hat nach eigenen Angaben rund 567.000 Kunden in mehr als 180 Länder - darunter Hotels, Casinos, Restaurants, Einzelhändler und Unternehmen der Freizeit- und Unterhaltungsbranche. Das Unternehmen stellt Software wie Hardware bereit, die das Kassensystem ersetzen. Zudem stellt das Unternehmen Tablets für Restaurants her, auf denen das Menü angezeigt und bestellt werden kann.

   Die Software bietet das Unternehmen mit Sitz in Columbia (US-Bundesstaat Maryland) auch als Cloud-Lösung - also über das Internet bezogen an. Cloud-Softwarelösungen sind ein Bereich, in dem sowohl Oracle als auch der Konkurrent SAP AG vor allem durch Zukäufe wachsen.

   Micros Systems ist auf einem Wachstumsmarkt aktiv - und konnte zuletzt davon profitieren. Im dritten Quartal 2014, das am 31. März endete, wies das Unternehmen einen Umsatz von 349 Millionen US-Dollar aus - 10,7 Prozent oder 33,9 Millionen Dollar mehr als im Vorjahresquartal. Insgesamt wies Micros im Geschäftsjahr 2013 einen Umsatz von 1,29 Milliarden Dollar aus. Auch beim Gewinn konnte Micros zulegen - um 16,1 Prozent auf 72 Cent je Aktie. Zum 30. Juni 2013 hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit 6.506 Vollzeitmitarbeiter.

   Der Markt der Kassensysteme ist in den vergangenen Jahren in Bewegung gekommen, weil neue Anbieter wie Square Inc in den USA und Payleven oder iZettle in Deutschland auf den Markt drängen. Die neuen Anbieter ermöglichen dank der Verbindung von billigen Kartenlesegeräten mit Smartphones und Tablets das Entgegennehmen von Kartenzahlungen zu sehr geringen Fixkosten an, sodass sich die Akzeptanz von EC- und Kreditkarten auch für kleine Gewerbetreibende lohnt. Micros bietet unter anderem eine Integration von Square in die eigenen Systeme an.

   Oracle ist als reiner Datenbankanbieter groß geworden, expandiert aber zunehmend in Richtung Unternehmenssoftware - ein klassisches Feld des deutschen Konkurrenten SAP. Gleichzeitig ist SAP mit der Echtzeitdatenbank HANA inzwischen selbst Datenbankanbieter und konkurriert damit auch mit dem Kerngeschäft von Oracle. Während SAP die mit dem Cloud-Softwaregeschäft erzielten Umsätze in den Quartalsberichten ausweist und in diesem Bereich stark wächst, macht Oracle diese nicht transparent.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   June 23, 2014 12:41 ET (16:41 GMT)

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