26.07.2007 13:27:00

UPDATE: ifo-Index und M3 ändern Erwartungen für EZB-Zinsen nicht

(Zusammenfassung) FRANKFURT (Dow Jones)--Ein anhaltend robustes Geschäftsklima in Deutschland und die hohe monetäre Dynamik im Euroraum haben an den Finanzmärkten die Erwartung gefestigt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins im September erneut um 25 Basispunkte anheben wird. Der vom Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung berechnete Index zum Geschäftsklima in der gewerblichen Wirtschaft sank vor dem Hintergrund eingetrübter Geschäftsperspektiven im erwarteten Ausmaß, das Wachstum der Geldmenge M3 beschleunigte sich dagegen etwas stärker als erwartet. Die meisten Bankvolkswirte gehen derzeit davon aus, dass die EZB im September abermals ihre Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben wird. Der wichtigste EZB-Zins würde dann auf 4,25% steigen. Ein darüber hinausgehender Zinsschritt wird erst für Anfang 2008 erwartet. Seit Dezember 2005 hat die Notenbank ihre Leitzinsen um insgesamt 200 Basispunkte angehoben. Nennenswerte Marktreaktionen lösten die Daten am Donnerstag nicht aus. Wie das ifo Institut mitteilte, sank der Geschäftsklimaindex auf 106,4 Punkte, nachdem er im Vormonat noch bei 107,0 notiert hatte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf dieses Niveau erwartet. Der Index zur Beurteilung der aktuellen Lage verringerte sich moderat auf 111,3 Punkte, im Vormonat hatte er bei 111,4 gelegen. Die Erwartungskomponente wurde auf 101,8 nach 102,8 im Juni beziffert. Damit beurteilten die befragten Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage nahezu ebenso positiv wie zuvor, schätzten die Geschäftserwartungen aber vor dem Hintergrund eines gestiegenen Euro-Wechselkurses, hoher Ölpreise und gestiegener Zinsen etwas schwächer ein. Trotz des zum zweiten Mal in Folge eingetrübten Geschäftsklimas erwartet das ifo Institut weiterhin eine Fortsetzung des Aufschwungs. "Wir gehen weiter von einer robusten Konjunktur im zweiten Halbjahr aus, rein rechnerisch müsste sich die Konjunktur sogar etwas beschleunigen und das bestätigt auch unsere Annahme, dass wir etwa 2,6% Wachstum in diesem Jahr haben werden", sagte der ifo- Konjunkturexperte Gernot Nerb. Bankvolkswirte hoben hervor, dass der Rückgang hauptsächlich auf der erwarteten Verlangsamung des Wirtschaftswachstums beruht habe. Andreas Scheuerle von der Deka-Bank erklärte, eine Moderation des Wachstums sei sogar gewünscht, die EZB habe die Zinszügel angezogen, um etwas Tempo aus dem Aufschwung zu nehmen. "Käme es nicht zu dieser Normalisierung, so würde die EZB die Zinsen wohl noch stärker anziehen müssen als bislang erwartet wird", erläuterte Scheuerle. Keine Entwarnung kann aus Sicht der EZB von monetärer Seite gegeben werden, denn das Geldmengenwachstum hat sich im Juni nochmals beschleunigt. Wie die EZB mitteilte, stieg die M3-Jahresrate auf 10,9% von 10,6% im Mai und lag damit nur knapp unter dem im März erreichten 24-Jahreshoch von 11,0%. Für den gleitenden Dreimonatsdurchschnitt wurde ein unverändertes Wachstum von 10,6% ausgewiesen. Das Geldmengenwachstum lag damit weiterhin sehr deutlich über dem EZB- Referenzwert für eine preisstabilitätsgerechte Entwicklung, der 4,5% beträgt. Im Mai war M3 auf Jahressicht und in der Dreimonatsrate um 10,6% gestiegen. Auf Monatssicht legte M3 im Juni um 0,8% zu. Bankvolkswirte hatten im Vorfeld für die Jahresrate einen Wert von plus 10,7% und für die Dreimonatsrate einen unveränderten Wert von plus 10,6% vorhergesagt. Luigi Speranza von BNP Paribas verwies darauf, dass die höhere monetäre Dynamik von zahlreichen Komponenten getragen werde, auch von der Kreditvergabe an den privaten Sektor, die um 10,8% auf Jahressicht zulegte. Zudem erhöhte sich die Wachstumsdynamik des eng gefassten Aggregats M1 wieder - von 5,9% auf 6,1%. Er gehe davon aus, dass die M3-Daten weiter für "hawkishe" Töne im EZB-Rat sorgen werden, sagte Speranza. Michael Schubert von der Commerzbank meinte hingegen, wesentlich für das hohe M3-Wachstum seien weiterhin Termingeldeinlagen und Geldmarktfonds, deren Wachstum auf die höheren Zinsen zurückzuführen seien. Es wäre paradox, hierauf mit weiteren Zinsanhebungen zu reagieren. -Von Hans Bentzien und Peter Trautmann, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69/297 25-300, konjunktur.de@dowjones.com DJG/ptt/hab (END) Dow Jones Newswires

   July 26, 2007 07:26 ET (11:26 GMT)

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