17.06.2015 22:22:45

UPDATE/Fed signalisiert flacheren Zinspfad

   --Fed senkt Wachstumsprognose für 2015 spürbar

   --Gremium fasst einstimmigen Zinsbeschluss

   --Fed lässt Zeitpunkt der Zinswende weiter offen

   --Analysten vermissen neue Informationen

   (NEU: Yellen-Pressekonferenz, Analysten, Marktreaktionen)

   Von Jon Hilsenrath und Andreas Plecko

   WASHINGTON (Dow Jones)--Die US-Zentralbank fasst die seit einiger Zeit immer wieder aufgeschobene Zinswende fester ins Auge, jedoch könnte der Zinspfad etwas flacher ausfallen als von den Geldpolitikern bislang angenommen. Die meisten Währungshüter gehen von einer oder zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr aus, nun da sich die Konjunktur nach einem schwachen Start ins Jahr gefestigt und die Lage am Arbeitsmarkt verbessert hat.

   "Bislang sind die Bedingungen für eine erste Zinserhöhung noch nicht gegeben", sagte Fed-Chefin Yanet Yellen bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Ratssitzung. "Aber die meisten Ratsmitglieder halten eine Zinserhöhung in diesem Jahr für angemessen." Yellen riet, die Beobachter sollten sich nicht so sehr auf die erste Straffung konzentrieren, sondern auf den Verlauf des gesamten Zinspfades.

   Die Median-Schätzung für den Leitzins im Jahr 2016 sank auf 1,625 Prozent von 1,875 Prozent im März. Für 2017 wurde die Schätzung auf 2,875 Prozent von 3,125 Prozent zurückgeschraubt.

   Auch die Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) wurde für dieses Jahr deutlich zurückgenommen. Die Fed rechnet jetzt nur noch mit einem BIP-Zuwachs von 1,8 bis 2,0 Prozent. Im März hatte die Prognose noch bei 2,3 bis 2,7 Prozent gelegen.

   In ihrem Kommunique erklärten die Währungshüter, die US-Wirtschaft sei in ein moderates Wachstum übergegangen. Auch die Konsumausgaben der privaten Haushalte hätten moderat angezogen und der Häusermarkt verzeichne einige Verbesserungen.

   Die Fed-Vertreter bekräftigen ihre Aussage, dass sie den Leitzins erst erhöhen werden, wenn sie zuversichtlich sind, dass die Inflation sich auf das Ziel von 2 Prozent zubewegt und die Bedingungen am Arbeitsmarkt sich verbessern.

   "Die Fed entscheidet von Sitzung zu Sitzung über die Zinsen", sagte Yellen in der Pressekonferenz. "Die Beschlüsse der Fed hängen von den Daten in den nächsten Monaten ab." Es werde keinen "mechanischen Ansatz" bei den Zinserhöhungen geben.

   Eine niedrige Inflationsrate und eine allgemeine Wirtschaftsschwäche hatten die Pläne der Fed bisher durchkreuzt, schon im Juni die Zinswende einzuleiten. Viele Finanzmarktexperten gehen aber nun davon aus, dass die Fed im September oder spätestens zum Jahresende die geldpolitischen Zügel straffen wird. Die Zinsen liegen seit Ende 2008 nahe null.

   Der Beschluss, die Zinsen unverändert zu lassen, fiel einstimmig. Viele Experten hatten im Vorfeld erwartet, dass einige abweichende Stimmen geben würde.

   Die Fed tastet sich zurzeit auf Zehenspitzen an eine Straffung der Geldpolitik im Laufe dieses Jahres heran. Dabei stehen die Fed-Vertreter vor einem schwierigen Kommunikationsproblem. Auf der einen Seite wollen sie den Anlegern versichern, dass Zinserhöhungen, wenn sie kommen, wahrscheinlich allmählich und nicht ruckartig ausfallen. Andererseits wollen sie es vermeiden, wie in der Vergangenheit, Versprechen zu machen, wohin die Zinsen tendieren.

   Der Dollar reagierte mit spürbaren Abschlägen auf die Fed-Aussagen. Die US-Anleihen und die Aktienmärkte legten moderat zu.

   Viele Anleger begriffen das Statement der Fed als Bestätigung, dass die erste Zinserhöhung seit fast einem Jahrzehnt noch in diesem Jahr stattfinden wird. Doch einige Fondsmanager sagten, die erste Straffung sei an den Finanzmärkten bereits eingepreist, weshalb die Marktbeobachter darüber hinaus blickten.

   "Die Fed hat uns nicht viele neue Informationen gegeben", sagte Gary Pollack, Leiter des Anleihenhandels bei der Deutschen Bank in New York mit einem Portfolio von 12 Milliarden Dollar. "Wir nehmen mit, dass die Fed in diesem Jahr die Zinsen erhöhen wird, aber dass das Tempo der Straffung langsam sein wird."

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   June 17, 2015 15:51 ET (19:51 GMT)

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