23.10.2013 10:51:41

EZB fordert bei Banken-TÜV mindestens acht Prozent Eigenkapital

Von Christian Grimm

   FRANKFURT--Für die knapp 130 großen Banken sind die Gerüchte zur Gewissheit geworden. Die Europäische Zentralbank wird bei der anstehenden Bilanzprüfung mindestens 8 Prozent Eigenkapital einfordern. Das erklärte die EZB in ihrem mit Spannung erwarteten Schlachtplan für die Mammut-Untersuchung der Eurozone-Banken. "Eine Eigenkapitalquote von 8 Prozent (Tier1) bildet die Minimalanforderung für alle zu überprüfenden Banken", heißt es in der Mitteilung der Währungshüter.

   EZB-Präsident Mario Draghi nannte die umfassende Kontrolle von genau 128 Banken einen "wichtigen Schritt für Europa und die Zukunft der Euro-Wirtschaft". Die Geldhäuser stehen für 85 Prozent des gesamten Sektors im Euroraum. Der Startschuss für den Bilanz-TÜV, der gemeinsam mit den nationalen Aufsichtsbehörden bewerkstelligt wird, soll schon im November fallen. Die Notenbanker wollen sich dann aber Zeit nehmen und veranschlagen für die Prüfung 12 Monate. Sie wollen die Bücher der Geldhäuser genau unter die Lupe nehmen - und zwar die Aktiv- und die Passivseite.

   Für die Aktivseite betrifft das die Qualität der Vermögensbestände und der vergebenen Kredite, für die Passivseite vor allem die Robustheit des Eigenkapitals. Besonderes Augenmerk soll auch auf die Liquidität und die Gesamtverschuldung gelegt werden. Die EZB hat angekündigt, konservative Bewertungsstandards anlegen zu wollen.

   Bei der Einschätzung, wann ein Kredit als faul einzustufen ist, wollen die Prüfer die Standards der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA anwenden. Ein Kredit gilt dann als notleidend, wenn Zahlungen seit mehr als 90 Tagen überfällig sind oder der Schuldner seinen Pflichten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen wird.

   Sollten einige Institute den Test nicht bestehen, stellt die EZB schon heute klar, dass sie Gegenmaßnahmen erwartet. Dass heißt, dass die betroffenen Banken in diesem Fall neues Kapital auftreiben müssen. Vorrangig soll es von privaten Investoren kommen und nur im Notfall aus den Staatshaushalten.

   Das Land mit den meisten Banken, die sich dem TÜV unterziehen müssen, ist Deutschland. Insgesamt stehen 24 Geldhäuser auf der Liste, darunter natürlich die Deutsche und die Commerzbank. Auch alle Landesbanken, die Pleitebank Hypo Real Estate und beispielsweise die Apotheker- und Ärztebank sowie die VW-Bank gehören dazu. "Die Prüfung stellt sicher, dass vor dem Start der EZB-Aufsicht Transparenz herrscht, was etwaige Risiken und Lasten angeht", sagte die Chefin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Elke König.

   Der Bilanzprüfung folgt als abschließendes Element ein Stresstest, der simulieren soll, ob die Geldhäuser einem Schock an den Finanzmärkten und einer langen Krise standhalten können. Den Stresstest will die EZB gemeinsam mit der EBA durchführen.

   Die Testrunde ist der erste Schritt zur gemeinsamen Aufsicht unter den Augen der EZB. Dazu hatten die EU-Finanzminister vergangene Woche endgültig grünes Licht gegeben. In Brüssel und den Hauptstädten hofft man, dass die neue EZB-Abteilung in gut einem Jahr ihre Arbeit aufnehmen kann.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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   October 23, 2013 04:19 ET (08:19 GMT)

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