30.04.2014 14:01:34
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UPDATE: E.ON-Aktionäre verlieren das Verständnis
-- E.ON-Chef Teyssen wirbt um Verständnis für schwierige Konzernlage
-- Aktionäre aber sind teils unzufrieden mit Vorstandsleistung
-- E.ON bestätigt Ausblick für das Geschäftsjahr 2014
-- Teyssen sieht weiter Investitionschancen in Russland
(NEU: Weitere Details, Aktionärskommentare und Vorstandsantworten)
Von Hendrik Varnholt
ESSEN--Deutschlands größter Energiekonzern E.ON gibt sich zerknirscht angesichts der Auswirkungen der Energiewende, doch die Aktionäre des Versorgers verlieren teils die Geduld: Anlegervertreter haben während der Hauptversammlung in Essen den "ungebrochenen Abwärtstrend" bei dem Unternehmen kritisiert, dem Vorstand eine "schlechte Leistung" attestiert und Visionen für die Zukunft eingefordert. E.ON gehe "nach wie vor durch eine schwierige Phase", gab Konzernchef Johannes Teyssen am Mittwoch vor den Anteilseignern zu. Besonders im europäischen Stromerzeugungsgeschäft sei die Situation weiter "kritisch". E.ON will die Dividende für das vergangene Geschäftsjahr vor dem Hintergrund von zuvor 1,10 Euro je Aktie auf nur noch 60 Cent kürzen.
Bei dem Versorger zeigt sich damit immer deutlicher die von der Energiewende ausgelöste Not: Die einst hoch lukrativen Kraftwerke des Unternehmens sind teils nur noch schlecht ausgelastet und müssen den Strom zu schrumpfenden Großhandelspreisen abgeben. Unter anderem deshalb hat sich der nachhaltige Konzerngewinn des Unternehmens im vergangenen Jahr von 4,17 Milliarden Euro im Vorjahr auf nur noch 2,24 Milliarden Euro beinahe halbiert.
Manchem Hauptversammlungsredner fehlte dafür das Verständnis: E.ON stehe im Vergleich mit anderen Versorgern zwar nicht schlecht, doch "bei weitem noch nicht gut" da, sagte Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Angesichts der Vorstandsvergütung in Milliardenhöhe sprach Aktionär Bernd Günther gar von "Einkassiererei für schlechte Leistung". Es gehe nicht, "wie der Vorstand hier hantiert". "Dagegen müssen wir rebellieren", forderte der streitbare Anteilseigner.
"Kein Vorstand kann mit rückläufigen Ergebnissen zufrieden sein", sagte Unternehmenschef Teyssen. Er verwies gleichwohl auf Fortschritte in Konzernsparten abseits des konventionellen Stromerzeugungsgeschäfts: An der Öl- und Gasförderung etwa habe E.ON im vergangenen Jahr mehr als im Vorjahr verdient. Auch die Stromproduktion in Wind- und Solaranlagen erwirtschafte wachsende Gewinne. Zudem habe E.ON im ersten Quartal dieses Jahres eine Trendwende im deutschen Vertriebsgeschäft erreicht. In den ersten drei Monaten des Jahres habe das Unternehmen in Deutschland rund 17.000 Kunden hinzugewonnen.
Außer seinen europäischen Kraftwerken bereitet E.ON derzeit aber das Geschäft in mehreren ausländischen Märkten Schwierigkeiten. In Russland etwa sei durch den Wertverfall des Rubels das Ergebnis im vergangenen Jahr in Euro umgerechnet um 6 Prozent geschrumpft, sagte Teyssen. Die Ukraine-Krise allerdings habe bislang keine Auswirkungen: "Wir arbeiten weiterhin gut mit unseren russischen Partnern, Kunden und Mitarbeitern zusammen", berichtete der Konzernchef.
Das Geschäft in Russland ist nach den Worten von Teyssen derzeit für rund 7 Prozent des Konzernergebnisses verantwortlich. Glaubt man dem E.ON-Chef, könnte der Anteil trotz der politischen Spannungen steigen: Teyssen rechnet in Russland mit Wachstum. Im Jahr 2015 werde das Unternehmensergebnis in dem Land voraussichtlich wegen der Inbetriebnahme eines Großkraftwerks steigen, sagte er. Sogar weitere Ausgaben hält Teyssen in dem Land für möglich. "Wir sehen in Russland Investitionschancen."
E.ON leidet im Ausland zudem unter dem niedrigen Wert der türkischen Lira und dem Zusammenbruch der brasilianischen Batista-Gruppe, die E.ONs Partner beim Einstieg in das südamerikanische Energiegeschäft hatte sein sollen. Bei den Aktionären sorgte die Entwicklung am Mittwoch teils für Empörung: Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment forderte mehr Transparenz bei den Auslandsinvestitionen. "In der Fremde teuer kaufen und billig verkaufen schafft keine Werte für die Eigentümer", warnte er. Er sehe "die Gefahr, dass E.ON mit zunehmender Abhängigkeit von volatilen Märkten dem konservativen Risikoprofil seiner Anleger nicht mehr gerecht wird". Aktionär Günther sprach gar von "Mist im Ausland". Er beantragte zudem eine Sonderprüfung zu den jüngsten Beteiligungsverkäufen von E.ON.
Größte Sorge des Konzerns aber bleibt die Energiewende in Deutschland: Teyssen forderte abermals schnelle Korrekturen an der Förderung der Energieerzeugung aus Wind und Sonne. Derzeit bestünden "aberwitzige Paradoxien". Strom aus Wind und Sonne werde selbst dann gefördert, wenn er nicht in die überfüllten Netze aufgenommen werden könne.
Unter anderem vor dem Hintergrund erneuerte Teyssen in Essen den schon früher formulierten Ausblick, nach dem der nachhaltige Konzernüberschuss des Konzerns im angefangenen Jahr auf einen Wert zwischen 1,5 und 1,9 Milliarden Euro schrumpfen soll. An der Kennzahl bemisst E.ON die Gewinnausschüttung. Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) rechnet der Konzern weiter mit einem Ergebnis zwischen 8,0 und 8,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2013 hatte die operative Kennzahl 9,3 Milliarden Euro betragen. Dies bedeutete vor allem wegen mehrerer Sondereffekte schon einen Rückgang um 1,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr.
Über die weitere Zukunft äußert sich E.ON bislang nicht: Auch auf Nachfrage gab sich Konzernchef Teyssen während der Hauptversammlung verschlossen über die Zeit nach dem angefangenen Jahr. Schmallippig blieb der Vorstand zudem auf Fragen nach möglichen Spartenverkäufen. Fondsmanager Speich sagte, das Öl- und Gasfördergeschäft werde bei E.ON offenbar "nicht mehr so strategisch gesehen". Eine Antwort auf die Frage, ob E.ON ähnlich wie RWE einen Verkauf des entsprechenden Konzernteils plant, erhielt er nicht.
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
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April 30, 2014 07:28 ET (11:28 GMT)
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