18.04.2016 15:38:46
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UPDATE/Braunkohle-Verkauf an EPH ist für Vattenfall teurer Deal
--Vattenfall kündigt Abschreibungen von bis zu 2,9 Milliarden Euro an
--Schwedische Regierung muss Transaktion noch zustimmen
--EPH übernimmt alle Verpflichtungen und Rückstellungen
(NEU: Weitere Details)
Von Jenny Busche
FRANKFURT (Dow Jones)--Vattenfall hat nach langer Suche einen Abnehmer für seine Braunkohlesparte gefunden: Der tschechische Energiekonzern EPH übernimmt gemeinsam mit dem Finanzinvestor PPF die Kraftwerke und Tagebaue in Ostdeutschland, wie die beiden Unternehmen am Montag mitteilten. Für Vattenfall handelt es sich dabei aber um einen teuren Deal. Der Konzern kündigte für das zweite Quartal Abschreibungen von bis zu 2,9 Milliarden Euro an.
EPH wird den Angaben zufolge alle Assets, Verpflichtungen und Rückstellungen von Vattenfall übernehmen. Die Braunkohle-Aktivitäten werden mit Barmitteln von rund 1,7 Milliarden Euro ausgestattet. Dieses Geld dürfte EPH in den nächsten Jahren brauchen, um die Verluste auszugleichen, die die Anlagen angesichts der niedrigen Börsenstrompreise wohl schreiben werden. Für Vattenfall wäre es deshalb nach eigenen Erwartungen noch verlustreicher gewesen, die Anlagen zu behalten.
Milliardenkosten für Ausstieg aus Braunkohle erwartet Die Rückbauverpflichtungen, die EPH übernimmt, werden gegenwärtig mit 2 Milliarden Euro bewertet. Insider gehen davon aus, dass sich die Kosten für den Ausstieg aus der Braunkohle und die Rekultivierung der Abbauflächen in den nächsten Jahrzehnten auf mehr als 3,5 Milliarden Euro belaufen könnten. In der Politik war zuletzt die Sorge gewachsen, dass die Abwicklung des Geschäfts den Steuerzahler am Ende viel Geld kosten könnte.
EPH verwies in der Mitteilung auf seine Erfahrung auf dem deutschen Markt. Dem Konzern gehört die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag), die Braunkohle in Sachsen und Sachsen-Anhalt fördert. EPH sei ein verlässlicher Besitzer, hieß es. Der Konzern beabsichtige auch, die laufenden Arbeitsverträge zu übernehmen. Vattenfall beschäftigt in seiner Braunkohlesparte rund 7.500 Mitarbeiter. Die Aktivitäten von Mibrag und Vattenfall will der Konzern getrennt weiterführen. Den Angaben von Vattenfall zufolge darf EPH in den ersten drei Jahren nach der Übernahme keine Dividende ausschütten oder Rückstellungen auflösen.
Der schwedische Staat muss dem Deal noch zustimmen, ebenso die zuständigen Aufsichtsbehörden. Die Transaktion soll im dritten Quartal abgeschlossen werden.
EPH hat sich gegen Czech Coal und Steag durchgesetzt EPH hat sich gegen den tschechische Konkurrenten Czech Coal sowie den Stadtwerke-Verbund Steag durchgesetzt, der laut Insidern gemeinsam mit dem Finanzinvestor Macquarie eine Stiftungslösung vorgeschlagen hatte. Der größte tschechische Energiekonzern CEZ hatte sich vorher aus dem Bieterprozess zurückgezogen.
Vattenfall hatte die fünf Tagebaue und drei Kraftwerke sowie die Hälfte der Anteile an einer weiteren Anlage im Herbst 2014 zum Verkauf gestellt, um seinen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Seitdem haben sich die Bedingungen für eine Veräußerung aber erheblich verschlechtert: Die Börsenstrompreise sind angesichts des Ausbaus der erneuerbaren Energien stark gesunken.
Kontakt zum Autor: jenny.busche@wsj.com
DJG/jen/kla
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April 18, 2016 09:08 ET (13:08 GMT)
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