26.08.2013 10:53:32

UPDATE: Amgen übernimmt Bayer-Partner Onyx für 10,4 Mrd USD

   --Suche nach Weißen Ritter für Onyx schlägt fehl

   --Onyx willigt in Übernahme ein

   --Krebsmarkt gewinnt an Bedeutung

   (NEU: Details)

   Von Dana Cimilluca und Jonathan D. Rockoff

   Amgen kommt mit seiner Übernahmeofferte für Onyx Pharmaceuticals nun doch zum Zuge: Der US-Biotechkonzern hat die Offerte für den Krebsmittelspezialisten um knapp 20 Prozent auf 10,4 Milliarden US-Dollar erhöht. Das Onyx-Management, lange spröde gegenüber den Avancen Amgens, stimmte der Offerte zu. Die Übernahme soll im vierten Quartal abgeschlossen werden. Die Regulierungsbehörden müssen die Transaktion noch genehmigen.

   Die Barofferte, die Onyx mit 125 Dollar je Aktie bewertet, ist die jüngste Wette auf das erwartete Wachstum in der Krebstherapie. Onyx hat selbst ein vielversprechendes Medikament in der Pipeline, dazu kommen Partnerschaften mit dem deutschen Chemie- und Pharmakonzern Bayer sowie dem US-Konzern Pfizer.

   Die Kooperation mit den Leverkusenern dürfte von einer Übernahme der in Kalifornien ansässigen Onyx unberührt bleiben - so sieht es zumindest eine früher geschlossene Vereinbarung zwischen den Partnern vor. Die Unternehmen arbeiten bei den beiden Krebsmedikamenten Nexavar sowie Stivarga zusammen. Stivarga, dem ein Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro zugetraut wird, gehört zu den wichtigsten neuen Produkten von Bayer.

   Der Kaufpreis, den Amgen jetzt auf den Tisch legt, ist allerdings niedriger als Investoren erwartet hatten, nachdem das Kaufinteresse Ende Juni erstmals bekannt wurde. Amgen hatte zunächst 120 Dollar je Anteil des Biotechunternehmens geboten, das für einen Käufer vor allem wegen seines Blutkrebsmittels Kyprolis mit Blockbuster-Potenzial attraktiv ist. Onyx gab Amgen eine Abfuhr, weil die Offerte deutlich zu niedrig und nicht im besten Interesse der Aktionäre sei, und suchte nach einem weißen Ritter.

   Wochenlang notierten die Onyx-Aktien daraufhin für mehr als 130 Dollar das Stück, nachdem ihr Kurs vor der Offerte bei unter 90 Dollar lag. Doch als sich abzeichnete, dass der von Onyx angestoßene Bieterkampf in der Branche weniger Interesse weckte als das Unternehmen erhofft hatte, gab der Kurs wieder nach. Die Aktie schloss am Freitag knapp unter 117 Dollar.

   Für langfristig orientierte Investoren wird sich die Übernahme auszahlen: Der Kaufpreis von 125 Dollar entspricht dem fünffachen des Kurses von vor fünf Jahren.

   Der Deal ist der jüngste Versuch eines Platzhirschen, mit der Übernahme eines auf die Entwicklung von Krebsmitteln spezialisierten Wettbewerbers einen größeren Marktanteil in einem der am schnellsten wachsenden Branchensegmente zu gewinnen. Dank wissenschaftlicher Fortschritte können heute neue Therapien für einst schwer zu behandelnde Erkrankungen entwickelt werden. Und die Arzneimittelhersteller können für zugelassene Therapien höhere Preise verlangen - für einige Medikamente 10.000 Dollar oder mehr pro Monat.

   Erst im Juni vereinbarte Johnson & Johnson den Kauf des kleinen US-Pharmaunternehmens Aragon für bis zu 1 Milliarde Dollar.

   Auch wenn Biotech-Deals sehr erfolgversprechend wirken, sind sie nicht ohne Risiken. Deshalb bevorzugen die großen Konzerne die Übernahme von Firmen, deren Medikamente bereits zugelassen und auf dem Markt sind.

   Mit der Akquisition der in San Francisco ansässigen Onyx erhält Amgen Zugriff auf das Blutkrebsmittel Kyprolis, das im vergangenen Jahr in den USA genehmigt wurde. Das Mittel erzielte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen Umsatz von 125 Millionen US-Dollar und soll bis 2015 auf 1 Milliarde Dollar jährlich kommen. Das soll Amgen helfen, Umsatzverluste zu überbrücken. Während der Absatz einiger Medikamente unter preiswerteren Konkurrenzprodukten leidet, brauchen andere, vielversprechende Wirkstoffe in der Pipeline noch Zeit bis zum Abschluss ihrer Entwicklung.

   Amgen setzt darauf, dass Kyprolis nach einigen aktuellen Tests eine erweiterte Zulassung erhält. Diese Tests sind allerdings mit Risiken behaftet, was auch bei den Akquisitionsgesprächen diskutiert worden sei, wie eine mit den Verhandlungen vertraute Person sagte.

   Abgesehen von einem Darmkrebsmittel mit geringeren Verkaufszahlen besteht Amgens Portfolio hauptsächlich aus Therapien wie den Verkaufsschlagern Neupogen und Neulasta. Sie helfen den Patienten, mit den Nebeneffekten der Chemotherapie und anderen Behandlungen besser zurechtzukommen. Im vergangenen Jahr erzielte der Biotechkonzern aus dem kalifornischen Thousand Oaks 17,3 Milliarden Dollar Umsatz. 40 Prozent davon werden mit Krebstherapien gemacht. Vier der neun Medikamenten, die Amgen in der fortgeschrittenen Entwicklung hat, sind Krebsmittel.

   Allerdings hat Amgen auch hier Rückschläge hinnehmen müssen. So stoppte das Unternehmen die Entwicklung eines Mittels gegen Bauchspeichedrüsenkrebs mangels Wirksamkeit.

   Der Kampf gegen den Krebs ist ein wichtiger Markt geworden. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 84 Milliarden Dollar mit Krebsmedikamenten umgesetzt. Nur mit Behandlungen des zentralen Nervensystems wurde laut Daten von EvaluatePharma mehr erzielt. Der Umsatz mit Krebsmitteln soll mit 8 Prozent pro Jahr schneller wachsen als der mit Präparaten für alle anderen Krankheiten und bis 2018 zum größten Markt der Pharmabranche werden.

   Daher schwenken große Pharmakonzerne verstärkt auf Krebsbehandlungen, zumal vieler ihrer bisherigen Umsatztreiber wie Herzmedikamente ihren Patentschutz verlieren.

   (Mitarbeit: Natali Schwab)

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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