08.04.2016 16:14:46

Unter EU-Parlamentariern regt sich Widerstand gegen Telekom-Vectoring

   Von Archibald Preuschat

   FRANKFURT (Dow Jones)-- Die Bundesnetzagentur in Deutschland konnte die Deutsche Telekom mit ihren Plänen für Vectoring überzeugen. Nun muss die EU-Kommission den Plan noch durchwinken. Doch bei deutschen EU-Parlamentariern regt sich Widerstand, sie wenden sich an EU-Kommissar Günther Oettinger.

   Kern der Vectoring-Technologie ist die Aufrüstung alter, ursprünglich für die Sprachtelefonie gedachter Kupferkabel, die dann Daten deutlich schneller transportieren können. Vectoring hat aber einen Haken: Die Technologie funktioniert nur, wenn ein Unternehmen sie exklusiv nutzt. Nach dem Einsatz von Vectoring auf den letzten Metern Kupferkabel zwischen den Kabelverzweigern und Häusern will die Telekom jetzt auch die Hauptverteiler mit Vectoring erschließen, die bislang auch von ihren Wettbewerbern genutzt werden konnten. Die Telekom verspricht sich vom Vectoring im Nahbereich die Versorgung von mehr Haushalten mit Datengeschwindigkeiten von mehr als 50 MBit pro Sekunde und hat der Bundesnetzagentur eine erhebliche Investitionszusage in Aussicht gestellt.

   Während die Verbände, in denen die Telekom-Wettbewerber organisiert sind, schon seit Monaten gegen die Telekom-Pläne Sturm laufen, regt sich jetzt auch Widerstand im politischen Brüssel. "Legt man zurückhaltende Berechnungen zu Grunde, die davon ausgehen, dass sich Datenvolumen bis 2020 vervierfacht, reicht der durch Vectoring ermöglichte Datendurchsatz schon in kurzer Zeit auch in der Fläche nicht aus, um entsprechende Bedarfe wettbewerbsgerecht zu decken", so Petra Kammervert, medienpolitische Sprecherin der SPD-Europaabgeordneten. "Besonders in ländlichen Regionen, die oft Standort deutscher Unternehmen sind, brauchen wir flächendeckend Breitbandkapazitäten, die über das 50 Megabit pro Sekunde-Ziel hinausgehen", so Sabine Verheyen, kommunal- und medienpolitische Sprecherin der CDU/CSU-EU-Abgeordneten.

   13 deutsche Abgeordnete aus CDU und SPD hätten sich daher in einem gemeinsamen Schreiben nochmals an Oettinger gewandt und ihn gebeten die Argumente, die gegen Vectoring sprächen nochmals eingehend zu prüfen, geht aus einer Erklärung der Europa-Parlamentarierinnen hervor.

   Ein Sprecher der Telekom wollte den Vorstoß der EU-Abgeordneten am Freitag nicht kommentieren, verteidigte gleichwohl den Standpunkt der Telekom: "Wir sehen nicht, wer einen flächendeckenden Glasfaserausbau finanzieren sollte. Hinzu komme eine mangelnde Zahlungsbereitschaft. Aber Vectoring ist gleichzeitig auch Glasfaserausbau, da die Hauptverteiler mit Glasfaser angebunden werden." Glasfaser erlaubt im Gegensatz zum Kupferkabel die Übertragung von ungleich höheren Datenmengen.

   Unterstütung für die EU-Abgeordneten kommt derweil vom Chef der deutschen Landesgesellschaft von Vodafone, Hannes Ametsreiter: "Eine Remonopolisierung verhindert Europas Weg in die Gigabitgesellschaft und führt allein dazu, dass Europa im Kupferzeitalter verharrt. Die Zukunft der Kommunikation braucht Gigabitgeschwindigkeiten. Deshalb hoffen wir, dass die EU-Kommission im Rahmen des Notifizierungsverfahrens noch einmal ein starkes Signal im Sinne eines gesunden, selbsttragenden und nachhaltigen Wettbewerbs gibt."

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/kla

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   April 08, 2016 10:14 ET (14:14 GMT)

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