Straffung geplant |
20.11.2019 17:59:00
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UNIQA mit EGT-Plus bis September und neuem Strategieprogramm - Aktie dreht knapp ins Minus
"Das soll ein klares Signal sein, dass wir bei uns selbst sparen wollen und uns effizienter aufstellen", sagte Brandstetter. Das Geschäftsmodell der UNIQA solle noch kundenorientierter werden. Eine neue organisatorische Aufstellung solle Kosten sparen helfen. Ob sich das auf den Personalstand auswirke, lasse sich noch nicht sagen. Die Gruppe zählte zuletzt 12.750 Mitarbeiter.
Für die Konzernstraffung sei jetzt der richtige Zeitpunkt, betonte der UNIQA-Chef: "Nutzen wir unsere gute Situation und Solvenzposition, um uns von einer sehr guten Ausgangsbasis aus erstklassig zu wappnen." Vorkehrungen zu treffen sei nötig wegen des Niedrigzinsumfelds - das massiven Druck auf die Kostensituation ausübe -, der ungewissen makroökonomischen Situation, der digitalen Veränderungen, der wachsenden Kosten durch die Regulatorik und die veränderten Kundenerwartungen. Es gehe um mehr Einfachheit und eine höhere Geschwindigkeit, "da wollen wir hin".
Am Dienstagabend haben Vorstand und Aufsichtsrat die Prüfung einer Zusammenführung der drei heimischen UNIQA-Gesellschaften beschlossen, damit die Gruppe effizienter gesteuert werden und kundennäher agieren kann. Dabei geht es um die UNIQA Insurance Group AG ("UIG"), die UNIQA Österreich Versicherungen AG ("UAT") und die UNIQA International AG ("UI") Sollte die Prüfung des Vorhabens positiv ausgehen, soll die Fusion bei der nächsten ordentlichen Hauptversammlung der UNIQA Insurance Group am 25. Mai 2020 den Aktionären zum Beschluss vorgelegt werden, hieß es in einer Aussendung. Die Verschmelzung soll danach bis Ende September 2020 im Firmenbuch eingetragen werden.
Der Aufsichtsrat der UNIQA Insurance Group hat am Dienstagabend auch die Zusammensetzung des künftigen Vorstands der Gruppe beschlossen: Andreas Brandstetter (CEO), Wolfgang Kindl (Kunde & Markt International), Peter Humer (Kunde & Markt Österreich), Klaus Pekarek (Kunde & Markt Bank Österreich), Peter Eichler (Personenversicherung), Kurt Svoboda (Finanzen & Riskmanagement), Wolf Gerlach (Operations), Erik Leyers (Data & IT), Ren? Knapp (HR & Marke). Es soll also die Zahl der Vorstandsmitglieder, die in den drei Gesellschaften schon 2016 von 22 gesenkt worden war und aktuell elf beträgt, auf neun sinken. Schon 2013 - vor der damaligen Mega-Kapitalerhöhung mit starker Streubesitzerhöhung ("Re-IPO") - und später 2016 war die Struktur gestrafft worden, damals wurden vier Erstversicherer fusioniert.
Heuer bis September hat der UNIQA-Versicherungskonzern das Ergebnis vor Steuern (EGT) um 2,4 Prozent auf 214,7 (209,6) Mio. Euro gesteigert, das sei über Plan. Den vorjährigen Einmalgewinn aus dem Casino-Anteils-Verkauf von 47,4 Mio. Euro herausgerechnet, stieg es von 162,2 Mio. Euro um 32,4 Prozent. "Das ist ein sehr sehr gutes Ergebnis. Wir sind sehr zufrieden", so der CEO. Das den UNIQA-Aktionären zurechenbare Konzernergebnis wuchs um 1,7 Prozent auf 167,1 Mio. Euro. Die verrechneten Prämien stiegen um 1,3 Prozent auf 4,10 Mrd. Euro. Die Combined Ratio (Schäden und Kosten gemessen an den Einnahmen) nach Rückversicherung verbesserte sich auf 95,9 (96,6) Prozent. Das Kapitalanlageergebnis sank um 2,3 Prozent auf 433,4 Mio. Euro, jedoch war der Vorjahresvergleich durch die 47,4 Mio. ao Casinos-Verkaufsgewinn aufgefettet.
In Schaden/Unfall nahm man bis September um 2,6 Prozent mehr ein (2,20 Mrd. Euro), im Gesamtjahr sollen es zwei Prozent Plus sein. Der Schadenaufwand sei in den drei Quartalen über dem Vorjahresvergleich gelegen, entspreche aber dem Schnitt der letzten sieben, acht Jahre, so Brandstetter. Im sonstigen S/U-Geschäft, dem privaten Schadengeschäft, sei die Entwicklung sehr gut gewesen. Diese tiefe Schadenquote habe es auch erlaubt, Reserven für die nächsten Monate als Risikopuffer anzulegen.
Die private Krankenversicherung brachte um 4,6 Prozent mehr ein (856 Mio. Euro), heuer sollen es insgesamt drei Prozent Zuwachs sein. Den Boom der Sparte erklärt sich der UNIQA-Chef damit, dass die Menschen - ähnlich wie beim Thema Pensionen - erkennen würden, dass man sich nicht allein auf das staatliche System verlassen solle, auch wenn dieses sehr gut sei. Vielen sei zum Beispiel freie Arztwahl, ein Einbettzimmer im Spital oder die Übernahme bestimmter Kosten einfach wichtig. Die UNIQA ist in der Privatkrankenversicherung mit über 1,2 Mio. Kunden und 47 Prozent Marktanteil der Marktführer in Österreich.
In der Lebensversicherung sanken die Einnahmen - wegen der niedrigzinsbedingt gedämpften Nachfrage - in den drei Quartalen um 3,7 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro, auch im Gesamtjahr wird es ein Minus geben, nach Einschätzung von Brandstetter ungefähr im Ausmaß von dreieinhalb Prozent. Mittelfristig wolle man das Minus in Leben aber "doch auffangen und wieder in Zuwächse kommen"; derzeit gebe es international und in Österreich aber mehr Abreifungen von Polizzen. Leistungseinschränkungen in Leben seien in Österreich kein Thema. Boomen würden alle Produkte, die mit Absicherungen gegen biometrische Risiken verbunden seien, wie Tod, Berufsunfähigkeit. Pushen wolle man Fondsgebundene Lebenspolizzen, "unsere Kunden sollen auch von den Aktienmärkten profitieren können". Heute betrage die Relation klassische zu Fondspolizzen 80 zu 20, längerfristig werde es Richtung 50:50 gehen. In Summe erwartet der Konzern für 2019 über alle Sparten rund ein Prozent Prämienplus.
Das EGT soll 2019 über dem um den Casinos-Effekt bereinigten Vorjahresergebnis liegen. "Wenn es im vierten Quartal keine besonderen Naturkatastrophen gibt, bestätigen wir den Ausblick klar", so der CEO zur APA. Und weiterhin beabsichtige man, die jährliche Ausschüttung je Aktie auch kommendes Jahr wieder zu erhöhen, bekräftigte der börsennotierte Konzern.
Die UNIQA-Aktien zeigten sich am Mittwoch knapp nach 11 Uhr an der Wiener Börse mit -0,06 Prozent (auf 8,75 Euro) knapp behauptet. Am Morgen notierten sie im Wiener Handel noch 0,57 Prozent tiefer bei 8,70 Euro. UNIQA-Titel tendierten zum Handelsschluss in Wien 0,23 Prozent höher bei 8,77 Euro.
(Schluss) sp/ed
APA
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