In den roten Zahlen |
17.08.2022 17:55:00
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Uniper-Aktie fällt deutlich: Uniper schreibt wegen gestiegenen Kosten im ersten Halbjahr kräftigen Verlust
Beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wurde ein Verlust von 564 Millionen Euro verbucht, nach einem Gewinn von 580 Millionen im Vorjahreszeitraum. Der bereinigte Konzernverlust lag bei 359 Millionen Euro, gegenüber einem Gewinn von 485 Millionen zuvor. Die wirtschaftliche Neuverschuldung stieg signifikant von 324 Millionen Euro Ende vergangenen Jahres auf 2,057 Milliarden per Ende Juni. Grund hierfür sind laut Mitteilung ein negativer Cashflow aufgrund der reduzierten russischen Gaslieferungen sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Liquidität im Gas- und Emissionsrechtegeschäft.
Der Konzernfehlbetrag von über 12 Milliarden Euro ergibt sich vor allem aufgrund von Derivatebewertungen und der Wertberichtigung von Geschäfts- oder Firmenwerten. Erwartete Verluste im Zusammenhang mit russischen Gaskürzungen für zukünftige Lieferperioden sind laut Mitteilung bereits im nicht-operativen Ergebnis berücksichtigt.
"Das Ergebnis für das erste Halbjahr 2022 wird bereits deutlich durch die verringerten Gaslieferungen aus Russland belastet", so Uniper-Finanzvorständin Tiina Tuomela. "Das volatile Umfeld lässt derzeit keine Ergebnisprognose in einer adäquaten Bandbreite für das laufende Geschäftsjahr zu. Wir erwarten aber infolge der deutlich reduzierten russischen Gaslieferungen ein negatives Ergebnis."
Das MDAX-Unternehmen hatte bereits Ende Juni wegen der hohen Kosten für Gas-Ersatzbeschaffungen seine Jahresprognose zurückgezogen und mitgeteilt, dass im ersten Halbjahr das bereinigte EBIT und der bereinigte Konzernüberschuss "signifikant" unter den Vorjahrswerten liegen werden.
Aufgrund der stark gestiegenen Kosten und massiv auflaufenden Verlusten war die deutsche Tochter des finnischen Fortum-Konzerns in erhebliche Schieflage gekommen und musste von der Bundesregierung im Juli durch ein Rettungspaket stabilisiert werden. Es sieht u.a. vor, dass der Bund im Zuge einer Kapitalerhöhung 30 Prozent an der Uniper SE übernimmt. Auch wurde ein KfW-Darlehen von 2 auf 9 Milliarden Euro aufgestockt.
Uniper schreibt täglich 60 Millionen Euro Verlust wegen Ersatz-Gas
Deutschlands größter Gasimporteur Uniper schreibt seit der Reduzierung der russischen Gasliefermengen Mitte Juni nach eigenen Angaben täglich im Schnitt über 60 Millionen Euro Verlust. Grund ist die Gas-Ersatzbeschaffung nach dem Ausfall eines Großteils der bisherigen russischen Lieferungen. Zeitweise lägen die täglichen Verluste sogar bei über 100 Millionen Euro, sagte Uniper-Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Vom 15. Juni bis Mittwoch hätten sich die Verluste auf insgesamt 3,8 Milliarden Euro summiert.
Uniper beliefert als Importeur mehr als 100 Stadtwerke und Industriefirmen. Um seine Verträge zu erfüllen, muss das Unternehmen wegen der Drosselung der russischen Lieferungen deutlich teureres Gas auf dem Markt kaufen. Um den Konzern zu stützen, wurde ein milliardenschweres Rettungspaket geschnürt.
Vom 1. Oktober an können Uniper und andere von den Lieferausfällen betroffene Gasimporteure 90 Prozent ihrer Ersatzbeschaffungskosten bei ihren Kunden geltend machen. Über die sogenannte Gasumlage sollen diese Kosten auf alle Gasverbraucher - Haushalte wie Firmen - umgelegt werden. Bis Anfang April 2024 haben aktuell zwölf Gasimporteure 34 Milliarden Euro an erwarteten Kosten geltend gemacht. Davon entfielen über 50 Prozent auf Uniper, sagte Maubach. Die genaue Summe nannte er nicht.
Uniper-Aktie sehr schwach nach Zahlenvorlage
Schwache Geschäftszahlen haben die Aktien von Uniper nach der jüngsten Stabilisierung am Mittwoch wieder unter Druck gesetzt. Der angeschlagene Energiekonzern sieht nach einem Milliardenverlust im ersten Halbjahr wegen ausbleibender russischer Gaslieferungen kurzfristig keine Besserung. Für 2022 rechnet er daher mit einem negativen Ergebnis, gab wegen des volatilen Marktumfelds aber keine konkrete Prognose ab. Im kommenden Jahr soll es Finanzchefin Tiina Tuomela zufolge zwar wieder bergauf gehen. Die Gewinnschwelle sei aber erst 2024 in Sicht.
Obwohl am Markt bereits mit hohen Halbjahresverlusten gerechnet worden war, sackten die Uniper-Titel bereits in den Anfangsminuten um zehn Prozent auf 6,975 Euro ab. Am Gesamtmarkt gingen die Anleger am Mittwoch nach gutem Lauf ebenfalls wieder in die Defensive, wie Kursverluste auch bei den Indizes der DAX-Familie zeigten. Die Uniper-Aktien behaupteten sich immerhin deutlich oberhalb des rund drei Wochen alten Rekordtiefs von 5,64 Euro. Der Kurs sackte als Schlusslicht im MDAX via XETRA um zeitweise rund neun Prozent unter 7 Euro ab. Zuletzt ging es um 12,13 Prozent abwärts auf 6,81 Euro.
Ein Händler sprach von einem erwartungsgemäß desaströsen Halbjahresbericht. Der Energiekonzern habe extrem schlechte Zahlen vorgelegt, konstatierte auch Analyst John Musk von der kanadischen Bank RBC. Negativ wertete sein Kollege Vincent Ayral von der US-Bank JPMorgan zudem geringere Erzeugungskapazitäten auf dem britischen Absatzmarkt. Doch immerhin vom Gasgeschäft gebe es bessere Nachrichten als zum Jahresbeginn, wenn man die Belastungen im Zusammenhang mit Russland herausrechne.
Einig waren sich beide Experten, dass der Fokus der Anleger stärker auf langfristige strategische Punkte rund um die Gasversorgung sowie Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung als auf die aktuellen Zahlen gerichtet sein dürfte. Laut Uniper belaufen sich die Verluste wegen ausbleibender Gaslieferungen auf täglich im Schnitt 60 Millionen Euro und insgesamt auf bisher 3,8 Milliarden Euro. Bei einer Fortschreibung dieser Entwicklung bis Ende September würde dieser Verlust auf 6,5 Milliarden Euro wachsen, so das Unternehmen.
Angesichts der möglichen Ergebnisschwankungen sei es zudem keine Überraschung, dass Uniper keine konkreten Finanzziele für die drei kommenden Jahre genannt, sondern nur für 2024 die Rückkehr in die Gewinnzone in Aussicht gestellt habe, schrieb RBC-Analyst Musk weiter. Die Aktie bleibe daher ein Investment nur für sehr mutige Anleger.
Die längerfristige Kursentwicklung untermauert Musks Einschätzung. Angesichts des Rekordhochs bei 42,45 Euro kurz vor dem Jahreswechsel sieht die diesjährige Bilanz der Aktie bislang besonders düster aus: Mit einem Wertverlust von über 80 Prozent ist Uniper mit Abstand größter Verlierer im Index der mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen, der im selben Zeitraum um knapp 21 Prozent nachgegeben hat. Die Anteilseigner der ersten Stunde haben ebenfalls keinen Grund zur Freude. Denn zum Börsengang der damaligen E.ON-Kraftwerkstochter im September 2016 hatte der erste Kurs von Uniper bei rund zehn Euro gelegen.
UBS belässt Uniper nach Quartalszahlen auf 'Neutral'
Die Schweizer Großbank UBS hat die Einstufung für Uniper nach Quartalszahlen auf "Neutral" belassen. Analyst Sam Arie sprach in einer am Mittwoch vorliegenden ersten Reaktion von Kommentaren des schwer angeschlagenen Energiekonzerns, die wohl etwas negativer als erwartet gewesen seien. Die Grundzüge der Prognose hätten den Erwartungen wohl entsprochen, aber die Quartalszahlen zeigten zahlreiche fortgesetzte Herausforderungen in den verschiedenen Geschäftsbereichen.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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