Im Notfall |
14.09.2022 16:09:44
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Uniper-Aktie bricht 20% ein - neues Rekordtief: Uniper in Gesprächen mit Bund über "signifikante Mehrheitsbeteiligung"
Über eine eventuelle Mehrheitsbeteiligung des Bundes hatte zuvor die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Nach ihren Informationen sei im Notfall auch eine Komplettverstaatlichung von Uniper nicht ausgeschlossen.
p>Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums kommentierte die Mitteilung nicht. "Wie bekannt sind wir mit Uniper in Gesprächen. Diese Gespräche führen wir jetzt und spekulieren nicht", sagte sie auf Anfrage. Nähere Informationen könnten im Moment nicht gegeben werden.
Der Vorsitzende des Uniper-Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, würde es begrüßen, wenn die Bundesregierung tatsächlich mit einer Mehrheit einsteigen würde: "Das wäre der richtige Schritt, um das Unternehmen zu stabilisieren", sagte er der "Rheinischen Post" (Donnerstag). Uniper sei mit seinen rund 5000 Beschäftigten allein in Deutschland für die Energieversorgung systemrelevant und benötige dauerhafte Unterstützung. "Deutschland braucht Uniper, und Uniper braucht den Staat." Arbeitnehmervertreter hatten bereits in einem Schreiben an die Bundesregierung um eine Mehrheitsübernahme gebeten.
In einer aktuellen Mitteilung von Uniper-Mehrheitsaktionär Fortum heißt es, angesichts der erhöhten Unsicherheiten im operativen Umfeld suchten Bund und Uniper auch nach "alternativen Lösungen" über die im Rettungspaket vom Juli vereinbarten Maßnahmen hinaus. Nach dem Lieferstopp von russischem Gas hätten sich die finanziellen Verluste von Uniper seither aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten "schnell und deutlich erhöht".
Im Juli hatten der Bund und Uniper ein Rettungspaket im Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro für das systemrelevante Unternehmen geschnürt. Es sieht vor, dass sich der Bund im Wege einer Kapitalerhöhung mit 30 Prozent an Uniper beteiligt. Der Anteil des staatlichen finnischen Versorgers würde sich dadurch auf etwa 56 Prozent verwässern.
Uniper ist in Schieflage geraten, weil Russland praktisch kein Gas mehr nach Deutschland pumpt, das Unternehmen seine langfristigen Verträge aber erfüllen muss und sich das fehlende Gas teuer auf dem Markt kauft. Das Pipelinegas aus Russland war vergleichsweise günstig zu haben. Wegen des Lieferstopps haben sich die Preise inzwischen vervielfacht.
Uniper-Aktie mit Rekordtief - Angst vor teurer Stabiliserungslösung
Bei Uniper haben am Mittwoch viele Aktionäre aus Furcht vor einer noch größeren Anteilsverwässerung im Zuge des Einstiegs des Staates bei dem angeschlagenen Konzern die Reißleine gezogen. Die Uniper-Aktie verliert am Mittwoch auf XETRA zeitweise 17,56 Prozent auf 4,01 Euro. Bei 3,87 Euro wurde zuvor ein neues Rekordtief markiert. Die Anteilsscheine des im Zuge der Gaskrise schwer angeschlagenen Energiekonzerns weiteten ihren Wertverlust im laufenden Jahr damit nach dem jüngsten Erholungsversuch wieder auf rund 90 Prozent aus.
Am Morgen hatten Uniper-Aktien kurzzeitig noch positiv auf die aus informierten Kreisen durchgesickerte Meldung reagiert, dass auf der Suche nach einer langfristigen Stabilisierungslösung auch eine Verstaatlichung des Konzerns geprüft wird. Aktuell überbrückt Uniper, die mehrheitlich zum finnischen Fortum-Konzern gehören, den Liquiditätsbedarf mit einer KfW-Kreditlinie.
Börsianern zufolge setzte sich nach der ersten Erleichterung aber schnell die Erkenntnis durch, dass die Problemlösung für die Altaktionäre noch weitaus teuer als bisher werden dürfte.
Am Mittag signalisierte Uniper dann, dass die Gespräche mit der deutschen Bundesregierung und Fortum vorankommen. Die Zeit drängt, denn seit der Unterzeichnung des Stabilisierungspakts im Juli hat sich die Gaskrise nochmals verschärft, und die finanziellen Verluste aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten sind deutlich gestiegen.
Laut Uniper steht daher unter anderem auch eine Kapitalerhöhung im Raum, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde. Den bisherigen Aktionären droht damit eine noch größere Verwässerung ihrer Anteile.
Erst im Juli hatten sich die Bundesregierung und der angeschlagene Energiekonzern sowie dessen finnische Mutter Fortum auf ein milliardenschweres Rettungspaket geeinigt, das auch den Einstieg des Bundes vorsieht. Fortum hält bisher gut drei Viertel der Uniper-Anteile.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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