SEC-Dokument gibt Hinweis 24.07.2020 23:25:00

Umdenken bei Warren Buffett: Doch Aktienrückkauf bei Berkshire Hathaway?

Umdenken bei Warren Buffett: Doch Aktienrückkauf bei Berkshire Hathaway?

• SEC-Dokument zu jüngsten Spenden liefert Hinweise
• Buffett kaufte in den letzten Wochen vermutlich Berkshire-Aktien in Milliardenhöhe zurück
• Berkshire Hathaway-Aktie unter innerem Wert gehandelt?

Warren Buffett sitzt auf einem gewaltigen Geldberg - und weiß einfach nicht, wohin damit. "Wir sehen nichts besonders Attraktives", erklärte der Starinvestor noch bei der Berkshire-Hauptversammlung Anfang Mai. Inzwischen scheint sich diese Einschätzung jedoch etwas geändert zu haben. Denn nachdem das Orakel von Omaha Anfang Juli bei der Erdgaspipeline und dem Speichergeschäft von Dominion Energy zugriff, wurde nun auch bekannt, dass Warren Buffett in den vergangenen Wochen wohl noch ein weiteres attraktives Investment gefunden hat: Berkshire Hathaway.

Offizielles Dokument deutet auf großes Aktienrückkaufprogramm bei Berkshire Hathaway hin

Beim virtuellen Aktionärstreffen Anfang Mai erteilte Warren Buffett einem groß angelegten Aktienrückkauf auf Nachfrage eines Anlegers noch eine Absage. Der Preis der Berkshire-Aktien befinde sich aktuell nicht auf einem Niveau, wo sich Aktienrückkäufe sehr viel besser anfühlen würden als andere Dinge, zum Beispiel das Halten von Cash, so Buffett laut "Reuters". Aufgrund der Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie habe man zum 10. März sogar jegliche Rückkauftätigkeiten gestoppt, so der Berkshire-Chef weiter. Offenbar bewertete der Börsenguru die Entwicklungen im Zusammenhang mit COVID-19 zu diesem Zeitpunkt als so unberechenbar oder schwerwiegend, dass er zur Absicherung und Risikominimierung lieber auf Bargeld setzte anstatt auf Aktien der eigenen Holding - obwohl diese unter dem Eindruck der Corona-Krise laut "The Rational Walk" zu diesem Zeitpunkt unter dem Wert notierten, bei dem er zuletzt Aktien zurückgekauft hatte.

Doch seit der Hauptversammlung Anfang Mai hat Buffett offenbar eine Kehrtwende vollzogen - und inzwischen Berkshire-Aktien im großen Stil zurückgekauft. Darauf deutet zumindest das Formular SC 13D/A hin, das der Börsenguru im Rahmen seiner Spenden an die Bill and Melinda Gates Foundation sowie vier weitere Stiftungen bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereicht hat. In dem Dokument vom 8. Juli sind unter anderem auch Angaben zu Buffetts Anteilen an Berkshire Hathaway enthalten. So besaß der Investor laut SEC-Formular Anfang des Monats 248.734 A-Aktien und 10.188 B-Aktien, beziehungsweise 15,54 Prozent an Berkshire Hathaway. Die Webseite "The Rational Walk" berechnete auf Basis dieser Daten die Gesamtzahl aller sich im Umlauf befindlichen A-Aktien von Berkshire Hathaway - inklusive deren Äquivalent aus zusammengefassten B-Aktien - und bezifferte diese auf 1.600.649 Stück. Im letzten Quartalsbericht gab Berkshire Hathaway jedoch noch an, dass sich 1.620.023 entsprechende Aktien im Umlauf befänden - also 19.374 Aktien mehr als aktuell.

Basierend auf dem Durchschnittskurs der Berkshire-Papiere der letzten Wochen könnte Buffett also seit der Hauptversammlung Aktien im Wert von mehr als fünf Milliarden US-Dollar zurückgekauft und aus dem Verkehr gezogen haben. Laut "Markets Insider" wäre dieser Aktienrückkauf somit dreimal so groß wie der im ersten Quartal, als Aktien von Berkshire Hathaway für rund 1,7 Milliarden US-Dollar zurückgekauft wurden. Analyst James Shanahan beziffert den Wert der Aktienrückkäufe gegenüber "Reuters" sogar auf bis zu 5,9 Milliarden US-Dollar und spricht von einer "relativ starken Rückkaufaktivität". Die Kapazität dafür sei sicherlich da, so Shanahan, der eine Kaufempfehlung für die Papiere von Buffetts Investmentholding ausgegeben hat. Gewissheit über das Rückkaufprogramm und dessen Ausmaß wird jedoch wohl erst der nächste Quartalsbericht bringen, der Anfang August erwartet wird.

Warren Buffett bei Aktienrückkäufen normalerweise sehr zurückhaltend

Aktienrückkäufe sind im Normalfall eine naheliegende Wahl, wenn Unternehmen über sehr viel Bargeld verfügen und keine anderen lohnenswerten Investitionen finden. Doch obwohl Warren Buffett bereits seit längerem auf einem riesigen Cashberg von zuletzt 137 Milliarden US-Dollar sitzt und offenbar keine großen Übernahmen in Sicht sind, wurde bislang offiziell kein großes Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Grund dafür ist vor allem Warren Buffetts Einstellung, dass eigene Aktien nicht einfach mit dem Ziel den Kurs zu stützen zurückgekauft werden sollten. Stattdessen sollen sie - wie andere Papiere auch - nur dann erworben werden, wenn sie mit einem Rabatt zu bekommen sind. Allein diese Vorgabe dürfte die offizielle Ankündigung eines bevorstehenden Aktienrückkaufs sehr schwer machen, da in diesem Fall schnell gehandelt werden muss - bevor andere Investoren auf die Unterbewertung aufmerksam werden und den Preis wieder hochtreiben. Seit 2011 gab es bei Berkshire Hathaway zwar ein paar kleinere Aktienrückkäufe und auch formale Rückkaufprogramme, wie "The Rational Walk" aufzählt, die Vorgaben dafür waren allerdings sehr restriktiv. Erst im Juli 2018 wurden diese gelockert, so dass Warren Buffett und Berkshire-Vize Charlie Munger seitdem immer dann Aktien zurückkaufen können, wenn sie diese gegenüber ihrem inneren Wert für unterbewertet halten.

Dies war womöglich in den vergangenen Wochen der Fall, so dass Warren Buffett die Gelegenheit genutzt hat. Denn im Vergleich zum US-Gesamtmarkt, der vom S&P 500 repräsentiert wird, weist die Berkshire-Hathaway-Aktie seit dem Corona-Tief Mitte März immer noch eine signifikante Unterperformance aus und ist noch weit von ihrem Vorkrisenniveau entfernt. Dabei hat sich der Portfolio-Wert von Berskshire Hathaway im zweiten Quartal laut "The Rational Walk" wieder deutlich erholt - und zwar dank dem starken Lauf der signifikanten Anteil von Buffetts Depot ausmacht. Der innere Wert des Portfolios dürfte laut dem Online-Magazin zusammen mit dem inneren Wert der von Berkshire geführten Firmen dann auch ausschlaggebend dafür sein, wie Buffett den inneren Wert von Berkshire Hathaway bewertet - und ob er die Chance zu einem günstigen Kauf sieht. Einen zusätzlichen Faktor dürfte jedoch auch die Bewertung der Gesamtwirtschaft darstellen, so dass ein Rabatt gegenüber dem inneren Wert einer Aktie allein nicht ausreicht. Darauf lassen zumindest Buffetts oben genannte Bemerkungen bei der letzten Hauptversammlung schließen. Dass der Starinvestor in den vergangenen Wochen offenbar Aktien zurückgekauft hat, zeigt daher wohl auch, dass sich seine Einschätzung zur Corona-Pandemie - zumindest zum Zeitpunkt der Rückkaufe - deutlich verbessert hat. Ob dies angesichts der nahezu täglichen Rekorde bei den US-Neuinfektionszahlen aktuell jedoch noch immer der Fall ist und Buffett weiterhin Berkshire-Hathaway-Aktien aufkauft, wird sich jedoch erst bei der offiziellen Zahlenvorlage für das zweite Quartal zeigen.

Redaktion finanzen.at

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