Turbulenzen erwartet |
08.10.2021 23:43:00
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Um diese Belastungsfaktoren für den Markt sorgen sich Cathie Wood, Mohamed El-Erian und Co.
• Ex-PIMCO-Chef nennt Risiko der wachsenden Ungleichheit
• Scott Minerd fürchtet Anfälligkeit des Finanzsystems
Cathie Wood, die Chefin der Investmentgesellschaft ARK Invest, Mohamed El-Erian, der ehemalige Chef des Fonds-Riesen PIMCO und Scott Minerd, Chairman von Guggenheim Investments, gehören zu den angesehensten Größen an der Wall Street. Befragt vom Finanzportal "Bloomberg" haben die Experten ihre Prognosen für die wichtigsten Themen an den Märkten auf Sicht von fünf bis zehn Jahren abgegeben.
Cathie Wood erwartet eine Welle der Deflation
Auch wenn die Welt sich aktuell in einer inflationären Phase befinde, die durch Unterbrechungen der Lieferketten beschleunigt werde, geht die Starinvestorin Cathie Wood nicht davon aus, dass man sich auf Zeiten wie in den 70er-Jahren, als die Inflation wütete, einstellen müsse. Wer sich darauf vorbereite, werde "wahrscheinlich einige Fehler machen", so die ARK-Chefin gegenüber Bloomberg.
Stattdessen erwartet Wood, dass die Märkte im Gegenteil eine Welle der Deflation verkraften werden müssen.
Zur Begründung führt die Expertin die aktuelle technologische Entwicklung an. In Sachen Innovation sei die aktuelle Lage mit der Zeit zu vergleichen, als mit Telefon, der Elektrizität und dem Automobil drei wichtige technologische Innovationsquellen gleichzeitig entwickelt wurden. "Heute haben wir fünf Plattformen: DNA-Sequenzierung, Robotik, Energiespeicherung, künstliche Intelligenz und Blockchain-Technologie - die allesamt deflationär sind", betont die Investorin.
Bei Künstlicher Intelligenz würden die Entwicklungskosten kontinuierlich sinken, auch im Bereich Gen-Sequenzierung gebe es drastische Kostenrückgänge, ebenso bei Batteriesystemen für Elektrofahrzeuge und Industrie-Roboter. Produkte aus diesen Segmenten würden daher eher günstiger werden, begründet Wood ihre Prognose für anstehende deflationäre Tendenzen.
Mohamed El-Erian: Digitalisierung verstärkt Ungleichheit
Während Cathie Wood Deflation als einen der Punkte, mit denen sich die Märkte künftig beschäftigen müssen, ausgemacht hat, zeigt sich der ehemalige PIMCO-Chef, der aktuell als Chef-Wirtschaftsberater für den Versicherer Allianz tätig ist und zeitgleich als Präsident des Queens‘ College, Cambridge, fungiert, wegen anderer Entwicklungen besorgt. "Was mich am meisten beunruhigt, ist die Ungleichheit, sowohl innerhalb als auch zwischen den Ländern. Das ist etwas, was die Finanzmärkte als soziales Problem abtun, nicht so sehr als wirtschaftliches oder finanzielles Problem", so El-Erian gegenüber Bloomberg. Die COVID-Pandemie habe die Ungleichheit noch verstärkt und auch aktuell würde die Dynamik das Problem eher zusätzlich verschärfen.
Dass die Schere zwischen Vermögenden und Nicht-Vermögenden immer weiter auseinanderklafft sei auch bedingt durch die zunehmende Digitalisierung, die für den Verlust von Arbeitsplätzen gesorgt habe. Menschen, die dies betreffe, würden auch nicht von der Entwicklung der Vermögenspreise profitieren und würden darüber hinaus vom Wohnungsmarkt verdrängt. "So sind plötzlich sowohl das tatsächliche als auch das potenzielle Vermögen und Einkommen gesunken", fasst der Allianz-Berater zusammen.
Er sehe eine Divergenz, die seiner Ansicht nach kein kurzfristiges Phänomen ist. "Wir haben einen Vorgeschmack bekommen, der uns nicht gefällt, aber es könnte noch viel schlimmer kommen", so El-Erian weiter.
Minerd fürchtet Angriffe auf das Finanzsystem
Probleme anderer Art sieht unterdessen Scott Minerd, Chairman bei Guggenheim Investments, nämlich die Nachhaltigkeit des globalen Zahlungssystems. "Es hat den Anschein, dass wir extrem anfällig für einen Angriff auf das Zahlungssystem der Finanzmärkte sind - und zwar nicht nur hier in den USA, sondern auch in Europa", so Minerd mit Blick auf Hackerangriffe, Terroranschläge und den Vorfall mit der Colonial Pipeline in der Vergangenheit.
"… wenn es einen synchronisierten Angriff gäbe, würde das im Grunde den globalen Finanzmarkt in die Knie zwingen. Die erste Reaktion wäre wahrscheinlich, dass die Wertpapierkurse einbrechen würden, und die zweite, dass wir wahrscheinlich alle Börsen der Welt schliessen müssten, um herauszufinden, wie wir das globale Zahlungssystem wiederherstellen können", so die düstere Prognose von Minerd weiter.
Um ein solches Ereignis zu verhindern, sei ein hohes Maß an internationaler Zusammenarbeit erforderlich, es brauche dafür einen "echten Makroblick", müsse also "jemanden oder eine Gruppe von Leuten geben, die sich ansehen, wie alles zusammenhängt und wo die potenziellen Schwachstellen liegen." Die Wahrscheinlichkeit, dass dies eine reale Gefahr ist, schätzt Minerd als sehr hoch ein: "Sicherlich weit über 50 Prozent".
Redaktion finanzen.at
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