05.08.2014 22:25:49

UKRAINE-KRISE/ROUNDUP: Washington besorgt über russisches Militär an Grenze

KIEW/MOSKAU/WASHINGTON (dpa-AFX) - Die USA haben sich besorgt über eine Verstärkung russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine geäußert. Nach den Worten von Pentagonsprecher John Kirby handelt es sich um etwa 10 000 Soldaten. Das Entscheidende sei, dass die Truppen im Grenzgebiet immer besser ausgerüstet würden, etwa mit Artillerie, Luftabwehr und mit Spezialkräften. Zudem befänden sich die Truppen derzeit näher an der Grenze als noch im Frühjahr, sagte Kirby am Dienstag vor Journalisten. Die Lage der Bevölkerung in den von Separatisten beherrschten Städten der Ostukraine wird unterdessen immer dramatischer.

Nach wochenlangen Kämpfen sind in Lugansk etwa 250 000 Menschen ohne Wasser und Strom. Die Behörden sprechen von einer "humanitären Katastrophe". Im benachbarten Donezk verließen nach einem dringenden Appell der Regierungstruppen viele Menschen die Stadt durch einen Fluchtkorridor.

Beobachter schließen einen Beschuss der von prorussischen Rebellen besetzten Industriestadt nicht aus. Die ukrainische Armee zog ihren Belagerungsring um die Millionenmetropole erneut enger. Die Regierungskräfte würden eine massive Offensive vorbereiten, sagte Andrej Lyssenko vom Sicherheitsrat in Kiew. "Der Angriff ist noch nicht im Gang, aber wir bereiten die Befreiung von Donezk vor."

Russland hat die Zahl seiner Soldaten an der Grenze zur Ukraine nach US-Berichten fast verdoppelt. Moskau habe in den vergangenen Wochen bis 21 000 Soldaten im grenznahen Gebiet zusammengezogen, meldete die "New York Times" unter Berufung auf westliche Regierungsvertreter. Diese "gefechtsbereite Streitmacht" könne mit wenig Vorwarnung aktiv werden.

Die Ukraine sprach sogar von 45 000 russischen Soldaten an ihrer Grenze. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen betonte im belgischen Mons die Geschlossenheit der westlichen Allianz. "Die Nato ist entschlossen, alle Verbündeten gegen jederlei Bedrohung zu verteidigen", bekräftigte er. Aus Moskau gab es dazu zunächst keinen Kommentar.

Russland hatte zuletzt einen massiven Beschuss seiner Grenze von ukrainischem Territorium aus kritisiert. Dabei starb mindestens ein Mensch, mehrere Gebäude wurden zerstört. Außerdem begründete Moskau in der Vergangenheit die Truppenkonzentration damit, dass man auf diese Weise den Nachschub für prorussische Separatisten in der Ukraine verhindern wolle.

Bei heftigen Gefechten zwischen Regierungskräften und Separatisten in der Ostukraine kamen erneut mehrere Menschen ums Leben. Die ukrainische Armee sprach von 3 Toten und 46 Verletzten in den eigenen Reihen, die prorussischen Gruppen meldeten 2 Tote und 13 Verletzte in ihren Reihen. Schätzungen zufolge wurden bei den Kämpfen schon mehr als 2000 Menschen getötet.

Russische Behörden teilten dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) mit, seit Jahresbeginn hätten bereits 730 000 Menschen wegen der Kämpfe in der Ostukraine Zuflucht in Russland gesucht. Unabhängige Möglichkeiten zur Überprüfung dieser Angaben hat das UNHCR nicht.

Trotz der Gefechte in der Ostukraine setzten internationale Experten ihre Arbeit am Absturzort des malaysischen Flugzeugs MH17 fort. An dem riesigen Trümmerfeld bei Grabowo seien etwa 110 Helfer aus den Niederlanden, Australien und Malaysia eingetroffen, teilte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit. Die Experten suchen nach Leichenteilen und privaten Gegenständen der 298 Opfer.

Der von der Bundesregierung verfügte Ausfuhrstopp für ein Gefechtsübungszentrum hat nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums keine Auswirkungen auf den Betrieb der Anlage. "Zur Zeit sind alle Objekte zu 95 Prozent fertig. Am 1. September beginnt die Testphase und bis zum 1. Dezember ist alles betriebsbereit", sagte Generalleutnant Juri Petrow der Agentur Interfax zufolge in Moskau. Was von Deutschland jetzt nicht geliefert werde, erhalte die Armee von der einheimischen Rüstungsbranche.

Kremlchef Wladimir Putin drohte mit einer Reaktion auf die Sanktionen der EU und der USA. Die Antwort müsse angemessen sein. Sie dürfe nicht den russischen Verbrauchern oder Unternehmen schaden, sagte Putin der Agentur Interfax zufolge.

Die Moskauer Tageszeitung "Wedomosti" berichtete, als Reaktion auf die Sanktionen des Westens könnte Russland europäischen Fluggesellschaften den Überflug über sein Territorium verbieten. Ein entsprechender Schritt werde im Transport- und im Außenministerium geprüft, hieß es.

Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte sich aber skeptisch. "Man muss alle Vor- und Nachteile abwägen, um nicht den Amerikanern und Europäern zu ähneln und sich mit Sanktionen selbst den Hammer auf den Kopf zu schlagen", sagte Peskow./wn/DP/he

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