Börsenwert 14,4 Milliarden |
07.11.2013 12:12:38
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Twitter-Aktie geht für 26 Dollar an die Börse
Die Platzierung wird bis zu 2,1 Milliarden Dollar in die Kassen von Twitter spülen - ein Unternehmen, das noch keine Gewinne erwirtschaftet, aber die öffentliche Kommunikation in den vergangenen Jahren maßgeblich verändert hat. Der Dienst gilt inzwischen als ein Standardmedium im öffentlichen Diskurs. Hier verbreiten Menschen die neuesten Nachrichten über Politik und Prominente, erzählen sich Brisantes und Banales oder rufen zu Großdemos auf.
Der Ausgabepreis von 26 Dollar ist vornehmlich für Großinvestoren wie Investment- und Hedgefonds verfügbar sowie für einige Einzelkunden der großen Konsortialbanken unter Führung von Goldman Sachs, die den Börsengang organisiert. Reguläre Anleger dürften die Aktie ab Donnerstag kaufen können. Dann soll der Börsenhandel an der New York Stock Exchange unter dem Tickersymbol TWTR offiziell starten.
Interessant wird sein, wie sich der Kurs unmittelbar nach Handelsbeginn entwickelt. Im Schnitt stiegen frisch notierte Aktien in den USA in diesem Jahr am ersten Tag um 17 Prozent. Das ist der höchste Anstieg seit dem Jahr 2000. Nach Angaben des Datenanbieters Dealogic haben sechs Konzerne in diesem Jahr ihren Aktienkurs gleich am ersten Tag verdoppelt.
Schon jetzt freuen sich die Konsortialbanken an der Wall Street auf üppige Gebühren aus dem Geschäft. Mindestens 56 Millionen Dollar dürften Banken und Berater unter sich aufteilen können. Der Löwenanteil der Gebühren dürfte an Goldman Sachs, Morgan Stanley und J.P. Morgan Chase als Konsortialführer gehen, aber auch die Deutsche Bank und die Bank of America Merrill Lynch mischen mit. Kleinere Rollen übernehmen die Berater von Allen & Co und Code Advisors.
Laut gut informierten Investoren haben die Großbanken versucht, die Twitter-Aktien hauptsächlich an eine kleine Gruppe langfristig orientierter Anleger zu verkaufen. Rund drei Viertel aller Aktien dürften am Ende in den Händen von etwa 30 Anlegern liegen, sagen die Sachkenner.
Privatanleger, darunter Kunden von Online-Brokern und Brokern der beteiligten Investmentbanken, dürften bei dem Börsengang nach Auskunft gut unterrichteter Kreise weniger als 20 Prozent aller Aktien erhalten. Diese Summe könnte sich aber noch ändern. TD Ameritrade Holding und Fidelity Investments zählen zu denen, die wohl von den Konsortialbanken Twitter-Aktien für einige ihrer Kunden erhalten werden.
Die Vorzeichen für Twitter sind gut. Im Oktober gingen in den USA so viele Unternehmen an die Börse wie seit 2007 nicht mehr. Das laufende Jahr könnte mit Blick auf den Wert der Börsengänge und das eingenommene Kapital leicht das beste seit 2007 werden.
Am Mittwoch schloss der Leitindex Dow Jones Industrial Average auf einem Rekordhoch, in den zwölf Monaten bis Mittwoch ist er um 20 Prozent gestiegen. Und Aktien im Bereich der sozialen Medien haben diesen Erfolg noch übertroffen: der Facebook-Kurs ist in diesem Jahr 85 Prozent im Plus, der Kurs des Karrierenetzwerks Linkedin hat sich um 92 Prozent verbessert und der Kurs der Empehlungsseite Yelp sogar um 253 Prozent.
Mit der Bekanntgabe des Ausgabepreises von 26 Dollar wird auch deutlich, wie reich Twitters Spitzenmanager sind. Aufsichtsratschef Jack Dorsey etwa hält - gemessen am Ausgabekurs - Aktienanteile im Wert von rund 610 Millionen Dollar, und das Anteilspaket von Vorstandschef Dick Costolo ist somit rund 200 Millionen Dollar wert.
Einige Anleger lockt Twitters riesiges Publikum: 232 Millionen aktive Nutzer monatlich zählt der vor sieben Jahren gegründete Konzern. Sein Umsatz steigt und sein Rang als Kommunikationsplattform ist unumstritten. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat sich Twitters Umsatz auf 422 Millionen Dollar mehr als verdoppelt. Das Unternehmen hat in den Augen vieler gegenüber seinen Rivalen im mobilen Geschäft die Nase vorn - der Bereich speiste mehr als 70 Prozent seiner Umsätze.
Aber Twitters Verluste wachsen fast genauso schnell wie seine Einnahmen, und der Zuwachs neuer Nutzer nimmt ab. Im dritten Quartal stieg die Zahl der monatlich aktiven Nutzer um 6 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Im zweiten Quartal lag die Wachstumsrate bei 7 Prozent und im Auftaktquartal bei 10 Prozent. Für die ersten neun Monate des Jahres meldete Twitter einen Verlust von 134 Millionen Dollar. Das war fast doppelt so groß wie der des Vorjahres.
Das Unternehmen steht zudem vor der Herausforderung, dass es gegenüber Anzeigenkunden noch seinen Mehrwert unter Beweis stellen muss. Und Twitter muss im Ausland profitabler werden, wo zurzeit drei Viertel aller Nutzer beheimatet sind, aber nur ein Viertel der Einnahmen.
Anleger aber lassen sich von den Risiken nicht abschrecken. Ein Finanzberater bei der Bank of America Merrill Lynch, einer der Konsortialbanken, erzählt, er bekomme "eine Menge Anfragen und Nachfrage" von Kunden über Twitter.
Andere berichten, das Interesse sei eher gering. "Jeder rief bei Facebook an", sagt ein Finanzberater der Investmentbank Morgan Stanley, die ebenfalls den Börsengang mitbegleitet. "Für Twitter aber habe ich nur einen einzigen Anruf erhalten." Er warnt, dass der Wirbel um Twitter nur ein Strohfeuer sein könnte.
Einen wichtigen Indikator dürfte das Interesse großer Anleger liefern. Nabil Elsheshai, leitender Aktienmarktanalyst beim US-Finanzdienstleister Thrivent Financial for Lutherans, der ein Anlagevermögen von 82 Milliarden Dollar verwaltet, ist aber zuversichtlich. Er selbst hat auch schon Twitter-Aktien bestellt und will bis zu einer bestimmten Obergrenze, die er nicht verraten will, mitbieten. Twitter, sagt er, "befindet sich in einer besseren Phase und hat den Börsengang besser vorbereitet als Facebook".
Mitarbeit: Ben Kesling, Corrie Driebusch und Yoree Koh
DJG/WSJ/mgo
Dow Jones Newswires
Von Matt Jarzemsky, Telis Demos und Julie Steinberg
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