'Der Vogel ist befreit' |
28.10.2022 22:08:00
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Twitter-Aktie aus dem Handel genommen: Twitter-Übernahme durch Musk ist vollzogen
Damit endet ein monatelanges Hin und Her, das zwischenzeitlich auf einen brisanten Gerichtsprozess zusteuerte. Musk nimmt das Online-Netzwerk nun in Privatbesitz - die New York Stock Exchange hat die Aktien bereits aus dem Handel genommen. Zuvor war ein Kurs bei 53.98 US-Dollar festgestellt worden.
Zudem will der Tech-Milliardär ein neues Management aufstellen.
Laut übereinstimmenden US-Medienberichten feuerte Musk bereits am Donnerstag ranghohe Führungskräfte, darunter der bisherige Firmenchef Parag Agrawal und Finanzchef Ned Segal. Angeblich wolle er den Spitzenposten zunächst selbst übernehmen. Erst mit der Zeit könnte er den Job an jemand anderen abgeben, hieß es. Musk twitterte in der Nacht in Anspielung auf das Firmenlogo "Der Vogel ist befreit". Er führt bereits den Elektroautobauer Tesla und die Raketenfirma SpaceX.
Dem Starunternehmer geht es beim Twitter-Kauf nach eigenen Angaben um die Stärkung der Redefreiheit. Kritiker befürchten aber eine Verrohung des Tons auf der Internetplattform und sind besorgt, dass der Eigentümerwechsel zu ungezügelteren Hassbotschaften, Hetze und Desinformationen führen könnte. Die Bundesregierung erklärte am Freitag, die Entwicklung bei Twitter nach Musks Übernahme "sehr genau" beobachten zu wollen. EU-Industriekommissar Thierry Breton warnte Musk per Tweet, den Kurznachrichtendienst zu einer unregulierten Plattform zu machen: "In Europa wird der Vogel nach unseren EU-Regeln fliegen".
Eine zu lasche Moderation von Inhalten könnte auch Werbepartner abschrecken und so Twitters wichtigste Einnahmequelle gefährden. Musk wandte sich vor dem Hintergrund bereits am Donnerstag in einem offenen Brief an die Anzeigenkunden des Unternehmens. Twitter dürfe kein "Ort des Grauens" werden, wo ohne Konsequenzen alles gesagt werden könne, erklärte er darin. Die Plattform müsse "warm und einladend für alle" sein. Er habe Twitter nicht gekauft, weil es einfach sein würde oder um mehr Geld zu machen, schrieb Musk weiter. "Ich tat es, um der Menschheit zu helfen, die ich liebe."
Musk hatte sich eigentlich schon im April mit Twitter auf die Übernahme geeinigt. Im Juli erklärte er die Vereinbarung jedoch wegen angeblicher Falschangaben zu Fake-Accounts für ungültig. Twitter klagte daraufhin auf Einhaltung des Kaufvertrags. Anfang Oktober erneuerte der Chef des US-Elektroautobauers Tesla sein Kaufangebot dann überraschend wieder, was zur Aussetzung des Gerichtsverfahrens führte. Die zuständige Richterin hatte den Streitparteien jedoch eine Frist gesetzt, den Deal bis zum 28. Oktober abzuschließen.
Trump freut sich über Twitter-Übernahme: 'In vernünftigen Händen'
Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat sich zur Twitter-Übernahme (Twitter) durch den Tech-Milliardär Elon Musk erfreut gezeigt. "Ich bin sehr froh, dass Twitter jetzt in vernünftigen Händen ist und nicht mehr von linksradikalen Spinnern und Verrückten geführt wird, die unser Land wirklich hassen", schrieb Trump auf der von ihm mitgegründeten Social-Media-Plattfrom "Truth Social" am Freitag. Twitter müsse nun hart daran arbeiten, sich von all den Bots und gefälschten Konten zu befreien, die dem Online-Dienst geschadet hätten. "Es wird viel kleiner sein, aber besser", schrieb Trump.
Trumps wichtigster Account @realDonaldTrump war vor knapp zwei Jahren von Twitter gesperrt worden, kurz vor dem Ausscheiden aus seinem Amt als US-Präsident. Hintergrund waren Tweets zum Sturm auf das US-Kapitol in der US-Hauptstadt Washington durch Anhänger des Ex-Präsidenten. Das Unternehmen begründete den Schritt damals mit dem "Risiko einer weiteren Anstiftung zur Gewalt" durch Trump. Ob Trump wieder Zugang zu Twitter erhalten soll, ist nach Medienberichten noch offen.
Musk will bei Twitter neues Gremium für Inhalte-Entscheidungen
Der Tech-Milliardär Elon Musk will als neuer Twitter-Eigentümer (Twitter) ein neues Gremium zum Umgang mit kontroversen Inhalten schaffen. Bevor ein solcher Rat zusammentrete, solle es keine großen Entscheidungen zur Inhalte-Politik oder der Wiederherstellung von Accounts geben, schrieb Musk am Freitag bei Twitter. Damit wäre auch die von Musk in den vergangenen Monaten ins Gespräch gebrachte Freischaltung des Accounts von Ex-Präsident Donald Trump nicht umgehend zu erwarten.
Musk hatte am Donnerstag die rund 44 Milliarden schwere Übernahme des Online-Dienstes abgeschlossen. Details zu seinen Plänen für die Twitter-Zukunft nannte er bisher nicht. Auch die Entlassung von Top-Managern rund um den bisherigen Chef Parag Agrawal wurde zunächst nur über Medienberichte bekannt.
Der Unternehmer hatte immer wieder kritisiert, bei Twitter werde die Meinungsfreiheit zu sehr eingeschränkt. Das weckte Sorgen, bei Twitter könnte es unter seiner Kontrolle mehr Hass und Hetze geben.
Details zum dem geplanten Gremium gab Musk am Freitag zunächst nicht bekannt. Beim Facebook-Konzern Meta (Meta Platforms (ex Facebook)) gibt es schon seit einiger Zeit ein unabhängiges Expertengremium, das etwa die Löschung von Beiträgen und die Sperrung von Accounts rückgängig machen kann. Die Entscheidungen des Gremiums sind für das Management bindend.
Mit Bezug auf Trump sorgte dieses Gremium dafür, dass die zunächst unbefristete Sperre des Ex-Präsidenten bei Facebook in eine zweijährige umgewandelt wurde. Die Experten argumentierten, dass die Facebook-Regeln nur befristete Sperrungen vorsehen. Nun wird der Konzern im Januar prüfen, ob Trump auf die Plattform zurückkehren darf. Bei Twitter betonte das bisherige Management stets, dass nach einer Verbannung kein Weg zurück vorgesehen sei. Musk kündigte an, solche "lebenslangen" Sperren abschaffen zu wollen.
Trump hatte sich am 6. Januar 2021 noch als Präsident lobend über seine Anhänger geäußert, die gewaltsam das Kapitol in Washington erstürmten. Daraufhin war er bei Twitter und Facebook gesperrt worden. Inzwischen ist er bei seiner hauseigenen Twitter-Kopie Truth Social aktiv, hat dort aber eine deutlich geringere Reichweite./so/DP/he
SAN FRANCISCO / BRÜSSEL (dpa-AFX)
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