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23.06.2020 17:57:00
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TUI-Aktie schwächelt: TUI will sich von Unternehmensteilen trennen - Geschäftsführer verteidigt Stellenabbau
Um die Corona-Krise überbrücken zu können, hatte der Konzern im April einen Hilfskredit der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von 1,8 Milliarden Euro bekommen. Im Gespräch mit der Zeitung bestätigt Joussen, dass das unter Umständen nicht ausreicht. "Wir arbeiten natürlich mit mehreren Szenarien und tun gut daran, in diesen Szenarien auch über weitere Finanzquellen nachzudenken", sagt er. TUI habe die Kosten um 70 Prozent gesenkt, außerdem seien die Reisewarnungen für viele Länder gefallen. "Aber kein Mensch weiß, wie es mit dem Virus weitergeht, wann es Medizin und Impfstoffe gibt," sagte er der FAZ. Anfang des Monats war bekanntgeworden, dass TUI im Mai offenbar Gespräche mit dem Bund über weitere 1,2 Milliarden Euro an Hilfen geführt hatte. Zu konkreten Verhandlungen äußerte sich Joussen gegenüber der Zeitung nicht.
Der geplante Abbau von 8.000 Arbeitsplätzen im Konzern soll nach seinen Angaben zur Hälfte auf Stellen in den Zielgebieten entfallen. Außerdem seien Einschnitte in Frankreich geplant. Die dortigen Geschäfte seien seit Jahren defizitär und würden nun saniert. Die Flotte von TUIfly soll auf 17 Maschinen mehr als halbiert werden, was bis zu 900 Vollzeitstellen kosten könnte.
In der Kreuzfahrtsparte will TUI neu gebaute Schiffe nicht wie die meisten Wettbewerber später von den Werften bekommen, im Gegenteil: "Wir können uns gut vorstellen,?Schiffe?früher abzunehmen", sagte Joussen der Zeitung. Denn Neubauten seien im Betrieb viel effizienter und der Konzern könne Kosten sparen und habe eine bessere Klimabilanz, wenn er ältere Schiffe ersetze. Allerdings müssten die Werften dem Unternehmen finanziell entgegenkommen. Die Kreuzfahrtreederei Hapag-Lloyd, die dem Konzern derzeit zu 100 Prozent gehört, soll wie geplant demnächst unter das Dach des Gemeinschaftsunternehmens TUI Cruises wechseln. Dessen Anteile teilt sich TUI mit der Reederei Royal Caribbean Cruises.
TUI-Geschäftsführer verteidigt Stellenabbau
Der Pauschalreiseveranstalter TUI hat den geplanten Stellenabbau bei seiner Tochter TUIfly verteidigt. Der Konzern habe mit dem Betriebsrat vereinbart, dass alle Arbeitsplätze zunächst bis Ende 2021 abgesichert seien, erklärte Geschäftsführer Marek Andryszak anlässlich einer Online-Pressekonferenz der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). "Wir versuchen, sozialverträglich zu handeln." Doch es sei nicht möglich, 300.000 Euro für ein Flugzeug zu bezahlen und es dann am Boden stehen zu lassen. Zwischen dem Flottenabbau und dem Abbau von Arbeitsplätzen bestehe ein "eindeutiger Zusammenhang".
Der TUI-Aufsichtsrat hatte in der vergangenen Woche dem Vorschlag des TUIfly-Managements zugestimmt, seine Flotte von 39 Maschinen um etwa die Hälfte zu reduzieren. Mitte Mai hatte der Konzern den Abbau von rund 8.000 Stellen weltweit angekündigt. Das Unternehmen habe die Krise aber auch genutzt, um seine internen Abläufe und digitalen Prozesse neu aufzustellen, betonte Andryszak. "Dinge, die wir bisher halbhändisch gemacht haben, mussten geändert werden." Während die Buchungen in Reisebüros um 60 Prozent zurückgegangen seien, sei der Onlinevertrieb in Deutschland um 20 bis 30 Prozentpunkte schneller gewachsen als Offline.
Mit dem Wegbruch der Fernreisen sei nun auch der inländische Tourismus für den Konzern ein Thema, so Andryszak. Seit Ende Mai sei klar, dass Pauschalreisen in Deutschland und Österreich wieder möglich seien. All das werde die TUI AG zwar "nicht retten", dennoch habe man sich damit "intensiver beschäftigt als zuvor", betonte der TUI-Geschäftsführer. "Das Thema Reisen in die Ferne ist entweder über Preis zu regeln oder regulatorisch insgesamt."
Mit Blick auf die Nachhaltigkeit seines Konzerns erklärte der TUI-Chef, dass er auf neuere Flotten bei Flugzeugen und Schiffen setze. Bei künftigen Reisen werde auch das Thema Bildung eine größere Rolle spielen. Je nach Expertenschätzung trägt der Reisesektor bis zu acht Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen bei.
Nach Schätzungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird der Tourismus in diesem Jahr um mindestens 60 Prozent schrumpfen. Sollten die Reisebeschränkungen statt im Juli erst im September wieder aufgehoben werden, dürfte der Einbruch sogar bei 75 Prozent oder - falls sie bis Jahresende dauern - gar bei 80 Prozent liegen.
Die TUI-Aktie beendete den XETRA-Handel am Dienstag 3,36 Prozent tiefer bei 4,63 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones)
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