Kündigungsschutz |
16.03.2022 14:57:39
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TUI-Aktie fester: Offenbar grundsätzliche Jobgarantie bis 2023
Der weltgrößte Touristikanbieter fährt derzeit einen personellen Sparkurs. In der Corona-Krise brach das Geschäft ein, es gab Milliarden an Staatshilfen. Zudem werden Angebote und Prozesse noch stärker digitalisiert. Daneben investiert der Konzern - aber die schon beschlossenen Kürzungen etwa in der Verwaltung, den Reisebüros und der eigenen Airline TUIfly waren auch heftig umstritten.
Nun steht laut Angaben vom Mittwoch ein "Zukunftssicherungsvertrag 2.0". Dabei würden für deutsche Gesellschaften im Mehrheitsbesitz der TUI "neue betriebsbedingte Kündigungen, die über bereits avisierte Maßnahmen hinausgehen, für die nächsten rund zwei Jahre ausgeschlossen". Außerdem sollen in der Bundesrepublik angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab 57 Jahren, die für einen solchen Schritt infrage kommen, Altersteilzeit-Angebote erhalten.
In einem Brief an die Belegschaft hieß es einschränkend: "Lässt sich während der Laufzeit der Beschäftigungssicherung ein Personalabbau nicht vermeiden, so wird dieser so sozialverträglich wie möglich gestaltet." Für diesen Fall sei ein "gemeinsamer Standard für Freiwilligenprogramme" abgesprochen worden. Gleichzeitig solle die Qualifizierung im Unternehmen vorankommen, TUI investiere drei Millionen Euro in weitere Lern- und Fortbildungsprogramme.
Konzern- und weltweit standen nach dem ersten Corona-Jahr 2020 insgesamt 8000 Jobs auf der Streichliste. Bei 5000, viele davon im Ausland, war der Plan im vergangenen Frühjahr bereits umgesetzt. Für den Sommer 2022 rechnet TUI mit einer starken Erholung des Geschäfts.
Vorstandschef Fritz Joussen hatte schon vor der Pandemie einen Umbau angekündigt. Seit längerem läuft auch eine Debatte über den Umgang mit den Überkapazitäten bei Flugzeugen, vor allem im reiseschwächeren Winter. Vor einem Jahr einigten sich Arbeitnehmer und Firmenleitung nach monatelangen Auseinandersetzungen auf einen Kompromiss für TUIfly. Die Zahl der in Deutschland aus der Flotte genommenen Maschinen sinkt demnach nicht so stark wie zunächst von der Geschäftsführung vorgesehen. Außerdem sollten mehr Jobs erhalten und betriebsbedingte Kündigungen so weit wie möglich vermieden werden.
Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und Verdi bewerteten die Strategie aber weiterhin kritisch. So macht TUIfly einige Standorte dicht, Aufgaben aus der Wartung und Technik werden nach Belgien und Großbritannien verlagert. Verschiedene Berufsgruppen klagten über eine hohe Unsicherheit. Die VC warf dem Unternehmen überdies vor, immer mehr Strecken von externen Anbietern bedienen zu lassen - TUI verwies auf die nötige bessere Auslastung der eigenen Kapazitäten. Für den Konzern ist der Abbau bei der eigenen Airline, die Zubringer für die Pauschal- oder Kreuzfahrtkunden ist, eine Gratwanderung.
Auch in einigen seiner Reisebüros setzt TUI wie andere Touristikfirmen den Rotstift an. Hier soll der Sparkurs durch neue Funktionen wie spezielle Kundenberatungen abgefedert werden. Im vergangenen Mai hatte es geheißen, es würden wohl etwas weniger der konzerneigenen Niederlassungen in Deutschland geschlossen als zunächst vermutet. 55 der rund 450 stationären Filialen dürften wegfallen, so der Betriebsrat damals. 400 Menschen müssten TUI voraussichtlich verlassen, manche Büros würden zusammengelegt oder bestünden trotz ursprünglicher Schließungsabsichten weiter. Seine Geschäftsreisen-Sparte will TUI Deutschland zum Großteil auflösen.
Der Spagat aus Verschlankung und Neuausrichtung ist aus Sicht von Betriebsrat und Vorstand trotz aller Schmerzen bisher relativ gut gelungen. "TUI hat die Krise zur Transformation genutzt", heißt es in dem Brief. "Ziel war es, die Krise zu meistern, aber vor allem dann wettbewerbsfähiger und robuster die Zeit nach Corona zu gestalten."
Für verschiedene Bereiche im Konzern hatte es bereits frühere Beschäftigungsgarantien gegeben. Diese waren Ende 2021 ausgelaufen.
Die TUI-Aktie legt via XETRA zeitweise 1,64 Prozent auf 2,85 Euro zu.
/jap/DP/nas
HANNOVER (dpa-AFX)
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