09.07.2015 18:39:39

Trichet warnt: Grexit könnte Region destabilisieren

BERLIN (dpa-AFX) - Der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Jean-Claude Trichet hat vor geopolitischen Risiken einer Destabilisierung Griechenlands in der Finanzkrise gewarnt. Das gelte besonders für den Balkan. "Europa hat eine historische Verantwortung dafür, die Länder aus dem früheren kommunistischen Block fest zu verankern", sagte Trichet der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Freitag). Er erinnerte an die "kulturelle Nähe der Griechen zur Ukraine und Russland" über die christlich-orthodoxe Religion.

Zusätzlich verschärfe die Nähe zum Nahen Osten und zu Nordafrika mit seinen Kriegen und Flüchtlingsströmen die Lage, sagte Trichet. Das "Risiko einer geopolitischen Ansteckung" werde "in Europa unterschätzt, nicht zuletzt in Deutschland".

Trichet, der die EZB von 2003 und 2011 geleitet hatte, mahnte einen für IWF und EU akzeptablen Athener Reformplan an. "Wenn bis zum Wochenende kein glaubwürdiger Plan auf dem Tisch liegt, ist ein Grexit sehr wahrscheinlich." Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone käme aber sehr teuer: "Die Gläubiger müssten auf fast die Gesamtheit ihrer Schulden verzichten."

Dagegen plädierte der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber für das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone. "Man kann nicht in einer Champions-League-Mannschaft spielen, wenn man nicht fit ist und nicht trainieren will", schrieb der CSU-Politiker im "Münchner Merkur" (Freitag). Griechenland wolle seinen Lebensstandard weiter mit Krediten bezahlen. "Das geht nicht." Zudem könne Athen Nachahmer finden. "Wenn die Frechheit der Athener Regierung siegt, dann ist es mit dem Einhalten von Verträgen endgültig vorbei."

Griechenland sollte bis Donnerstag um Mitternacht sein Reformprogramm vorlegen. Die Staats- und Regierungschefs der 19 Euro-Länder wollten am Sonntag um 16.00 über die Griechenlandkrise beraten, zwei Stunden später die Chefs alle 28 EU-Länder./hn/DP/jsl

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