Einkaufsmanagerindex |
23.08.2022 14:07:00
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Tiefster Stand seit zwei Jahren: Deutsche Wirtschaft schwächelt weiter - Auch Euroraum-Wirtschaft verliert Schwung
Ausschlaggebend für die Schwäche waren laut S&P Global die zunehmende Verunsicherung der Umfrageteilnehmer, die hohe Inflation und die steigenden Zinsen, die allesamt der Nachfrage schadeten. "Während sich der Anstieg der Einkaufs- und Verkaufspreise leicht abschwächte, blieben die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist trotz leichter Verbesserung gegenüber dem Tief vom Juli auf historisch niedrigem Niveau", heißt es in der Veröffentlichung.
Die Auftragseingänge in beiden Sektoren gingen demnach erneut zurück, jedoch nicht mehr so stark wie im Juli. Besonders deutlich sanken die Auslandsaufträge. Zugleich nahmen die Bestände an Vormaterialien und Fertigwaren "mit annähernden Rekordraten" zu. Die Einkaufspreise stiegen erneut, aber erneut weniger stark als zuvor. Analog hierzu blieb der Anstieg der Verkaufspreise zwar stark, er schwächte sich jedoch ebenfalls den vierten Monat in Folge ab und fiel so gering aus wie seit Februar nicht mehr.
Der Geschäftsausblick binnen Jahresfrist verbesserte sich im August von seinem 26-Monatstief im Juli zwar wieder, der entsprechende Index notiert aktuell jedoch ein weiteres Mal tiefer als vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Volkswirt Phil Smith hob hervor, dass die Konjunkturschwäche zunehmend die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen beeinträchtige. "Zudem deutet der erste Rückgang der Auftragsbestände seit über zwei Jahren darauf hin, dass der Kapazitätsdruck allmählich nachlässt. Dies wiederum könnte das Beschäftigungswachstum zusätzlich bremsen", merkte er an.
Euroraum-Wirtschaft verliert im August erneut an Schwung
Die Wirtschaft in der Eurozone hat im August erneut an Schwung verloren. Der Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel auf 49,2 (Juli: 49,9) Punkte, wie S&P Global im Zuge der ersten Veröffentlichung berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang auf 49,0 Punkte prognostiziert.
Oberhalb von 50 Zählern signalisiert das Konjunkturbarometer ein Wachstum, darunter eine Schrumpfung. Der Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes sank auf 49,7 (49,8) Punkte. Volkswirte hatten einen Rückgang auf 49,0 Zähler prognostiziert. Der Index für den Servicesektor ging auf 50,2 (51,2) Punkte. Ökonomen hatten einen Rückgang auf 50,5 Punkte erwartet.
"Die aktuellen PMI-Daten deuten darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung der Eurozone im dritten Quartal 2022 schrumpfen wird", kommentierte Andrew Harker, Economics Director bei S&P Global Market Intelligence, die Ergebnisse.
Hauptverantwortlich für die Schrumpfung war laut S&P Global die Industrie, wo die Produktion zum dritten Mal hintereinander kräftig zurückgefahren wurde. Doch auch der Servicesektor kühlte den vierten Monat in Folge ab und meldete das schwächste Wachstum seit Beginn des Aufschwungs im April 2021.
Besonders drastische Produktionsrückgänge meldeten alle Grundstoffkategorien und der Automobilsektor, aber auch die Servicebranchen Tourismus und Freizeit sowie der Immobiliensektor. Der Auftragseingang wies zum zweiten Mal hintereinander ein hohes Minus auf. Besonders stark fiel der Auftragsrückgang in der Industrie aus, doch auch dem Servicesektor fehlte es an Neuaufträgen. Aufgrund von Schwierigkeiten beim Absatz fertiggestellter Industrieerzeugnisse nahmen die Bestände an Fertigwaren im August so rasant zu wie nie zuvor seit Umfragebeginn vor 25 Jahren.
Obwohl der Inflationsdruck in den Unternehmen nach wie vor hoch war, scheint der Höhepunkt laut S&P Global angesichts erneut nachlassender Steigerungsraten bei Ein- und Verkaufspreisen überschritten zu sein. Die Besorgnis über die weiteren Konjunkturaussichten dämpfte den Ausblick, was zusammen mit der stark nachlassenden Kundennachfrage die Einstellungsbereitschaft sinken ließ und den schwächsten Stellenaufbau seit fast anderthalb Jahren nach sich zog.
Deutschlands Sammelindex sank auf 47,6 (48,1) Punkte und Frankreichs auf 49,8 (51,7) Punkte, wobei in Frankreich vor allem der Service-PMI mit 51,0 (53,2) enttäuschte. Volkswirte hatten einen Stand von 53,0 prognostiziert.
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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