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20.11.2013 07:19:33
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ThyssenKrupp steht vor Verkauf seines US-Werks
Ein "erfolgreicher Abschluss der Transaktion" sei "zurzeit noch offen", teilte ThyssenKrupp gleichwohl mit. Ein Sprecher von ArcelorMittal sagte am Dienstagabend lediglich, der luxemburgische Konzern sei nach wie vor an ThyssenKrupps US-Produktionsstätte interessiert. Die Insider berichteten dem Wall Street Journal Deutschland aber, dass nur noch Details des Geschäfts ungeklärt seien. Eine Einigung sei schon innerhalb weniger Tage möglich. Während ThyssenKrupp damit rund anderthalb Jahre nach Beginn seiner Käufersuche einen Abnehmer für das Werk im US-Staat Alabama finden dürfte, bleiben die Hochöfen in Brasilien Ladenhüter: ThyssenKrupp wird den Mehrheitsanteil an seiner südamerikanischen Produktionsstätte nach den Angaben der Informanten einstweilen behalten.
Darauf deuten auch die Angaben des Konzerns hin: Die Gespräche beinhalteten "den Abschluss eines langfristigen Brammenliefervertrags", wodurch "eine wertsichernde Lösung für das brasilianische Stahlwerk erreicht würde", schrieb ThyssenKrupp. Mehrere Informanten hatten schon in den vergangenen Wochen berichtet, dass in den Verhandlungen über das US-Werk Abnahmegarantien eine bedeutende Rolle spielten. Ohne diese nämlich droht die Produktionsstätte in Brasilien ihren wichtigsten Abnehmer zu verlieren: Bislang verschifft ThyssenKrupp einen Großteil der in Brasilien produzierten Stahlbrammen zu seiner Anlage in Alabama, die aus dem Rohmaterial etwa Bleche für die Autoindustrie walzt. "ThyssenKrupp hat deutlich gemacht, dass eine Lösung für Stahlbrammen im Umfang von 2,5 Millionen Tonnen gefunden werden muss", schrieben jüngst auch Analysten der Bank BNP Exane.
Noch vor einigen Wochen hatten Insider dem Wall Street Journal Deutschland berichtet, dass ThyssenKrupp angesichts des Problems gemeinsam mit einem Partner ein neues Weiterverarbeitungswerk in Brasilien errichten könnte. Ob es tatsächlich dazu kommt, ist nach aktuellen Angaben der Informanten allerdings offen: Die Stahlnachfrage in Brasilien habe angezogen, so dass sich ein Teil des Rohstahls womöglich auf dem Markt absetzen lasse, sagten die Insider.
Wenn die Gespräche unter anderem über die Abnahmegarantien nun auch weit fortgeschritten sind, ist bislang kein Kaufvertrag unterschrieben. ThyssenKrupp hat sich deshalb kurz vor der für Donnerstag vorgesehenen Bilanz-Pressekonferenz offenkundig in der Bredouille gesehen: Wie zwei der Informanten sagten, hätte ThyssenKrupp seine amerikanischen Stahlaktivitäten angesichts der schon weit über ein Jahr andauernden Verkaufsgespräche womöglich wieder als Teil der fortgeführten Geschäfte ausweisen müssen. Um das jedenfalls für das US-Werk zu vermeiden, hat ThyssenKrupp den Angaben zufolge schon seit mehreren Tagen erwogen, die Bilanz-Pressekonferenz zu verschieben. Dies machte der Konzern am Dienstagabend wahr.
Für ArcelorMittal und Nippon Steel macht der Kauf von ThyssenKrupps US-Werk Sinn, berichteten jüngst Analysten: Beide Unternehmen kooperierten schon im amerikanischen Autostahl-Markt. ArcelorMittal bräuchte nach Ansicht der Branchen-Experten der Bank Nomura zudem nur wenig Bargeld im Rahmen der Transaktion aufwenden. Der Stahlkonzern mit Sitz in Luxemburg könnte demnach ein mexikanisches Rohstahlwerk in ein Joint-Venture mit Nippon Steel einbringen. Von dort aus ließe sich langfristig auch das Werk in Alabama mit Brammen versorgen. Im Rahmen eines solchen Geschäfts würde ArcelorMittal nach Ansicht der Nomura-Analysten rund 450 Millionen Dollar Barmittel für das ThyssenKrupp-Werk aufwenden. Aus der Kasse von Nippon Steel würden etwa 1,55 Milliarden Dollar stammen.
Die Fortschritte in den Verhandlungen zwischen ThyssenKrupp und ArcelorMittal sowie Nippon Steel dürften einige Beobachter gleichwohl überraschen: Zwar hatten informierte Personen in den vergangenen Monaten immer wieder berichtet, dass beide Stahlkonzerne an einem gemeinsamen Kaufangebot festhielten. Als aussichtsreichster Bieter galt aber lange das brasilianische Stahlunternehmen CSN.
An wen auch immer das US-Werk geht - ein Verkauf der Produktionsanlage würde ThyssenKrupp helfen, die eigene Kassenlage zu verbessern: Der deutsche Konzern hat für die Stahlwerke in Brasilien und den USA schon mehr als 12 Milliarden Euro ausgegeben und ist vor allem deshalb hoch verschuldet. Die Produktionsstätten litten lange unter technischen Schwierigkeiten. Zudem entwickelten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Amerika anders als von ThyssenKrupp erwartet. Die Anlagen in Brasilien und den USA stehen vor dem Hintergrund nur noch mit 3,4 Milliarden Euro in den Büchern von ThyssenKrupp.
DJG/hev/ros
Dow Jones Newswires
Von Hendrik Varnholt, Eyk Henning und Jan Hromadko
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