26.06.2023 14:02:00
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Textiler "Abfallkolonialismus" in Chile: 156 Millionen Kilo importiert
Die Autorin, die von "Abfallkolonialismus" sprach, präsentierte erste Ergebnisse einer Studie im Auftrag der UNO-Organisationen ECLAC (Economic Comission for Latin America and the Carribean) und UNECE (United Nations Economic Comission for Europe), die im Herbst in ihrer Heimat Chile offiziell vorgestellt wird. Im Vorfeld der "Österreichischem Konsumdialoge: Textilien" der österreichischen Gemeinwohlstiftung "Comun" sei erstmals wissenschaftlich fundiert dokumentiert, dass auch europäische Modekonzerne ihre in der EU nicht verkaufte Ware im globalen Süden abladen - und somit Umweltprobleme in Gegenden verschieben, wo sie nicht erzeugt wurden. Oft handle es sich um einen Giftcocktail aus Rohöl und Chemie, der sich von selbst entzünden kann.
Chile im Südwesten Südamerikas hat sich innerhalb von kürzester Zeit zum viertgrößten Importeur von Alt-Textilien weltweit (nach Pakistan, Vereinigte Arabische Emirate und Malaysia) entwickelt. Ein Grund sind die Freihandelsabkommen, die das Land dazu verpflichten. Allerdings wird nur ein minimaler Anteil jemals (wieder) getragen - oder recycelt bzw. fachgerecht entsorgt. Unmengen werden etwa einfach in der Wüste der Region Tarapaca unreguliert und unkontrolliert entsorgt. "Meist kommen die Lkw nachts", erzählte O'Brien, die an Ort und Stelle die Lage sondiert hat. "Das Problem wird von Jahr zu Jahr größer".
In der Nähe der Stadt Alto Hospicio bilden sich seit mehr als zwei Jahrzehnten riesige Müllberge, die nicht selten Feuer fangen, schilderte die Soziologin. Die größte Textildeponie, Paso La Mula, brannte im 2022 fast eine Woche lang. Trotzdem werden weiterhin Kleidung und andere nicht verkäufliche Produkte in der Region abgeladen. Es handelt sich auch um nicht verkaufte "Second Hand"-Produkte aus Überproduktion, die oft noch über Verpackung und Preisschild verfügen: nagelneue Kleidung von europäischen Produzenten wie Adidas, Nike und H&M.
Allein in Österreich fallen pro Jahr 44 Millionen Kilogramm Alttextilien an; rund die Hälfte wird ins Ausland exportiert. Eine Möglichkeit, gegenzusteuern, sei ein starkes Lieferkettengesetz, das in der EU seit langem diskutiert wird, so Veronika Bohrn Mena, Gründerin und Vorsitzende der Gemeinwohlstiftung "Comun". Auch ein Vernichtungsverbot könne durchaus positive Auswirkungen haben.
luz/lor/af
APA
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