Starke Zahlen |
22.10.2020 22:31:00
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Tesla schlägt die Erwartungen - Anleger schieben Tesla-Aktie an
Das Unternehmen bekräftigte zudem, trotz Belastungen durch die Corona-Krise am ehrgeizigen Vorhaben festzuhalten, in diesem Jahr eine halbe Million Fahrzeuge auszuliefern. In den ersten drei Quartalen wurden knapp 320 000 Autos an die Kundschaft gebracht, 139 593 davon im vergangenen Vierteljahr. Das Jahresziel von 500 000 Auslieferungen zu erreichen, sei allerdings schwieriger geworden, räumte Tesla im Geschäftsbericht mit Blick auf die Pandemie ein.
An der Börse ist Tesla ohnehin schon seit einiger Zeit der wertvollste Autobauer der Welt. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs um gut 400 Prozent zugelegt, in den vergangenen zwölf Monaten sogar um knapp 730 Prozent. Zuletzt lag der Börsenwert von Tesla bei 394 Milliarden Dollar. Damit wird der E-Auto-Pionier aus dem Silicon Valley trotz viel geringerer Absatzzahlen mehr als dreimal so hoch gehandelt wie die beiden an Marktanteilen gemessen größten US-Hersteller General Motors und Ford zusammen. Auch den deutschen Autokonzernen ist Tesla beim Börsenwert meilenweit überlegen.
Für Teslas Firmenchef Musk, der nebenher noch die Raketenfirma SpaceX und viele andere Projekte betreibt, ist der Höhenflug ein Triumph. Jahrelang schrieb sein Konzern tiefrote Zahlen, die Zukunft schien ungewiss. Nun lieferte Tesla sogar einen Rekord beim Betriebsgewinn - obwohl der Automarkt insgesamt erheblich unter der Corona-Krise ächzt. "Das dritte Quartal war das beste in unserer Geschichte", durfte Musk nach Vorlage des Finanzberichts in einer Konferenzschalte mit Finanzanalysten feststellen.
Tesla treibt seine internationale Expansion unterdessen weiter kräftig voran, die Produktion im chinesischen Werk in Shanghai soll rasch weiter hochgefahren werden. Zudem gehe der Bau der ersten europäischen Fabrik in Grünheide nahe Berlin rasch voran. Bereits im kommenden Jahr will Tesla hier die ersten Autos produzieren und ausliefern. Darüber hinaus will der Konzern zügig ein weiteres US-Autowerk im texanischen Austin hochziehen, wo der Kompakt-SUV Model Y und der geplante Cybertruck vom Band rollen sollen.
In Deutschland erweitert Tesla seine Präsenz auch durch den Einstieg beim Neuwieder Autozulieferer ATW. Nach dem Kauf der Firma Grohmann 2016 beteiligen sich die Kalifornier damit schon am zweiten rheinland-pfälzischen Unternehmen. Tesla bekam dafür inzwischen grünes Licht vom Bundeskartellamt, wie ein Sprecher der Behörde mitteilte. ATW gehörte dem kanadischen Hersteller ATS Automation Tooling Systems, der den Standort in Rheinland-Pfalz schließen wollte. Tesla rettet demnach Jobs bei der Firma mit rund 210 Beschäftigten, die BMW, Daimler und Volkswagen zu ihren Kunden zählt.
Goldman hebt Ziel für Tesla auf 455 Dollar - 'Neutral'
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat das Kursziel für Tesla nach den vorgelegten starken Zahlen zum dritten Quartal von 450 auf 455 Dollar angehoben, aber die Einstufung auf "Neutral" belassen. Analyst Mark Delaney ließ in einer am Donnerstag vorliegenden Studie seine Schätzung für das Ergebnis je Aktie 2020 unverändert, hob jedoch seine Prognosen für 2021 und 2022 leicht an. Da der Aktienkurs seines Erachtens allerdings bereits die längerfristigen Ziele des Elektroautobauers widerspiegelt, blieb Delaney bei seinem neutralen Anlageurteil.
Tesla profitieren von fünftem Quartalsgewinn in Folge
Die anhaltende Profitabilität von Tesla hat am Donnerstag die Anleger erfreut. Die Aktien des US-Elektroautobauers waren an der NASDAQ in einer ersten Reaktion auf den Quartalsbericht um mehr als fünf Prozent in die Höhe geschnellt und lagen schließlich 0,75 Prozent im Plus bei 425,79 Dollar. Damit zählten sie zu den besten Werten im leicht nachgebenden, technologielastigen NASDAQ 100.
Analysten lobten zwar das Zahlenwerk zum dritten Geschäftsquartal, blickten aber zum Teil auch etwas skeptisch in die Zukunft. Eher zuversichtlich äußerte sich der Branchenexperte Patrick Hummel von der schweizerischen Großbank UBS. Der US-Hersteller von E-Autos habe auf bereinigter Basis starke Kennziffern für den Gewinn ausgewiesen, schrieb er. Die Markterwartungen an das operative Ergebnis für das Gesamtjahr dürften nun aus Sicht um rund ein Fünftel steigen.
Der Fachmann Joseph Spak vom Analysehaus RBC betonte, Tesla habe mit seinen Margen im Autogeschäft und der Generierung freier Barmittel beeindruckt. Dies sei angesichts des Beginns des Investitionszyklus' positiv.
Analyst Brian Johnson von der britischen Investmentbank Barclays aber ist sich nicht sicher, ob die solide Profitabilität die aktuelle Bewertung der Aktien rechtfertigen kann. Der Trend bei den Marktanteilen von Elektrofahrzeugen in China und der EU stelle dort den massiven Wettbewerbsvorteil von Tesla in Frage.
Für Chris McNally vom Analysehaus Evercore ISI sind entscheidende Fragen nun, wie nachhaltig die Nachfrage nach dem Modell 3/Y in Europa und den USA ist und was Tesla macht, wenn das Kostenmanagement künftig womöglich nicht so gut funktioniere wie im laufenden Jahr.
Aus charttechnischer Sicht zeigt der Trend derweil spätestens seit Anfang April sowohl mittel- als auch langfristig nach oben. So notiert der Kurs der Tesla-Aktie komfortabel über den 50- und den 200-Tage-Durchschnittslinien. Auf kurze Sicht erweist sich seit Anfang Oktober die 21-Tage-Linie als gute Unterstützung.
Redaktion finanzen.at / dpa-AFX
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