Konkurrenzkampf 02.01.2018 17:58:00

Tesla: Hat sich Elon Musk zu viel vorgenommen?

Gehypt, aber auch konkurrenzfähig?

Tesla wollte mit seiner Variante das erste massenmarkttaugliche Elektrofahrzeug an den Markt bringen. Mit diesem abgespeckten Mittelklassewagen wollte der Konzern weg vom Premium- und hin zum Massenmarkt. Für etwa 35.000 US-Dollar sollte solch ein Modell in der einfachsten Ausführung zu erwerben sein.

Wie auch bei seinen anderen Projekten war Elon Musk von Beginn an sehr optimistisch: Im Juli twitterte der Unternehmer, sein Plan sehe es vor, 20.000 Fahrzeuge pro Monat ab Dezember zu produzieren.

Rekordverlust eingefahren

Der Konzern wird häufig kritisiert, seine Aktien seien zu hoch bewertet. Im dritten Quartal dieses Jahres verzeichnete Tesla den größten Verlust in der Unternehmensgeschichte - 619 Millionen US-Dollar verbrannte der Elektroautobauer. Die Aktie rutschte als Reaktion auf diese Nachricht nachbörslich um mehr als 4 Prozent ab.

Grund für diesen Rekordverlust: Tesla kommt mit der Produktion seines Model 3 bei weitem nicht hinterher - in Q3 konnten lediglich 260 Modelle gefertigt werden. Die optimistischen Ziele Musks wurden damit massiv verfehlt. Verschiedene Fertigungslinien wie beispielsweise die Lackierung haben eine Kapazität für die Produktion von mehr als 1.000 Fahrzeugen pro Woche, während andere Linien wie der Karosseriebau in der gleichen Zeit gerade mal die Hälfte bewerkstelligen können.

Je mehr sich die Produktion bei Tesla verspätet, desto geringer wird der Vorsprung zu Konkurrenten wie Porsche, BMW oder VW.

Tesla trifft auf Konkurrenz

Bisher waren Tesla-Modelle konkurrenzlos. Nun tritt der US-Konzern aber in ein Preissegment ein, in dem Konkurrenten wie BMW, Opel, VW und viele andere seit geraumer Zeit mitmischen. Mit eigenen E-Auto-Modellen wollen diese den Pionier nun vom Thron stoßen.

Automobilexperte Guido Reinking in diesem Zusammenhang: "Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass Tesla rein mit dem Automobilgeschäft scheitern wird. Ob andere Bereiche, wie beispielsweise die Batterieproduktion, den gesamten Konzern auf den richtigen Weg bringen können, steht noch in den Sternen. Aber rein mit dem Bau und Verkauf von Autos lässt sich für Tesla kein Geld verdienen."

Ein weiterer Experte auf diesem Gebiet, Stefan Bratzel, kommentierte Musks Ziele wie folgt: "Es ist so, wie es immer bei Elon Musk ist: Ohne Risiko macht er es nicht."

Der Tesla-Hype lässt nach

Noch vor nicht allzu langer Zeit wurden Teslas Aktien gehypt - nach den jüngsten Vorkommnissen stehen sie allerdings eher auf der Abschussliste. Noch Anfang des Jahres war der Konzern zeitweise wertvoller als der größte US-Autobauer - General Motors (GM).

Inzwischen ist die Rede in Zusammenhang mit Tesla-Aktien jedoch immer mehr vom Short-Selling. Das heißt, Investoren hoffen auf sinkende Kurse, um ihre Aktien zunächst verkaufen zu können und sie anschließend gewinnbringend wieder zurückzukaufen.

Jim Chanos, einem bekannten Short-Seller und Investment-Manager zufolge seien die Aussichten für Teslas Aktienkurs düster. Der US-amerikanische Konzern sei derzeit ein Favorit für Short-Seller. Tesla steuere geradewegs auf eine Mauer zu. Chanos prophezeit außerdem, dass Tesla-CEO Elon Musk das Unternehmen in absehbarer Zeit verlassen könnte. Er könnte sich in den kommenden Jahren von Tesla abwenden und sich einem seiner weiteren Unternehmen, beispielsweise SpaceX, zuwenden. Außerdem sei der Konzern seiner Meinung nach kein Vorreiter bezüglich selbstfahrender Technik - er werde überholt: General Motors habe letztlich die neueste Version seines selbstfahrenden Elektroautos Chevrolet Bolt vorgestellt, Waymo von Alphabet sei führend in autonomen Fahrzeugen und auch VW habe eine gute Technologie entwickelt. Laut Chanos gehöre Tesla inzwischen nicht mehr zu den Vorreitern.

Wird Tesla es schaffen?

Erfolgreich Autos zu produzieren und verkaufen ist hart - Musk habe dies Chanos zufolge inzwischen auch erkannt. Wird Tesla es also wirklich schaffen, mit seiner Produktion von E-Autos nachhaltig Geld zu verdienen?

Trotz all dieser negativen Geschehnisse und der scheinbar vergeblichen Mühen, die das Unternehmen derzeit aufbringt, konnten die Aktien in diesem Jahr einen Gewinn von 32 Prozent verzeichnen. Auch der Umsatz konnte um 30 Prozent gesteigert werden.

Faktoren wie hohe Produktionskosten und Investitionen in neue Betriebsstätten könnten die Gewinne aber wieder aufbrauchen.

Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler merkte in einem Interview an, dass Tesla trotz der bisher wenigen Verläufe des Model 3 auch aufgrund seiner anderen Modelle wie dem Model S oder X weiterhin durchaus attraktiv sei. Man müsse das Gesamtbild sehen und auch die Zukunft betrachten. Pieper weiter: "Werden sie ab 2020 gejagt werden von der Meute, gerade von deutschen Autoherstellern? Und werden sie dann 2025 zwar nicht untergegangen sein, aber eben nur noch ein relativ kleiner Fisch in einem Haifischbecken sein?" Der Analyst tendiert letztendlich eher dazu, dass Tesla seine Ziele langfristig nicht erreichen wird.

Geht nicht, gibt's nicht

Musk bleibt dennoch weiter optimistisch. Getreu seinem Motto "Geht nicht, gibt's nicht" will er nun bis Ende März 2019 eine Produktion von 5.000 Model 3 pro Woche erreichen.

E-Autos werden zurzeit außerdem immer attraktiver. Im Oktober stieg die Zahl der Neuzulassungen in Deutschland um 90 Prozent. Dies macht allerdings weniger als 1 Prozent Marktanteil aus. Dennoch ist die Tendenz steigend.

Es bleibt also abzuwarten, ob Musk seine Ziele diesbezüglich erreichen wird oder ob er bereits ganz andere Pläne hat.

Redaktion finanzen.at

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