"Die Blase wird platzen" |
12.07.2021 23:57:00
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Tesla-Aktie im Fokus: Wird der E-Autobauer zum Übernahme-Ziel?
• Der E-Auto-Pionier könnte übernommen werden
• Tesla-Aktienkurs eine Blase
Im Jahr 2020 war der Tesla-Aktienkurs um enorme 743 Prozent geklettert. Im Dezember war der von Elon Musk geführte Konzern Tesla so viel wert wie VW, Daimler, BMW, GM, Ford, Renault, Peugeot, Fiat, Hyundai, Honda, Nissan und Suzuki - also 12 große Autokonzerne - zusammen.
Tesla wird übernommen
Trotzdem sieht Dr. Helmut Becker schwarz für Tesla. Er bezweifelt nämlich, dass Tesla künftig im Autogeschäft rentabel arbeiten wird. Schließlich sei dies dem Konzern nicht einmal als Monopolist gelungen. "So etwas ist in der Wirtschaftstheorie eigentlich gar nicht vorgesehen. Jetzt muss er die Vormachtstellung mit anderen teilen und rutscht gleich ab. Der Elektroautomarkt ist dabei, sich zum Wettbewerbs-Massenmarkt zu entwickeln. Das war’s dann, Tesla wird geschluckt werden", erklärte Becker der Zeitschrift "Auto Motor Sport".
Gemischte Quartalszahlen von Tesla
Tatsächlich wurden Teslas Zahlen zum ersten Quartal von Experten als gemischt bezeichnet. Zwar schaffte die Firma von Tech-Milliardär Elon Musk das siebte Vierteljahr mit schwarzen Zahlen in Folge und verdiente mit 438 Millionen Dollar so viel wie noch nie. Jedoch war dies wesentlich dem Handel mit Abgaszertifikaten sowie Profiten mit der Kryptowährung Bitcoin zu verdanken.
Daneben wuchs der Quartalsumsatz um 74 Prozent auf 10,4 Milliarden Dollar, was in etwa den Erwartungen von Experten entsprach. Außerdem wurden 184.877 E-Autos ausgeliefert - das ist im Vergleich zum Vorjahr mehr als eine Verdopplung und eine Bestmarke in der Geschichte des 2003 gegründeten US-Unternehmens.
"Die Blase wird platzen"
Analysten bemängeln jedoch, dass die positiven Ergebnisse erneut wesentlich auf den Handel mit Abgaszertifikaten, die andere Autobauer benötigen, um ihre Emissionsbilanz aufzubessern und so gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, zurückzuführen war. Im ersten Quartal setzte Tesla allein damit 518 Millionen Dollar um. Zusätzliche rund 100 Millionen Dollar hat Tesla mit dem Verkauf von Bitcoin verdient. Man könne fast den Eindruck bekommen, dass Tesla zwei Standbeine habe: Den Emissionsrechte-Verkauf und den Bitcoin-Handel, kritisierte NordLB-Analyst Frank Schwope in einer Studie. Der Verkauf von Autos trage hingegen immer noch nicht großartig zum Gewinn bei.
Auch Teslas Ziel, bei den Auslieferungen ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 50 Prozent über mehrere Jahre zu erreichen, hält Schwope für unrealistisch. Negativ sei seiner Meinung nach außerdem, dass sich der Modellmix für die Marge wenig vorteilhaft immer weiter hin zu den günstigeren Modellen wie das Modelle 3 und das Y verschiebe. Vor diesem Hintergrund hat die NordLB das Kursziel für Tesla auf 270 US-Dollar angesetzt und empfiehlt die Aktie zu "Verkaufen".
Auch Dr. Helmut Becker hält Tesla an der Börse für überbewertet. "Die Blase wird platzen. Das kann schnell gehen, wenn die Community erkennt, dass Tesla auf Dauer gegen die Konkurrenz keine Chancen hat", zitiert "Auto Motor Sport" den IWK-Analysten. "Wenn ein Autounternehmen Buchhaltungsgewinne nur durch Bitcoin-Spekulationen und den Verkauf von Emissionsrechten erzielt, ist das Ende nah." Er verwies darauf, dass der Bedarf anderer Autohersteller an CO2-Ausgleich in Zukunft sinken wird, schließlich würden diese auch immer mehr E-Autos entwickeln.
Tesla von der Konkurrenz eingeholt
Becker glaubt sogar, dass die Konkurrenz inzwischen zu dem E-Auto-Pionier aufgeschlossen hat: "Nahezu jeder Hersteller hat mittlerweile elektrische Antriebe im Programm, teilweise besser und auch billiger. Die Meute hat Tesla längst gestellt und ringsum eingekesselt. Tesla hat seine Schuldigkeit als Pionier getan", erklärte der IWK-Analyst gegenüber "Auto Motor Sport". Inzwischen sei die deutsche Konkurrenz so stark geworden, dass Tesla Marktanteile verliere. "Im Vergleich zum April des Vorjahres hat Tesla bei den Neuzulassungen 23,8 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt der Elektroautos im gleichen Zeitraum um 413,8 Prozent zugenommen hat".
Auch den vielfach gepriesenen technischen Vorsprung von Tesla ziehen beide Analysten in Zweifel. Laut der Zeitschrift sieht Dr. Helmut Becker die Elektroautos der Konkurrenz offenbar auf ähnlichem Niveau. Und NordLB-Analyst Frank Schwope erklärte: "Tesla ist zwar Avantgardist mit deutlichem technologischen Vorsprung im Bereich der disruptiven Elektromobilität, allerdings sehen wir die Amerikaner bei der 2. Disruptions-Stufe - dem Autonomen Fahren - keineswegs enteilt. Hier dürften Waymo und Cruise ein ganzes Stück weiter sein".
Tatsächlich sieht sich Tesla wegen seiner Bezeichnung "Autopilot" schon seit längerem, öffentlichem Druck ausgesetzt. Kritiker bemängeln nämlich, dass dies eine Übertreibung darstelle, die zu fahrlässiger Nutzung verleiten könnte. Die nächste Evolutionsstufe des Programms nennt Tesla sogar "Full Self-Driving" (komplett selbstfahrend) - und das, obwohl es nach gängigen Kriterien eigentlich nur ein Assistenzsystem ist.
Wer wird hier übernommen?
Dr. Helmut Becker ist also überzeugt, dass Tesla letzten Endes übernommen wird. Doch wie steht Tesla-Chef Elon Musk selbst dazu? Über die letzten Jahre hat auch er sich zu dem Thema geäußert und seine Einstellung hat sich anscheinend stark geändert: So hat er eigenen Angaben zufolge 2018 über einen Verkauf von Tesla an Apple nachgedacht. "Während der dunkelsten Tage des Model-3-Programms wandte ich mich an Tim Cook, um die Möglichkeit einer Übernahme von Tesla durch Apple (für ein Zehntel unseres heutigen Werts) zu diskutieren", gestand Musk ein. Damals habe sein Konzern insbesondere wegen des Model-3-Projekts zwischenzeitlich nur einen Monat vor der Pleite gestanden. Aber der Apple-CEO "hat ein Treffen verweigert", so Musk.
Inzwischen haben sich aber die Vorzeichen geändert und Elon Musk verkündete, dass er sich vorstellen könnte, selbst einen Konkurrenten zu übernehmen, sollte er dabei nicht auf Gegenwehr stoßen. Laut "Kfz Wirtschaft" wurde von US-Experten in diesem Zusammenhang bereits Daimler als möglicher Kandidat ins Spiel gebracht. Denn Daimler bediene mit Mercedes-Benz bezüglich Preisklasse und Anspruch einen ähnlichen Kundenstamm wie der Musk-Konzern und könnte Teslas Position auf dem chinesischen und europäischen Markt stärken.
Redaktion finanzen.at
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