Deal über 8,1 Milliarden 23.07.2013 11:33:32

Telefonica und KPN sind sich einig: O2 kauft E-Plus

Die Spanier kaufen den Niederländern E-Plus für fünf Milliarden Euro in bar ab und schaffen durch den Zusammenschluss den nach Kunden größten deutschen Mobilfunkkonzern. KPN erhält zusätzlich einen 17,6 Prozent Anteil an Telefonica Deutschland, der börsennotierten deutschen Tochter der Spanier. Insgesamt hat der Deal ein Volumen von 8,1 Milliarden Euro, das 9-fache des in diesem Jahr bei E-Plus erwarteten Ergebnis.

Auch anderswo in Europa etwa in Frankreich, reagieren Telekom-Unternehmen auf den scharfen Wettbewerb. Europa zählt etwa 100 Mobilfunkanbieter, während es in den USA gerade mal vier sind.

Mit dem Zusammenschluss der Nummer drei E-Plus mit dem kleinsten Mobilfunkanbieter O2 entsteht ein Konzern mit 43 Millionen Kunden. Das Unternehmen hätte im vergangenen Jahr 8,3 Milliarden Umsatz gemacht und einen Umsatz-Marktanteil von 32 Prozent gehabt. Das bringt das fusionierte Unternehmen auf Augenhöhe mit dem Marktführer Deutsche Telekom und der Nummer zwei Vodafone. Die Briten wollen sich derzeit Kabel Deutschland einverleiben, um mit der Telekom als integrierter Anbieter, der Mobilfunk, Breitband-Internet und TV bietet, besser konkurrieren zu können. Auch Telefonica Deutschland, die unter der Marke O2 auftritt, bietet Breitband Internet an.

KPN und Telefonica Deutschland erwarten, dass die Transaktion Synergien im Wert zwischen 5 und 5,5 Milliarden Euro heben werde. Die Transaktion, einschließlich der Genehmigung der Kapitalerhöhung bei der Telefonica Deutschland zur Finanzierung des Deals, unterliegt der Zustimmung der Aktionäre von KPN und Telefonica Deutschland. Darüber hinaus bedarf es der Genehmigung der jeweiligen Kartell- und Aufsichtsbehörden sowie weiterer Bedingungen. Der Abschluss der Transaktion wird dann Mitte 2014 erwartet.

Für den Fall, dass das Geschäft doch noch scheitert, etwa am Widerspruch der Kartellbehörden, sichern sich die Niederländer ab. Für verschiedene Fälle sind so genannte Break-up Fees vorgesehen, die jeweils zwischen 50 und 100 Millionen Euro liegen.

Telefonica Deutschland wie KPN Manager zeigten sich in Telefonkonferenzen am Dienstag aber zuversichtlich, dass das Geschäft den Segen der Kartellbehörden findet. Sowohl Telefonica Deutschland als auch E-Plus haben am Dienstag auch Geschäftszahlen für die drei Monate zwischen April und Juni vorgelegt, die die Notwendigkeit des Geschäfts unterstreichen: Bei Telefonica Deutschland ging der Umsatz aus mobilen Diensten im Vorjahresvergleich um 5,2 Prozent auf 748 Millionen Euro zurück, bei E-Plus betrug das Minus 3,4 Prozent auf 764 Millionen Euro. Zuvor hatte bereits Vodafone einen Rückgang des Umsatzes aus mobilen Diensten, also ohne die Erlöse aus dem Verkauf von Endgeräten, von 4,8 Prozent gemeldet und auf den verschärften Wettbewerb hingewiesen.

Telefonica Deutschland hat indes etwas werthaltigere Kunden, die pro Monat im Schnitt 12,70 Euro ausgeben, bei E-Plus liegt der Wert bei 11 Euro. Auch ist der Anteil der Vertragskunden bei Telefonica's O2 mit 53 Prozent höher als bei E-Plus wo er rund ein Drittel beträgt. Insgesamt zählt O2 jetzt 19,41 Millionen Kunden, post-paid wie pre-paid, bei E-Plus sind es 24,43 Millionen.

Beide Unternehmen haben seit Jahren in unterschiedlichen Konstellationen Versuche unternommen, den deutschen Mobilfunkmarkt zu konsolidieren - zuletzt vor gut einem Jahr: Damals wäre E-Plus Quellen zufolge den Spaniern rund 11 Milliarden Euro wert gewesen, wovon aber nur ein kleinerer Teil in bar und der Löwenanteil in Aktien der Telefonica Group gezahlt worden wäre. Der Deal platzte nur wenige Stunden vor Unterzeichnung, nachdem die Bonität von Telefonica von einer Ratingagentur abgestuft wurde.

Wie der Zusammenschluss exakt vor sich gehen wird, ließ das Telefonica Deutschland Management in einer Telefonkonferenz am Dienstag noch offen. Der Unternehmenssitz werde in Deutschland sein, sagte Telefonica Deutschland Boss Rene Schuster lediglich. Ob bei 02 in München oder bei E-Plus in Düsseldorf, darauf wollte er sich nicht festlegen. Auch gab es keine Details zu Entlassungen als Folge des Zusammengehens beider Unternehmen. Sie werden bis zum Closing völlig unabhängig handeln, auch bei eventuell bis dahin anstehenden Frequenzauktionen.

Für das Geschäft wird es bei Telefonica Deutschland zu einer Kapitalerhöhung kommen, deren Einzelheiten auch im Laufe der langwierigen und komplizierten Transaktion bekannt gegeben werden sollen. An deren Ende wird die spanische Telefonica noch 65 Prozent an ihrer deutschen Tochter halten und KPN 17,6 Prozent, der Streubesitz der im TecDAX gelisteten Aktie wird dann 17,4 Prozent betragen.

Auch die französischen Mobilfunkanbieter reagieren auf den Preiskampf auf dem Telekommunikationsmarkt des Landes. Die Vivendi-Tochter SFR und ihr Konkurrent Bouygues Telecom verhandeln über ein Abkommen zur gemeinsamen Nutzung von Teilen ihrer Mobilfunk-Netzwerke. Bis Jahresende soll es eine strategische Vereinbarung geben. SFR und Bouygues sind nach Vertragskunden die Nummer Zwei und Drei auf einem von einem brutalen Preiskampf geprägten Mobilfunkmarkt.

   DJG/APR/kla

  Dow Jones Newswires

Von Archibald Preuschat

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