03.08.2016 18:27:41
|
taz-Kommentar von Daniél Kretschmar zur Situation von Flüchtlingen in Rostock / Die Kinder von Lichtenhagen
Nur den sprichwörtlichen Steinwurf vom Sonnenblumenhaus entfernt, im Plattenbaugürtel zwischen Innenstadt und dem Tourismuszentrum Warnemünde, sehen sich die Behörden noch immer nicht in der Lage, Menschen vor rechtsradikalen Übergriffen zu schützen. Selbst die Landesregierung soll Druck ausgeübt haben, um die Unterbringung der Flüchtlinge zu verhindern. Man sorgt sich, dass es mitten im Landtagswahlkampf zu rassistischen Ausschreitungen kommen könne.​
Hand in Hand gehen der Sozialsenator der Linkspartei und die rot-schwarze Koalition in Schwerin in dem Versuch, den Schein zu wahren: Kultur und Kneipenmeile im Stadtzentrum, Strand und Hansesail in Warnemünde. Die Platte an der Peripherie aber bleibt das "Ghetto", das es schon Anfang der 1990er war.​
Es ist das Dilemma vieler ostdeutscher Städte. Objektiv sind bestimmte Orte dominiert von stumpfer Feindseligkeit gegenüber allem "Fremden" und immer wieder offenem und gewalttätigem Neofaschismus. Teil dieses Problems ist das mehr als 25 Jahre währende Zurückweichen der Zivilgesellschaft und staatlicher Instanzen.​
Die Kinder Lichtenhagens, die Schläger und Rassisten, können sich nach der Entscheidung von Rostock feiern. Sie werden ihren Glauben, dass Gewalt eben doch eine Lösung sein kann, mit dem Segen der Stadt und des Landes nun auch an die nächste Generation weitergeben können.​
OTS: taz - die tageszeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/42630 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_42630.rss2
Pressekontakt: taz - die tageszeitung taz Redaktion Telefon: 030 259 02-255, -251, -250
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!