Fed unter Druck |
14.03.2023 11:04:00
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SVB-Pleite: Fed will Zusammenbruch von Silicon Valley Bank intern überprüfen - EZB erwartet keine Auswirkungen
Die Notenbank müsse sorgsam überprüfen, wie das auf die Finanzierung von Start-ups der Tech-Branche spezialisierte Geldhaus beaufsichtigt und reguliert worden sei, ergänzte der mit der Leitung der Untersuchung beauftragte Fed-Vize Michael Barr. Die Fed müsse "Demut" zeigen und herausfinden, "was wir aus dieser Erfahrung lernen können". Am 1. Mai solle ein Bericht dazu veröffentlicht werden.
Vor allem die regionale Fed-Filiale in San Francisco bringt der im Zuge immenser Mittelabzüge aufgrund von Liquiditätssorgen erfolgte Zusammenbruch der im kalifornischen Santa Clara ansässigen Silicon Valley Bank unter Druck. Auch die Finanzaufsichtsbehörden des Bundesstaats müssen sich kritische Fragen gefallen lassen, nachdem das Geldhaus vergangene Woche binnen weniger Tage kollabierte.
An der Börse blieb die Lage zum Wochenbeginn angespannt. Die Aktien mehrerer US-Regionalbanken brachen ein, obwohl die Biden-Regierung die Sicherheit der Einlagen betonte. Der Kurs der First Republic Bank fiel am Montag um 62 Prozent. Auch andere kleine und mittelgroße Geldhäuser mussten heftige Verluste hinnehmen. Große Institute wie JPMorgan Chase gerieten ebenfalls ins Minus, wenn auch weniger dramatisch. Insgesamt stabilisierte sich die Wall Street etwas.
Die Kurseinbrüche im Bankensektor kamen, obwohl die Regierung von Präsident Joe Biden wiederholt versuchte, die Bankkunden zu beruhigen und mögliche Panikreaktionen abzuwenden. "Die Amerikaner können beruhigt sein, das Bankensystem ist sicher. Ihre Einlagen sind sicher", sagte Biden am Montag. Die Kunden hätten jederzeit Zugriff auf ihre Ersparnisse, versicherte der Präsident.
Allerdings sollen - anders als bei der Finanz- und Bankenkrise 2008 - diesmal nicht die Steuerzahler für die Einlagensicherung aufkommen müssen, erklärte Biden. Das übernehme ein Fonds, in den alle Banken einzahlten. Das Weiße Haus betonte wiederholt, es gebe keine Parallelen mit der Finanz- und Bankenkrise von 2008, als große Geldhäuser mit Steuergeldern gerettet werden mussten.
Derweil ist die Diskussion, wie es nach 2008 überhaupt wieder zu einem Bankenkollaps kommen konnte, in vollem Gange. Biden schob die Schuld seinem Amtsvorgänger Donald Trump zu. Unter Präsident Barack Obama, dessen Vize Biden war, seien scharfe Auflagen erlassen worden, damit sich die Finanz- und Bankenkrise nicht wiederhole, sagte Biden. Unter Trump seien einige dieser Auflagen zurückgefahren worden.
Hintergrund: 2018 hatte der US-Kongress den Weg für eine Rücknahme wesentlicher Teile des sogenannten Dodd-Frank-Gesetzes freigemacht, das erneute Bankenpleiten zulasten der Steuerzahler verhindern sollte. Trump hatte der Finanzlobby versprochen, die 2010 verabschiedeten Regeln zurückzudrehen. Trump bezeichnete das Dodd-Frank-Gesetz als "Desaster", das er am liebsten ganz abschaffen würde. Das geschah zwar nicht, doch für kleine und regionale Banken - die jetzt Probleme haben - wurden die Auflagen erleichtert.
Biden kündigte an, die Auflagen für Banken wieder verschärfen zu wollen und forderte den Kongress zum Handeln auf. Ob es strengere Gesetze geben wird, ist aber fraglich. Im Repräsentantenhaus haben die Republikaner seit Anfang des Jahres die Mehrheit. Die Mehrheit der Demokraten im Senat ist denkbar knapp. Ein mögliches neues Gesetz müsste aber von beiden Parlamentskammern verabschiedet werden.
Stournaras (EZB) - SVB-Pleite ohne Auswirkung auf Banken im Euroraum
Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA sorgt weltweit für Unruhe. Es ist der größte Zusammenbruch einer Bank seit der Finanzkrise 2008. Weil das Institut auf die Finanzierung von Technologiefirmen spezialisiert war, stehen auch Start-up-Firmen unter Druck. Nach Einschätzung von Griechenlands Notenbank-Chef Yannis Stournaras wird der Kollaps voraussichtlich keine Auswirkungen auf die Geldhäuser in den Euroländern haben.
"Wir sehen nicht, dass die SVB einen Effekt hat auf die Banken der Eurozone oder die griechischen Banken", sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) der griechischen Tageszeitung "Kathimerini". Diese Meinung vertrat auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) Montagabend in der "Zeit im Bild 2". "Nein, da droht keine Gefahr", meinte er wörtlich in dem Interview. Man habe das mit Kommission und EZB besprochen. Die Auswirkungen auf Europa würden laut Experten "nicht da sein".
Die SVB hat nach den Worten ihres neuen Chefs Tim Mayopoulos ihren regulären Betrieb innerhalb der USA wieder aufgenommen. Er erwarte, dass auch internationale Transaktionen in den kommenden Tagen wieder eingerichtet werden, teilte Mayopoulos in einem Brief an die Kunden mit. "Ich bin mir bewusst, dass die vergangenen Tage für unsere Kunden und Mitarbeiter eine äußerst schwierige Zeit waren, und wir sind dankbar für die Unterstützung der großartigen Gemeinschaft, der wir dienen", sagt Mayopoulos, der am Montag von dem US-Einlagensicherungsfonds FDIC mit der Leitung der SVB beauftragt wurde.
Der Kryptokonzern Digital Currency Group (DCG) sucht nach den Pleiten der Silicon Valley Bank, der Signature Bank und von Silvergate nach neuen Bankpartnern für seine Portfoliounternehmen. Santander, HSBC und die Deutsche Bank seien immer noch offen für Kryptofirmen, berichtet die auf digitale Währungen spezialisierte Nachrichtenseite CoinDesk. DCG - die Muttergesellschaft von CoinDesk - habe sich auch an BlackRock, JPMorgan und die Bank of America gewandt. Bei den Instituten war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.
dpa-AFX/APA
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