13.12.2015 20:17:37
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Südwest Presse: LEITARTIKEL · KLIMAGIPFEL
Weniger als notwendig, aber deutlich mehr als zu erwarten war: Die Weltklimakonferenz in Paris hat einen dicken Meilenstein gesetzt. Dieser Erfolg hat - wie stets - viele Mütter und Väter. Er gebührt aber vornehmlich dem Geschick der französischen Gastgeber. Seinen Diplomaten, voran Außenminister Laurent Fabius, ist es gelungen, die Interessen kleiner Länder genauso zu respektieren wie die großer Staaten. Das schuf ein Klima der Kompromissbereitschaft. Trotz zäher Verhandlungen wollte schließlich keine Regierung die Verantwortung für ein Scheitern auf sich nehmen. Das wichtigste Ziel des neuen Vertrages: Ausstieg aus dem Verbrennen von Öl, Kohle und Gas im Lauf dieses Jahrhunderts. Es bringt allen Lebewesen auf diesem Planeten Vorteile: Weniger Schadstoffe in der Luft, vor allem in Ballungsräumen; Erhalt von Ressourcen, deren bloßes Abfackeln energetisch eine Dinosaurier-Technologie darstellt; Verzicht auf das Aufreißen der Erdkruste und den Erhalt intakter Lebensräume; die Erdatmosphäre nicht stärker aufzuwärmen, weil ein Großteil der Energie ungenutzt verpufft - besonders im Straßenverkehr. Dass Länder, die vom Verkauf dieser Rohstoffe leben, das Abkommen mittragen statt es wie bisher zu blockieren, ist ein großer Erfolg. Nun gilt es, diese Vorgabe global umzusetzen. Dass die Industrieländer in der Pflicht stehen, ärmeren Nationen dabei zu helfen, versteht sich fast von selbst. Ihr bisheriger Wohlstand beruht auf dem Nutzen fossiler Energieträger und sie verfügen inzwischen über die Technologie, sich aus anderen Quellen mit Wärme und Strom zu versorgen und diese weitaus effizienter einzusetzen. Sie profitieren daher am meisten von einer Energiewende im globalen Maßstab. Ihre Aufgabe lautet jetzt: Zeigen, dass der Umstieg in ein kohlenstoffarmes Zeitalter funktioniert. Sie müssen den Versuch unternehmen, ärmeren Staaten den direkten Sprung in diese neue Ära zu ermöglichen. Dass die Voraussetzungen in südlicheren geographischen Breiten dafür günstiger sind, erleichtert dieses Jahrhundert-Unterfangen. Gut angelegt sind die vom Jahr 2020 an fließenden 100 Milliarden Dollar aber nur, wenn sie korruptionsfrei den Menschen zugutekommen - egal, ob es sich um staatliche Finanzmittel oder private Investitionen handelt. Dafür haben die Geber Sorge zu tragen. Nur durch diese Umverteilung gelingt es, die Bevölkerung ärmerer Staaten vom Erhalt ihrer Naturressourcen zu überzeugen und sie durch das Entstehen zukunftsträchtiger Arbeitsplätze vom Marsch in andere Weltregionen abzuhalten. Weitaus komplizierter stellt sich das vereinbarte Regime zur Reduktion der Treibhausgase dar. Ob durch freiwillige Ziele Erfolge zu erreichen sind, muss sich erst noch erweisen. In einer Welt, in der produziert wird, wo die Bedingungen am preiswertesten erscheinen und es so wenig kostet, Waren quer über den Globus zu transportieren, stammt dieser Instrumentenkasten der Regulierung aus dem vergangenen Jahrhundert. Emissionen einer Nation korrekt zuzuordnen, dürfte eine Illusion bleiben. Sie wird auch künftig eher zu Streit führen statt Gelder in jene Energiewende-Projekte zu leiten, die den größten Effekt erzielen. Dennoch: Der Pariser Klimavertrag ist ein Erfolg. 195 Staaten haben ein gemeinsames Ziel vereinbart und Weltinnenpolitik im besten Sinn geschrieben. Darauf hat die Weltbevölkerung nach dem Rio-Gipfel mehr als 23 Jahre warten müssen. Es wird höchste Zeit, dem Meilenstein die Wegmarken dorthin rascher folgen zu lassen als bisher. Instrumentenkasten stammt aus dem letzten Jahrhundert
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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218
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