02.05.2013 19:32:58

Südwest Presse: LEITARTIKEL · CHAMPIONS LEAGUE

Ulm (ots) - Adrenalin-Kick

Auf den ersten Blick sind es lediglich nüchterne Zahlenkolonnen. 4:0 und 3:0. 4:1 und 0:2. Für Fußball-Fans jedoch bedeuten die Resultate, mit denen der FC Bayern München gegen den bislang unangefochtenen Branchenführer FC Barcelona und Borussia Dortmund gegen das genauso renommierte Team von Real Madrid in das Champions-League-Finale einzogen, den reinsten Adrenalin-Kick. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorherzusagen, dass in den nächsten dreieinhalb Wochen eine riesige Euphoriewelle entsteht, der auch die weniger am Sport Interessierten kaum entkommen werden. Und das alles nur, weil elf Münchner und elf Dortmunder derzeit so attraktiv und erfolgreich einem Ball hinterherrennen wie seit Jahrzehnten keine deutsche Mannschaft mehr. Spanien war in den vergangenen Jahren das Nonplusultra des Weltfußballs. Während Deutschland seit 1996 auf einen WM- oder EM-Titel wartet, haben die wirtschaftlich derzeit so gebeutelten Südeuropäer die letzten drei Titel (EM 2012, WM 2010, EM 2008) gewonnen. Noch wichtiger als das Nationalteam ist in Spanien traditionell der Vereinsfußball. Mit 33 Titeln seit der Einführung des Europapokals im Jahr 1956 liegt Spanien vor England (30) und Italien (29). Erst auf Rang vier dieser Vereins-Liste folgt Deutschland mit 16 europäischen Siegerteams. Die letzten Titel holten sich Dortmund 1997 und der FC Bayern 2001. Das erste deutsch-deutsche Finale der Champions-League-Geschichte ist mehr als nur eine Momentaufnahme. Vieles deutet auf einen Wechsel in der europäischen Fußball-Hierarchie hin. Die Bundesliga hat in den vergangenen zehn Jahren stark in die Nachwuchsförderung investiert. Nicht zuletzt auch aufgrund des schlechten Abschneidens der Nationalelf bei den Europameisterschaften 2000 und 2004. Jetzt beginnen sich diese Fördermaßnahmen auszuzahlen. Zudem haben sich Borussia Dortmund, der Meister der vergangenen beiden Jahre, und sein Nachfolger FC Bayern gegenseitig zu Spitzenleistungen gepuscht. Der BVB setzte sich mit Dynamik, Powerfußball und der Begeisterung seiner jungen Spieler nicht nur in der heiklen Gruppenphase gegen die jeweiligen Landesmeister Ajax Amsterdam, Manchester City und Real Madrid durch, sondern blieb bis zum Halbfinal-Rückspiel in Madrid ungeschlagen. Die Bayern, die im vergangenen Jahr das "Finale dahoam" gegen den FC Chelsea unglücklich im Elfmeterschießen verloren und nun zum dritten Mal in den letzten vier Spielzeiten im Endspiel stehen, haben den Barcelona-Code geknackt. In den Halbfinals kamen die Katalanen nicht dazu, ihr gewohntes Kombinationsspiel aufzuziehen - weil die Münchner ihrem Gegner dank überlegener Athletik und Schnelligkeit keinen Freiraum ließen. In diesem Zusammenhang ist die Personalie Pep Guardiola interessant. Als die Bayern im Januar den Trainer-Guru, der den FC Barcelona zum damals noch besten Vereinsteam geformt hatte, als vielversprechenden Nachfolger für Jupp Heynckes verpflichteten, waren die neuen Machtverhältnisse noch nicht so deutlich abzusehen. Guardiola kann es sich nicht leisten, seine bisherige Stilart eins zu eins auf die Bayern zu übertragen. Er muss den nächsten Entwicklungsschritt gehen: Eine Symbiose aus Barças Tiki-Taka-Spiel und Bayerns Tempofußball. Auch für Joachim Löw ist der Druck gewachsen. Er hat in den vergangenen Jahren stets vom Vorbild Spanien gesprochen, dem es nachzueifern gilt. Nun haben Heynckes und sein Dortmunder Kollege Jürgen Klopp die Latte für den Bundestrainer noch höher gelegt. Mehr denn je wird von ihm im bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien der WM-Titel erwartet.

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Pressekontakt: Südwest Presse Lothar Tolks Telefon: 0731/156218

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