10.04.2017 21:17:56

Südwest Presse: Leitartikel zur Verfolgung von Christen

Ulm (ots) - Wieder trifft es Christen. Zum Auftakt der Karwoche reißen in Ägypten zwei Selbstmordattentäter dutzende Menschen in den Tod. Nicht zum ersten Mal weicht die Feststimmung hoher christlicher Feiertage Trauer und Bestürzung. Die christlichen Kopten sind seit Jahren ein Ziel islamistischer Fundamentalisten. Mit ihren Bomben wollen sie die Nähe der schwachen Minderheit zur Staatsmacht, aber auch das nicht immer reibungsfreie Miteinander von Christen und Muslimen in Ägypten sprengen. Instrument dafür ist der Feldzug im Namen einer Religion, im Fall der Terrormiliz IS, die sich kurz nach dem Anschlag zu den Bluttaten bekannte, eines missbrauchten Islam. Mord im Namen einer Religion ist in die Weltpolitik zurückgekehrt. Das hat der bereits existierenden - oftmals staatlichen - Drangsalierung und Verfolgung religiöser Minderheiten eine neue gefährliche Zuspitzung verliehen. In nicht wenigen Staaten werden Christen zu einem Feindbild stilisiert. Besonders sozialistische und kommunistische Staaten gehen heute mit schlechtem Beispiel voran, aber auch Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit. Über die vermutlich hohe Zahl von Betroffenen gibt es nur Schätzungen. Das Phänomen haben säkulare Gesellschaften wie die deutsche jahrzehntelang ausgeblendet. Sie siedelten Christenverfolgung im Mittelalter an. Doch es gibt heute eine Verfolgung von Christen - auch wenn gegenüber der Bezeichnung Vorsicht angebracht ist. Nicht selten wird der Begriff als Kampfvokabel eingesetzt. In diesem Fall steht nicht mehr die Solidarität mit den Bedrängten im Vordergrund, die sich in Hilfen, möglicherweise sogar in der sensiblen Aufnahmepraxis Deutschlands niederschlagen müsste, sondern die Aus- und Abgrenzung gegenüber anderen Weltanschauungen, vor allem gegenüber "dem" Islam. Politik im Namen der Religion peitscht auf und schließt die Reihen gerade derjenigen, die das Banner führen. Wer zu dieser Gruppe gehört variiert, ebenso die Besetzung der Opferrolle. Sunniten kämpfen gegen Schiiten und umgekehrt, unter die Räder kommen auch Sufis, Juden und Bahai, um nur einige zu nennen. In nicht wenigen Ländern wird die Haltung der Mehrheit zum Diktat. Wer sie nicht teilt, steht unter Verdacht. Besichtigen lässt sich das gerade in der Türkei, wo die Anhänger der Gülen-Bewegung pauschal zu Staatsfeinden erklärt werden. Der Fundamentalismus, besonders der religiöse, ist eine Geißel der Zeit. Er bedroht auch in Europa, was an Toleranz und Aufklärung errungen wurde. Deshalb ist der Einsatz für die Religionsfreiheit in einem umfassenden Sinn so wichtig. Sie garantiert, dass jeder seinen Glauben öffentlich leben kann, selbst wenn er in der Minderheit ist. Auch die Freiheit vom Glauben wird durch sie geschützt, ebenso das Recht des Einzelnen, seine Weltanschauung zu ändern. Der Schutz von Christen lässt sich vom Einsatz für Religionsfreiheit nicht trennen. Das müssen jene verinnerlichen, die eine Religion gegen eine andere ausspielen wollen.

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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218

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