18.05.2015 21:42:39

Südwest Presse: KOMMENTAR · POLIZEI

Ulm (ots) - Mauer des Schweigens

Polizisten, die auf der Wache zwei Festgenommene quälen, dies mit dem Handy dokumentieren und per Kurznachricht mit Kollegen teilen - sollten die Vorwürfe zutreffen, dann sind die Szenen, die sich in der Inspektion der Bundespolizei in Hannover abgespielt haben, mehr als verstörend. Denn von der Mentalität erinnern sie an die Fotos der US-Wächter aus dem irakischen Abu-Ghoreib-Gefängnis. Menschen sind in Gefahr, sobald Menschen Macht über sie haben. Der Staat, dessen Sicherheitsorgane das Recht haben, Verdächtige in Gewahrsam zu nehmen, ist daher in besonderer Weise für deren Unversehrtheit verantwortlich. Deutschland ist kein Land, in dem Misshandlung zum systematischen Programm staatlicher Obhut gehört. Doch Exzesse lassen sich nie ausschließen. Das zeigen in ihrer Häufigkeit irritierende Einzelfälle - so wie der Feuertod des Sierra-Leoners Oury Jalloh in einer Polizeizelle in Dessau 2005 oder die Schikanen durch Angehörige eines Sicherheitsdienstes in einer Asylbewerberunterkunft in Burbach 2014. Im Fall Jalloh rügte das Gericht Korpsgeist und eine Mauer des Schweigens in den Reihen der Polizei. Die Vorfälle von Hannover bedürfen deshalb rückhaltloser Aufklärung - allein schon im Interesse jener Mehrheit der Polizisten, die täglich ihren Dienst korrekt versieht. Eine Kluft des Misstrauens zwischen Bürgern und Polizei, wie es sie in den USA gibt, darf in Deutschland erst gar nicht entstehen.

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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218

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