08.04.2016 21:12:39
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Südwest Presse: KOMMENTAR · PAPST
Nein, eine Relativierung der kirchlichen Lehre über die
Unauflöslichkeit der Ehe beinhaltet das gestern veröffentlichte
Schreiben "Amoris laetitia" nicht. Auch eine formale Aufwertung
homosexueller Lebenspartnerschaften ist dem Schreiben nicht zu
entnehmen. Solche Erwartungen mussten an den Mauern der
unterschiedlichen Realitäten innerhalb der katholischen Weltkirche
zerschellen. Denn was hierzulande als selbstverständlich gilt, zum
Beispiel die Anerkennung homosexueller Lebenspartnerschaften, ist
Lichtjahre von der Wirklichkeit afrikanischer Länder entfernt. Papst
Franziskus umgeht eine klare kirchenpolitische Positionierung, die
die Gräben zwischen liberalen Kirchenkreisen und konservativen nur
vertieft hätte. Er gibt der Einheit der Weltkirche oberste Priorität
und macht den Riesendampfer mit seinem Schreiben im Alltag doch
beweglicher. Die Ortskirchen - und damit vor allem die Seelsorger -
sollen selbstverantwortlich entscheiden, wenn Gläubige das Gespräch
mit ihnen suchen. Keine "kalte Schreibtisch-Moral" soll die Tonlage
des Gesprächs zum Beispiel mit Kirchenmitgliedern, die eine neue Ehe
eingehen wollen, bestimmen, sondern das Wissen um die Brüche im Leben
von Menschen, deren Schwächen und: Barmherzigkeit. Das päpstliche
Schreiben öffnet neue Spielräume, auf Schicksale einzugehen und
individuelle Lösungen zu suchen. Das bedeutet für alle Beteiligten
mehr Verantwortung und den Mut zu Gewissensentscheidungen. Die
Kehrseite dieser Freiheit ist der Verzicht auf Macht. Es ist höchste
Zeit, dass die katholische Kirche diesen Schritt geht.
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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218
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