20.08.2013 19:53:59

Südwest Presse: KOMMENTAR · MERKEL

Ulm (ots) - Respektable Geste

Ehrenrührig ist es nicht, wenn die Wahlkämpferin Angela Merkel zwischen zwei Kundgebungen das frühere Konzentrationslager in Dachau besucht. Zum einen zeigt es, dass selbst vor einem Wahltag die Furcht der Politiker vor dem Unmut der Ewiggestrigen nachlässt, die dem Irrglauben anhängen, man könne die unselige deutsche Vergangenheit langsam ruhen lassen. Zum anderen ist es bemerkenswert, dass erstmals ein Bundeskanzler die KZ-Gedenkstätte durch seine Anwesenheit aufwertet - in welchem Zusammenhang auch immer. Merkel hat sich nicht aufgedrängt. Der Auschwitz-Überlebende und Leiter der Gedenkstätte, Max Mannheimer, hat seine längst ausgesprochene Einladung an sie erneuert, als er von ihrem Termin im CSU-Bierzelt in Dachau erfahren hat. Wenn dieser 93-jährige Zeitzeuge und Sozialdemokrat nichts dabei findet, sollten auch andere nicht nach Haaren in der Suppe suchen. Die Kanzlerin ist weise genug, am einstigen Schreckensort nicht als Stimmenfängerin aufzutreten. Ein wenig spielt da auch schierer Neid eine Rolle. Da arbeiten sich manche an der Amtsinhaberin ab, denen es an zündenden Einfällen für eigene Kampagnen mangelt. Das Geschick der Oppositionskandidaten, sich selbst in Szene zu setzen, hält sich bisher im Rahmen. In den Sommerferien auf dem Feriendampfer um Stimmen werben - rasend originell ist das nicht. Im Übrigen hängt das Phänomen Amtsbonus nicht von der Parteizugehörigkeit des Inhabers ab. Ob einst Gerhard Schröder über den Elbdeich schritt oder jetzt Angela Merkel einen Kranz in Dachau niederlegt - sie sind immer nicht nur Kanzler, sondern auch ein bisschen Kandidat. WILHELM HÖLKEMEIER

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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218

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