14.07.2014 19:20:58
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Südwest Presse: Kommentar zum FUSSBALL-WELTMEISTER
Ulm (ots) - Was für ein Gefühl, was für eine Freude: Wer
Sonntagnacht durch die Straßen seiner Stadt zog, ob mit oder ohne
Fahne, ob im Trikot oder nicht, erlebte meist ein Deutschlandgefühl
der entspannten, der beschwingten Art. Die Begeisterung der
überwiegend jungen Fans war ansteckend, inspirierend und einfach
fröhlich. Ein Land, das die jahrzehntelang anhaltende Angst vor den
eigenen Symbolen verloren hat. Schwarz-Rot-Gold ist nicht länger
zwangsläufig das Synonym eines überbordenden Nationalismus, verbunden
mit der hässlichen Fratze des ausgrenzenden, pöbelnden Deutschen,
sondern das identitätsstiftende Symbol einer modernen
Multi-Kulti-Nation. Nicht mehr, aber vor allem auch nicht weniger.
Der Weltmeister-Titel von Rio ist der Abschluss einer Entwicklung,
die nicht allein der Nationalmannschaft zu verdanken ist, die aber
ohne die verbindende Kraft des Fußballs wiederum undenkbar wäre.
Ausgangspunkt dieses Prozesses war das Sommermärchen 2006, bei dem
die Welt zum ersten Mal entdeckte, dass Deutschland nicht nur vier
Wochen gutes Wetter bieten kann, sondern zugleich ein wunderbarer
Gastgeber ist, der danach mit neuen Augen gesehen wurde. Vier Jahre
später in Südafrika kamen spielerische Eleganz und Leichtigkeit
hinzu. Die WM in Brasilien schließlich war der fast zwangsläufige
Abschluss, gekrönt mit dem Titel. Herausgespielt von einer
Mannschaft, die auch außerhalb des Platzes genau jene Werte
verkörpert, die die Deutschen in den Augen des Auslands zu einer
anderen Nation als früher machen. Keine Spur von Häme oder
Großmannssucht nach dem berauschen Sieg über die Brasilianer, sondern
Verständnis für die große Trauer der Gastgeber. Vielleicht auch, weil
wichtige Spieler der deutschen Elf selbst ausländische Wurzeln haben.
Jerome Boateng, Mesut Özil, Sami Khedira - von jedweder
Deutschtümelei sind sie meilenweit entfernt. Sportler sind Vorbilder,
vor allem Jüngere eifern ihren Idolen nach. Jogi Löws Jungs haben es
verstanden - auch als millionenschwere Profis -, diese Funktion
nahezu perfekt auszufüllen. Die Spieler und ihr Trainer haben ihr
Ziel nicht als Einzelkämpfer, sondern als Team, als solidarisches
Kollektiv erreicht. Mit Beharrlichkeit, Willen, hohem Können und viel
Spaß an der Sache. Allen Nörglern, die hinter der Begeisterung für
diese Mannschaft schon wieder deutschen Größenwahn aufblitzen sehen,
sei die Frage - frei nach Per Mertesacker - gestellt: Was wollt ihr
eigentlich?
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Pressekontakt: Südwest Presse Ulrike Sosalla Telefon: 0731/156218
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