28.12.2015 14:53:48

Studie: Verbraucher profitieren kaum von sinkenden Gaspreisen

   FRANKFURT/MAIN (AFP)--Gas wird billiger, doch viele Verbraucher haben nichts davon. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion, die am Montag der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Weil die Gasversorger die sinkenden Einkaufspreise nicht weitergäben, zahle ein Musterhaushalt gut 130 Euro zu viel, heißt es darin. Der Branchenverband BDEW wies die Vorwürfe zurück. Das Bundeswirtschaftsministerium legte Verbrauchern einen Anbieterwechsel nahe.

   Für die Studie, über die zuerst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete, hatte das Hamburger Beratungsunternehmen Energycomment Großhandelspreise für Gas und die Tarife für Haushaltskunden analysiert. Demnach sinken die Einkaufspreise für Gas seit Jahren. Im ersten Halbjahr 2012 hätten deutsche Gasimporteure noch 2,95 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zahlen müssen, im zweiten Halbjahr 2015 seien es noch 1,96 Cent gewesen. Auch von 2014 auf 2015 gab es demnach eine Abwärtsentwicklung.

   Deshalb hätten - bei gleichbleibender Marge der Anbieter - die durchschnittlichen Verbraucherpreise eigentlich von 6,52 Cent pro kWh im vergangenen Jahr auf 5,72 Cent in diesem Jahr sinken müssen, folgert Studienautor Steffen Bukold. Sie seien aber nur auf 6,38 Cent pro kWh gesunken. Somit ergebe sich für 2015 "eine zusätzliche Belastung der Verbraucher" von 0,66 Cent pro kWh. Ein Musterhaushalt mit 20.000 kWh Jahresverbrauch zahle 132 Euro mehr, als er zahlen würde, wenn der niedrigere Einkaufspreis komplett weitergereicht worden wäre.

   Diese fehlende Anpassung bescherte der Gaswirtschaft 2015 laut der Studie Extraeinnahmen von 1,3 Milliarden Euro, während die privaten Endkunden inklusive Umsatzsteuereffekt mit zusätzlich 1,54 Milliarden Euro belastet würden. Der Analyse zufolge fällt die Zusatzbelastung je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. Am stärksten zahlten demnach in diesem Jahr Haushalte in Baden-Württemberg drauf, nämlich 172 Euro. Nur in Berlin ergab sich für die Verbraucher ein "Bonus" von zehn Euro, die Gaspreise sanken für sie also stärker als die Einkaufspreise der Versorger.

   Studienautor Bukold weist darauf hin, dass seine Analyse vor einem Jahr bereits ein ähnliches Bild ergeben hatte. Es setze sich somit ein "unerfreulicher Trend" fort.

   Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kritisierte, Bukold beziehe sich auf Preise am sogenannten Spotmarkt, auf dem es um die kurzfristige Beschaffung von Gas gehe. Die Gasanbieter kauften dort aber üblicherweise nur ein, um kurzfristige Nachfrageschwankungen auszugleichen. Maßgeblich seien die langfristig gehandelten sogenannten Terminprodukte. "Die Preise auf diesem Markt sind wesentlich weniger stark gesunken", erklärte der BDEW. Im Übrigen gebe es auf dem Gasmarkt einen "intensiven" Wettbewerb.

   Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wies in Berlin darauf hin, dass deutsche Verbraucher nur recht selten den Gasanbieter wechselten. Ein Wechsel könne aber "nachweislich Einsparungen" bringen.

   Auch die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn riet Verbrauchern, ihren Tarif unter die Lupe zu nehmen. "Wenn nicht im Laufe der nächsten Monate eine Preissenkung angekündigt ist, sollte man einen Wechsel seines Versorgers in Betracht ziehen." Laut dem Vergleichsportal Check24 haben bisher nur 184 der mehr als 700 Grundversorger für das erste Quartal 2016 Gaspreissenkungen angekündigt.

DJG/sha (END) Dow Jones Newswires

   December 28, 2015 08:22 ET (13:22 GMT)- - 08 22 AM EST 12-28-15

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