15.11.2015 13:41:40

STICHWORT: Der Terror von Paris: Was wir wissen - und was nicht

PARIS/BERLIN (dpa-AFX) - Die Ermittlungen zu der verheerenden Terrorserie von Paris fördern immer mehr Details zutage. Es sind aber auch noch viele Fragen offen.

WAS WIR WISSEN:

- Die Attacken wurden von drei Terroristenkommandos verübt. Sie schlugen am Freitagabend an sechs Orten in Paris und dem Vorort Saint-Denis koordiniert zu, schossen wahllos auf Menschen oder sprengten sich selbst in die Luft. Die Angreifer benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow und trugen identische Sprengstoffwesten.

- Die mit Abstand meisten Opfer gab es beim Überfall auf ein ausverkauftes Rockkonzert im Musikclub "Bataclan", dort wurden Geiseln genommen. Mehrere Cafés und Restaurants in der Nähe wurden beschossen. Drei Selbstmordattentäter sprengten sich nahe dem Stadion Stade de France in die Luft, wo die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich spielte. Mindestens einer der Attentäter soll zuvor vergeblich versucht haben, ins Stadion zu kommen.

- Mindestens 129 Menschen wurden getötet, 352 weitere teils lebensgefährlich verletzt. Unter den Toten ist ein Deutscher.

- Sieben Terroristen starben. Einer wurde erschossen, sechs sprengten sich in die Luft. Zunächst war von acht getöteten Angreifern die Rede gewesen.

- Frankreichs Präsident François Hollande machte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich und sprach von einem "Kriegsakt". Der IS bekannte sich in einer zunächst nicht verifizierbaren Erklärung im Internet zu den Anschlägen.

- Die Angreifer sollen beim Überfall auf das "Bataclan" "Allah ist groß" gerufen und ihre Taten mit der Situation in Syrien und im Irak begründet haben. In beiden Ländern fliegt Frankreich Luftangriffe.

- Einer der "Bataclan"-Attentäter wurde als der 29-jährige Franzose Omar Ismaïl Mostefaï identifiziert. Der Kleinkriminelle war mehrfach vorbestraft und den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt, fiel aber bisher nicht im Zusammenhang mit Terrornetzwerken auf.

- Bei den Überresten eines der Selbstmordattentäter vom Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden. Es verdichten sich die Hinweise, dass dieser Mann und ein weiterer Attentäter gemeinsam als Flüchtlinge getarnt in die EU einreisten. Einer von ihnen, ein 25-Jähriger namens Ahmed Almuhamed, soll am 7. Oktober in Serbien eingetroffen sein. Am 3. Oktober war er laut griechischen Behörden als Flüchtling auf der Insel Leros registriert worden. Nach Medieninformationen aus Polizeikreisen könnte auch sein mutmaßlicher Komplize über die Türkei nach Griechenland eingereist sein. Beide Männer sollen von Leros aus zusammen die Fähre nach Piräus genommen haben.

- Mindestens einem Terrorkommando scheint zunächst die Flucht gelungen zu sein. Ermittler stellten am Sonntagmorgen östlich von Paris den schwarzen Seat sicher, aus dem heraus die Attentäter die Cafés und Restaurants beschossen hatten. Darin wurden nach Medienberichten drei Kalaschnikows gefunden.

- In der Nähe des "Bataclan" war zuvor schon ein schwarzer Polo mit belgischem Kennzeichen gefunden worden. Dieser Wagen soll von einem Franzosen angemietet worden sein, der in Belgien lebt. Er geriet am Samstagmorgen in einem dritten Auto in eine Routinekontrolle, mit im Wagen waren mehrere Personen mit Wohnsitz in der Region Brüssel.

- Aufgrund dieser Verbindung durchsuchte die Polizei am Samstagabend im Brüsseler Stadtteil Molenbeek Wohnungen und nahm fünf Menschen fest. Einer der Festgenommenen soll am Freitagabend in Paris gewesen sein.

WAS WIR NICHT WISSEN:

- Sonntagmittag war noch unklar, ob unter den Toten und Verletzten weitere Deutsche sind. Bis Sonntagmittag waren 103 Todesopfer identifiziert.

- Offen ist nach wie vor, wie viele Terroristen es insgesamt gab - und damit auch, ob weitere Attentäter oder Komplizen noch auf freiem Fuß sind. Besteht womöglich noch akute Gefahr? Bisher teilten die Ermittler auch nicht mit, wer die in Brüssel Festgenommenen sind.

- Bisher ist erst ein Attentäter zweifelsfrei identifiziert. Über die Identität der anderen Angreifer ist so gut wie nichts bekannt. Kamen sie aus dem Ausland oder lebten sie in Frankreich? In welcher Verbindung standen sie zueinander, wie organisierten sie sich? Und planten sie die Anschläge eigenständig, oder wurden sie von Hintermännern instruiert und gesteuert? Waren sie bisher völlig unauffällig oder womöglich bereits im Visier der Sicherheitsbehörden? Damit hängt auch die Frage nach eventuellen Versäumnissen zusammen.

- Rätsel gibt ein Mann aus Montenegro auf, der vor gut einer Woche von der Polizei in Oberbayern mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengstoff im Auto gestoppt wurde. Angeblich war er damit auf dem Weg nach Paris. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen wird geprüft./sem/DP/zb

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