OECD-Studie "Taxing Wages" |
11.04.2019 17:21:00
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Steuerreform: Österreich bei Belastung der Arbeitseinkommen in Top 5
Gesunken ist die Steuerbelastung der österreichischen Arbeitnehmer zuletzt durch die rot-schwarze Steuerreform 2016 und steigt seither wieder leicht an. Im Vorjahr musste ein durchschnittlicher Arbeitnehmer 47,6 Prozent an Steuern und Abgaben abführen, wobei hier auch die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung mitgezählt werden. Spitzenreiter sowohl unter den 36 OECD-Staaten als auch in Europa ist Belgien mit 52,7 Prozent vor Deutschland (49,5), Italien (47,9) und - ex aequo mit Österreich - Frankreich (47,6).
Etwas besser steigen in Österreich Familien aus, die von staatlichen Transferzahlungen profitieren: Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer mit zwei Kindern und einer nicht erwerbstätigen Frau bezahlt abzüglich Familienbeihilfe 37,4 Prozent, was im OECD-Vergleich den 6. Platz bedeutet (nach dem 8. Platz 2017). Der 2019 in Kraft getretene Familienbonus sollte diese Position im kommenden Jahr noch etwas verbessern. Wie die Studie ebenfalls zeigt, entfällt allerdings nur ein geringer Teil der Abgabenbelastung auf die Lohnsteuer - den größeren Teil machen die Sozialabgaben aus, mit denen die Versicherten ihre Pensions-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung finanzieren.
Im OECD-Schnitt zahlt ein Durchschnittsverdiener 36,1 Prozent seines Einkommens für Steuern und Abgaben. Unter den EU-Staaten liegt das Gerade-Noch-Mitglied Großbritannien mit 30,9 Prozent an letzter Stelle, in Irland werden 32,6 Prozent und in Dänemark 35,7 Prozent fällig. Besonders niedrig sind die Steuern und Abgaben in der Schweiz (22,2 Prozent), wobei dieser Wert mit Österreich nicht direkt vergleichbar ist, weil die in der Schweiz traditionell hohen Pflichtbeiträge für private Sozialversicherungen hier noch nicht eingerechnet wurden.
In einer weiteren, Mittwochabend veröffentlichten Studie plädiert die OECD für Maßnahmen zur Unterstützung der weltweit unter Druck kommenden Mittelschicht. Als ein Problem insbesondere in Deutschland und Österreich nennt die OECD dabei die "kalte Progression". Deren Abschaffung könnte nach Ansicht der Organisation durch höhere Steuern auf Kapitaleinkommen und Erbschaften sowie auf besonders hohe Einkommen finanziert werden. Hier verweist die OECD darauf, dass der durchschnittliche Spitzensteuersatz in den Industriestaaten seit den 1980er Jahren von 65 auf 43 Prozent gefallen ist. In Österreich liegt der Spitzensteuersatz mit 55 Prozent freilich deutlich über dem Durchschnitt.
Lob gibt es in der Studie für die österreichische Berufsausbildung - konkret für die Berufsbildenden höheren Schulen (BHS) - sowie für die von der ersten schwarz-blauen Koalition eingeführte "Abfertigung Neu". Insgesamt ist das Abstiegsrisiko für Mittelklassen-Familien in Österreich vergleichsweise gering: Während im OECD-Schnitt 8,8 Prozent der Mittelklassen-Familien nach vier Jahren in die untere Mittelschicht abrutschen, sind es in Österreich nur 6,5 Prozent. Zur Mittelklasse gehört dieser Definition zufolge, wer zwischen 75 Prozent und 200 Prozent des Medianeinkommens verdient. Dieses liegt in Österreich bei 36.554 Euro jährlich (Haushalts-Medianeinkommen 2017 laut Statistik Austria).
(GRAFIK 0459-19) (Schluss) has/ivn
WEB http://www.oecd.org/
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