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27.03.2023 16:12:00
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Steigende Zinsen der OeNB verdoppeln Belastung bei variablen Krediten
Nach Daten der Nationalbank sind die Kreditzinssätze im Neugeschäft bis Jänner 2023 im Schnitt auf 3,95 Prozent geklettert. Folgen habe dies aber auch für Bestandszinssätze und damit für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer, deren Kredite variabel verzinst sind. Österreich sei im europäischen Vergleich ein Ausreißer, meinte Haber bei einer Pressekonferenz, da hierzulande deren Anteil mit fast der Hälfte am gesamten Kreditvolumen besonders hoch liege. "Das bedeutet, dass in Zeiten steigender Zinssätze diese variabel verzinsten Finanzierungen auch teurer werden und der durchschnittliche Bestandszinssatz entsprechend ansteigt."
Bei Unternehmen ergab sich ein ähnliches Bild. Infolge des Ukraine-Kriegs und damit einhergehender Kostensteigerungen sei der Bedarf nach Krediten mit kurzfristiger Laufzeit und variabler Verzinsung zuletzt groß gewesen, erklärte Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik. Folglich hätten sich auch für diese die Kreditaufnahme sowie die laufenden Kosten spürbar verteuert. Die von österreichischen Unternehmen zu leistenden monatlichen Zinszahlungen seien von 227 Mio. Euro im Jänner 2022 auf etwa 528 Mio. Euro im Jahr darauf angeschwollen, so Turner.
Die steigenden Zinsen dämpfen darüber hinaus das Kreditwachstum, vor allem im Immobiliensektor. So ist das entsprechende Volumen zuletzt deutlich gesunken, nach dem das erste Halbjahr 2022 noch von einer kräftigen Dynamik am Markt geprägt war. "Was wir gesehen haben ist, dass im ersten Halbjahr 2022 trotz ansteigender Zinsniveaus die Nachfrage nach Wohnbaukrediten hoch geblieben ist." Haber führte dies auf Vorzieheffekte in Erwartung höherer Zinsen sowie auf die KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) zurück, wodurch größere Hürden für die Vergaben von Krediten entstanden.
Eine Trendumkehr gab es jedoch auch bei den Zinsen auf Bankeinlagen, die im Neugeschäft zuletzt im Schnitt auf 2,03 Prozent gewachsen sind. "Zinsen sind ja immer des einen Freud und des anderen Leid", sagte Turner dazu. Mittlerweile würden sich die gebundenen Einlagen wieder rechnen, was sich auch der höheren Nachfrage der Haushalte ablesen lasse. "Es ist Bewegung in die Zinslandschaft auf der Einlagenseite gekommen." Dabei dürfe man jedoch nicht vergessen, dass es sich um Nominalzinssätze handle, deren Effekte von der hohen Inflation abgeschwächt würden.
Gestiegen sind zuletzt auch die Bestandszinssätze von variabel verzinsten Einlagen. Mit einem Niveau von durchschnittlich 0,29 Prozent sind die Steigerungen in diesem Segment aber hinter dem Neugeschäft geblieben. Im Gegensatz zu den Kreditzinsen erfolge die Entwicklung zeitverzögert, erklärte Haber, der dies grundsätzlich positiv wertet: "Das ist ein gutes Zeichen für die Liquiditätsausstattung der Kreditinstitute. Die brauchen schlichtweg einfach nicht so dringend Liquidität durch Spareinlagen, um hier bei den Zinssätzen hinaufzugehen." Ob und wann mit noch größere Sprüngen für die Konsumentinnen und Konsumenten zu rechnen sei, könne er schwer einschätzen, so Haber.
Ein größeres Ausfallrisiko bei Krediten sieht Haber durch die Zinssteigerungen aktuell nicht. "Wir haben in Österreich einen historischen Niedrigstand bei notleidenden Krediten." Für die Institute gelte es in der nahen Zukunft, auf die Kreditqualität zu achten, riet Haber. Diese müssten weiter sicherstellen, dass leistbare Kredite vergeben werden und die Kundinnen und Kunden bei steigenden Zinsen nicht unter Druck geraten, so der OeNB-Vizegouverneur.
Ausstieg aus Öl und Gas kurzfristig nicht möglich
OMV-Chef Alfred Stern sieht Öl und Gas nicht als Wachstumsmarkt in Europa - aber man werde auch in Zukunft noch bei der OMV Benzin und Diesel tanken können und auch Erdgas werde weiter benötigt. "Man kann natürlich von der OMV fordern, aus Öl und Gas heute auszusteigen. Ich kann morgen meine Raffinerie schließen, ich kann alle Bohrlöcher verschließen - dann ist die OMV auch weg", sagte Stern. Allerdings generiere die OMV 1,6 Prozent von Österreichs Bruttosozialprodukt.
Wo die OMV aber bald wieder aussteigen will, das ist die Öl- und Gas-Exploration und -produktion (E&P) in Malaysia und Neuseeland. Hier erkunde man derzeit das Interesse möglicher Käufer, sagte der OMV-Chef am Montag im Gespräch mit der APA. In der Region Asien-Pazifik produziert die OMV 59.000 boe (Fässer Öl-Äquivalent) pro Tag, das sind rund 15 Prozent der OMV-Gesamtproduktion von 392.000 boe pro Tag. Man habe festgestellt, "dass wir gar keine Möglichkeit sehen, das Gas von dort irgendwie in unsere Kernmärkte in Europa zu bringen". Die OMV verfolgt die Strategie, Öl und Gas nicht nur zu fördern und zu verkaufen, sondern auch selbst zu verarbeiten.
Aussteigen würde Stern gerne auch aus der Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje, die man bereits fast zur Gänze abgeschrieben hat. "Aber um etwas verkaufen zu können, müssen Sie einmal jemanden finden, der das auch kaufen will und es auch kaufen darf." Dafür brauche man in Russland auch die entsprechenden Genehmigungen. "Das ist zur Zeit aufgrund der Rechtslage extrem schwierig." Forderungen nach einem sofortigen Rückzug aus Russland zeugen für Stern von einem "sehr vereinfachten Rechtsverständnis. Ich könnte als OMV-Chef beispielsweise diese Verträge zerreißen hier in Wien, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir nach wie vor dort beteiligt sind."
Dass die OMV aufgrund der bestehenden Lieferverträge nach wie vor Erdgas aus Russland bezieht, sei "sanktions- und gesetzeskonform", betonte Stern. "Tatsache ist, dass Gas bisher nicht unter Sanktionen steht. Wir haben nicht den Luxus, Gas aus legitimen Lieferquellen abzulehnen - insbesondere auch, wenn wir Verträge haben, die uns zur Abnahme verpflichten." Anders sehe es bei Erdöl aus: Man habe bereits vor dem Eintreten der Sanktionen russisches Öl aus den OMV-Raffinerien entfernt und importiere auch keine russischen Ölprodukte wie Diesel.
Kein Verständnis hat der OMV-Chef für die wiederholte Forderung nach einer Offenlegung der Lieferverträge mit dem russischen Gazprom-Konzern. "Bei den Gasverträgen handelt es sich um privatrechtliche Verträge, die - wie bei solchen Verträgen auch üblich - eine Vertraulichkeitsklausel enthalten. Das heißt, wenn wir als OMV einseitig solche Verträge offenlegen, dann werden wir vertragsbrüchig." Der OMV-Aufsichtsrat sei über den Inhalt der Verträge informiert, aber ebenso wie der Vorstand zur Vertraulichkeit verpflichtet. Der österreichische Staat sei zwar mit 31,5 Prozent an der OMV beteiligt, nach dem Aktiengesetz müsse man aber alle Eigentümer gleich behandeln und daher könne man keine Ausnahmen machen und nur einen Teil der Eigentümer über den Inhalt der Verträge informieren.
Zusätzliches Gas könnte künftig aus dem Schwarzen Meer kommen, wo wie berichtet bis zum Sommer die Investitionsentscheidung über das "Neptun"-Projekt fallen soll. "So, wie es zur Zeit aussieht, ist dieses Neptun-Gasfeld groß genug, dass Rumänien zusätzlich mit den anderen Förderquellen möglicherweise einen Überschuss an Gas hat und es auch exportieren könnte." Dieses Gas könnte z.B. über die Slowakei nach Österreich befördert werden. Das gesamte Investitionsvolumen wird mit rund 4 Mrd. Euro beziffert, die OMV ist an dem Projekt über ihre Tochter OMV Petrom zu 50 Prozent beteiligt.
Längerfristig setzt die OMV aber auf erneuerbare Energien, weil der Bereich besonders stark wächst. "Wir wollen uns in Richtung nachhaltige Kraftstoffe, Chemie und Materialien entwickeln. Wir werden aber als integriertes Unternehmen weiterhin in drei Bereichen tätig sein: Energie, Fuels & Feedstock und Chemicals & Materials". Mit der Wien Energie habe man ein Geothermie-Joint-Venture für die Fernwärme in Wien. Letztes Jahr habe man in Rumänien gemeinsam mit dem staatlichen Stromversorger Oltenia ein großes Photovoltaik-Projekt mit 450 Megawatt Leistung bekannt gegeben.
Grundsätzlich sei er "ein großer Freund von Technologie-Offenheit", sagte Stern. "Wir müssen alles einsetzen, was wir können." Die OMV selbst setze aber auf den schwer zu elektrifizierenden Bereich. "Ich glaube, es würde keinen Sinn machen, wenn sich alle Bauern einen elektrischen Traktor anschaffen würden." Dort könnte man mit nachhaltigen Kraftstoffen wie E-Fuels arbeiten. Auch das Interesse der Airlines wie etwa der AUA sei in dem Bereich groß. Im Privatverkehr spreche die Effizienz aber sehr für Elektrofahrzeuge.
Das Niveau der Gaspreise wird dauerhaft hoch bleiben, meint der OMV-Chef, da die Kosten für LNG höher seien als bei Pipeline-Gas. Die Nachfrage aus Asien sei im vergangenen Jahr relativ gering gewesen, weil China im Lockdown gewesen sei, "aber wenn diese Nachfrage zurückkommt, wird das natürlich dazu führen, dass die Marktpreise im globalen Wettbewerb nach oben gehen werden". Zuletzt seien die Gaspreise zwar wieder zurückgegangen, "aber mit 40 Euro pro Megawattstunde sind wir noch immer auf dem doppelten Niveau wie vor dem Ukraine-Krieg".
APA
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