11.03.2016 19:33:10
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Steigende Ölpreise und EZB machen Anleger mutig
Von Steffen Gosenheimer
NEW YORK (Dow Jones)--Nachdem sich die Wall Street am Donnerstag der turbulenten Entwicklung an den europäischen Aktienmärkten weitgehend entzog, schwimmt sie am Freitag auf der Erholungswelle mit. Zwar fallen die Zuwächse kleiner aus als in Europa, dennoch legen die Indizes kräftig zu.
"Was wir sehen ist eine Reaktion auf die steigende Ölpreise und die Kommentare (der Internationalen Energie Agentur), wonach die Preise den Boden gesehen haben, unterstützt von Rückenwind durch die EZB-Entscheidung", kommentiert Marktstrategin Kristina Hooper von Allianz Global Investors.
Der Dow-Jones-Index gewinnt 1 Prozent auf 17.162 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Indizes ziehen in ähnlicher Größenordnung an.
Zwar hagelt es am Tag nach dem geldpolitischen Paukenschlag der EZB kritische Kommentare von Volkswirten, die die neuen Lockerungsmaßnahmen für überzogen halten und langfristige negative Folgen befürchten von der Geldschwemme, doch ebenso einhellig bescheinigen Analysten insbesondere dem Aktienmarkt kurzfristig Potenzial. Dafür dürfte schon allein das Mehr an Liquidität sorgen, das nach Anlage suche. Gleichwohl steigt damit die Gefahr von Blasenbildungen weiter.
IEA-Optimismus stützt Ölpreise Mut schöpfen die US-Anleger aber auch von den Ölpreisen. Sie legen wieder zu, nachdem sie am Vortag einen Rücksetzer verzeichnet hatten. Der Fasspreis für US-Leichtöl der Sorte WTI steigt um 1,7 Prozent zum US-Settlement auf 38,50 Dollar, das Barrel der europäischen Referenzsorte Brent kostet mit 40,32 Dollar 0,7 Prozent mehr.
Die Internationale Energieagentur (IEA) spricht von einem nachlassenden Ölangebot rund um den Globus, wenngleich auch der Nachfrageausblick nicht besonders rosig charakterisiert wird. "Bei der Preisentwicklung gibt es Licht am Ende eines langen und dunklen Tunnels", so die IEA am Freitag. Auch die zuletzt sehr skeptischen Analysten von Goldman Sachs glauben, dass der Boden bei den Ölpreisen inzwischen erreicht wurde. Im späteren Tagesverlauf dürften neue Impulse vom Ölfeldbetreiber Baker Hughes kommen, der wie üblich mit der Anzahl der in den USA aktiven Bohranlagen aufwartet. In den vergangenen Wochen war diese wichtige Kennziffer stetig gesunken.
Nach der EZB ist vor der Fed Derweil lässt die Geldpolitik die Anleger so schnell nicht los. In der kommenden Woche ist die US-Notenbank an der Reihe. Hier steht die Frage nach dem Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung im Fokus. Daher beäugen Investoren die Inflationsentwicklung in den USA sehr genau. Die am Freitag gemeldeten Importpreise sind im Februar deutlich weniger stark gefallen als vorhergesagt. Das spielt den Plänen der US-Notenbanker, die Zinsen nach und nach anzuheben, eher in die Hände. Gleichwohl wird damit in der kommenden Woche noch nicht gerechnet.
Citibank-Analyst Steven Englander rät der Fed, die extrem volatilen Reaktionen an den Märkten auf die Beschlüsse der EZB im Hinterkopf zu haben. Da eine US-Zinserhöhung im März ohnehin vom Tisch sei, gebe es keinen Anreiz, eine Anhebung im Juni voranzukündigen, so Englander. Folge davon wären dann nämlich vermutlich negative Reaktionen wie ein festerer Dollar, erneuter Druck auf die Rohstoffpreise und möglicherweise auch auf die Schwellenländer überschwappende negative Wirkungen
Am US-Rentenmarkt steigen die Renditen im Hinblick darauf weiter, wenn auch nur leicht. Zudem sind die als sicherer Hafen geltenden Papiere angesichts der guten Stimmung und gestiegenen Risikobereitschaft am Aktienmarkt nicht gefragt. Zehnjährige Treasuries rentieren mit 1,98 Prozent, 5 Basispunkte höher und damit auf dem höchsten Niveau seit Anfang Februar.
Beim Gold werden nach der Vortagesrally Gewinne eingestrichen. Die Feinunze verbilligt sich auf 1.258 Dollar nach 1.271 am Vorabend. Im frühen Tageshoch lag sie schon bei 1.284. Das war der höchste Stand in diesem Jahr. Auch hier wendeten sich die Anleger zugunsten von Aktien ab, heißt es.
Nach dem Höhenflug des Euro am Vortag konnte sich der Dollar nur zwischenzeitlich und auch nur ganz leicht erholen. Die Gemeinschaftswährung liegt mit 1,1171 Dollar wieder auf dem Stand vom Vorabend. An eine kurzfristige Zinsanhebung durch die Fed glaube kaum jemand, heißt es zum weiter schwachen Dollar.
Aktien aus der dritten Reihe von Geschäftszahlen bewegt Mit einem Aufschlag von 2,3 Prozent reagiert der Energiesektor erkennbar auf die steigenden Ölpreise. Gesucht sind auch Aktien von Banken, die mutmaßlich mit am stärksten von der Lockerungspolitik der EZB profitieren dürften.
Unter den Einzelaktien stürzen Zumiez um über 12 Prozent ab, nachdem der Bekleidungseinzelhändler mit seinen Zielen enttäuscht hat. Dagegen klettern Finisar um 18 Prozent nach oben. Der Hersteller von Komponenten für optische Kommunikation lag beim Gewinn im dritten Geschäftsquartal über den Prognosen und erwartet für das aktuelle Geschäftsquartal mehr als die Experten bislang geschätzt hatten.
Die Fastfoodkette Bojangels hat im vierten Quartal ebenfalls besser abgeschnitten als erwartet. Die Aktien schnellen um 18 Prozent nach oben. Ulta Salon Cosmetics & Fragrance ziehen um 16,8 Prozent an. Auch der Kosmetikanbieter schnitt besser als prognostiziert ab.
National Beverage haben frischen Rückenwind für ihre Erholungsbewegungen nach dem Rücksetzer zum Start des Jahres erhalten. Die Viertquartalszahlen sind erfreulich ausgefallen, gestützt von der schnell wachsenden Sprudelmarke La Croix. Der Kurs gewinnt 7,1 Prozent.
===INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 17.217,49 1,31 222,36 -1,19 S&P-500 2.018,20 1,44 28,63 -1,26 Nasdaq-Comp. 4.728,36 1,42 66,20 -5,57 Nasdaq-100 4.343,60 1,32 56,63 -5,44
DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.24 Uhr Do, 17:31 Uhr +/- % YTD EUR/USD 1,1176 +0,18% 1,1156 1,1169 +2,9% EUR/JPY 127,08 +0,17% 126,86 126,42 -0,3% EUR/CHF 1,0968 -0,33% 1,1004 1,1017 +0,8% GBP/EUR 1,2898 +0,85% 1,2790 1,2799 -5,0% USD/JPY 113,71 -0,01% 113,73 113,19 -3,1% GBP/USD 1,4415 +1,03% 1,4268 1,4293 -2,3%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD +/- % YTD WTI/Nymex 38,61 37,84 2,03 0,77 -1,3% Brent/ICE 40,37 40,05 0,80 0,32 +1,6%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD +/- % YTD Gold (Spot) 1.259,85 1.279,50 -1,5% -19,65 +18,8% Silber (Spot) 15,62 15,65 -0,2% -0,02 +13,0% Platin (Spot) 966,80 981,50 -1,5% -14,70 +8,5% Kupfer-Future 2,25 2,22 +1,5% +0,03 +5,4% === Mitarbeit: Florian Faust
Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com
DJG/DJN/gos/jhe
(END) Dow Jones Newswires
March 11, 2016 12:28 ET (17:28 GMT)
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