Die Aktie von Twitter konnte im gestrigen US-Handel den größten Kurssprung seit dem Börsendebüt verzeichnen.
Der Kurs der
Twitter-Aktie an der New York Stock Exchange legte am Dienstag bis zum Börsenschluss um 11,38 Prozent auf 45,52 Dollar zu. Auch zum Handelsstart in Deutschland sieht es gut aus: An der Frankfurter Börse steigt die Aktie um knapp zehn Prozent auf 32,93 Euro.
Als Grund für den Kurssprung sehen Experten zum Einen Aussagen der Twitter-Gründer, wonach diese nicht beabsichtigen, direkt nach dem Ende der vorgeschriebenen Haltefrist für Alteigentümer, die am 5. Mai ausläuft, einen Teil ihrer Aktien des Kurznachrichtendienstes zu verkaufen.
Das soziale Netzwerk Twitter
Gründung
Twitter wurde im März 2006 von Jack Dorsey, Biz Stone, Noah Glass und Evan Williams in San Francisco ins Leben gerufen und sollte ursprünglich die Kommunikation unter den Mitarbeitern der Podcasting-Firma Odeo erleichtern. Der erste Tweet stammte von Gründer Jack Dorsey und lautetet "just setting up my twttr."
Heute sind mit Biz Stone und Jack Dorsey noch zwei Gründer in der Führungsetage vertreten: Stone ist Creative Director und Dorsey Chef des Verwaltungsrat. Geleitet wird Twitter von CEO Dick Costolo.
Geschäftsmodell
Twitter sieht sich als "globale Plattform für öffentliche Selbstdarstellung und Echtzeitkonversation". Die Grundidee liegt darin, Kurzmeldungen von maximal 140 Zeichen möglichst schnell zu verbreiten. Was als Dienst für Privatpersonen mit Hang zur Selbstdarstellung begann, wird heute immer mehr auch von Unternehmen benutzt und soll zukünftig auch die schnelle Verbreitung von Notfall-Nachrichten und Katastrophenwarnungen sicherstellen.
Nutzer und Wachstum
Im dritten Quartal 2013 hatte Twitter rund 232 Millionen aktive Nutzer und damit mehr als je zuvor. Das Wachstum der Nutzerzahlen hat sich in den letzten Quartalen jedoch deutlich verlangsamt. Während Twitter im 3. Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahresquartal die Nutzerzahlen noch um 65 Prozent steigern konnte, stieg die Zahl der Nutzer in den darauf folgenden 12 Monaten nur noch um rund 39 Prozent an.
Geschäftsbilanz
Im Gesamtjahr 2013 konnte Twitter seinen Umsatz zwar auf 665 Millionen Dollar verdeutlichen, zugleich stieg aber auch der Verlust deutlich auf 645 Millionen Dollar an. Im Vorjahr machte Twitter nur 79 Millionen Dollar Miese. Damit schreibt der Nachrichtendienst auch nach dem Börsengang noch immer tiefrote Zahlen. Experten gehen davon aus, dass frühestens ab 2016 die Gewinnschwelle erreicht wird.
Werbung
Twitter macht sein Geld vor allem mit Werbebotschaften im Nachrichtenstrom der Nutzer. Die Anzeigen sind aktuell für rund 87 Prozent des Umsatzes verantwortlich. Die Hoffnung ist, dass diese Anzeigen in der Zukunft deutlich höhere Beträge als zurzeit einbringen werden.
Anteilseigner
Größter Anteilseigner an Twitter ist derzeit der Investor Rizvi Traverse mit 17,9 Prozent. Es folgen Mitgründer Evan Williams mit 12 Prozent und die Bank J.P. Morgan Chase mit 10,3 Prozent.
Konkurrenten
Twitter steht nicht nur im Konkurrenzkampf mit etablierten Social-Media-Plattformen wie Facebook, Google+, Xing oder LinkedIn. Auch hierzulande unbekanntere Unternehmen wollen auf das Konzept des Nachrichtendienstes aufspringen.
Das Start-up App.net will sich als werbefreie Alternativ-Plattform zu Twitter etablieren. Auch bei App.net ist es Nutzern möglich, ihre eigenen Posts in Echtzeit zu verbreiten.
Auch aus China kommt Konkurrenz: Anfang 2013 hat der chinesische Microblogging-Dienst Sina Weibo erstmals eine englischsprachige Benutzeroberfläche präsentiert und möchte nun auch international ein Stück vom Kuchen. In China ist der Dienst mit 400 Millionen Mitgliedern bereits Marktführer.
Auch Google hat bereits versucht, Twitter Konkurrenz zu machen. Die beiden Dienste Buzz und Jaiku wurden jedoch schon nach kurzer Zeit wieder aufgegeben.
Zum Anderen wird aber auch der angekündigte Kauf des Daten-Auswerter Gnip für die Kursgewinne verantwortlich gemacht. Diese Übernahme hatte Twitter am gestrigen Dienstag verkündet, ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Gnip wertet Twitter-Nachrichten zum Beispiel im Auftrag von Unternehmen aus. Aus solchen Daten kann man etwa die Stimmung der Twitternutzer gegenüber einer Marke ermitteln - oder Themen, die die Menschen gerade beschäftigen. Gnip hat dafür Zugriff auf den kompletten Strom der Kurznachrichten. Es ist ein wachsendes Geschäft, in dem Apple im vergangenen Jahr den Gnip-Konkurrenten Topsy gekauft hatte.
Redaktion finanzen.net und dpa-AFX