Übernahmeofferte |
10.04.2017 11:51:42
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STADA unterstützt Übernahme durch Bain Capital und Cinven
Vorstand und Aufsichtsrat seien "nach eingehender Prüfung" aber zu der Einschätzung gelangt, dass dies im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre sei, teilte der MDAX-Konzern mit.
Als "erstaunlich hoch" bezeichnet ein Händler das Übernahmeangebot. "Die höchsten Schätzungen am Markt lagen bei 60 bis maximal 62 Euro". Für eine nichtstrategische Akquisition sei diese Prämie überraschend hoch. Möglicherweise wollten die beiden Finanzinvestoren einem strategischen Investor damit zuvorkommen. Die Analysten der DZ Bank raten Investoren mit Blick auf die Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent und sonstige Unwägbarkeiten zu Gewinnmitnahmen.
STADA hatte von zwei Bieterkonsortien jeweils rechtlich bindende Angebote erhalten. Die zweite Offerte der Finanzinvestoren Advent und Permira dürfte nun jedoch vom Tisch sein, da beide Konsortien die Zustimmung des Vorstands zur Bedingung für die Unterbreitung eines öffentlichen Übernahmeangebots gemacht hatten. Theoretisch sei zwar denkbar, dass ein Dritter ein höheres Angebot abgebe, sagte Finanzvorstand Helmut Kraft in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Dies sei dann aber dann nicht abgesprochen. Es seien im Rahmen des strukturierten Bieterprozesses auch Gespräche mit strategischen Partnern geführt worden, sagte Konzernchef Matthias Wiedenfels.
"Bestes Gesamtpaket" "Das Angebot von Bain Capital und Cinven bietet das beste Gesamtpaket", erklärte Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker in einer Mitteilung. "Neben dem höchsten Preis konnten wir auch umfangreiche Schutzbestimmungen insbesondere für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichen und eine zukunftsgerichtete Wachstumsstrategie auf den Weg bringen", sagte Oetker mit Blick auf die Verhandlungen, die die Unternehmensführung in den vergangenen Wochen mit den Interessenten geführt hatte.
Mit der Veröffentlichung der Angebotsunterlage werde zeitnah gerechnet, sagte Wiedenfels. Diese wird nochmals eingehend geprüft, ehe Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären die Annahme des Angebots empfehlen dürften. STADA gehe davon aus, dass der Angebotsprozess im Sommer abgeschlossen werde.
Beide Bieterkonsortien hatten Berichten zufolge zunächst 58 Euro je Aktie geboten, zuzüglich der Dividende in Höhe von voraussichtlich 0,72 Euro, die während der laufenden Angebotsfrist ausgezahlt werden dürfte. Bain Capital und Cinven offerieren der Mitteilung zufolge nun 65,28 Euro plus Dividende, was sich auf einen Gesamtwert von 66 Euro je STADA-Aktie summiert. Dies sei das finanziell attraktivste Angebot und entspreche einer Prämie von etwa 48,9 Prozent auf den Schlusskurs am 9. Dezember 2016, ehe die ersten konkreten Übernahmegerüchte aufkamen.
Neue Schulden Die Offerte von insgesamt 66 Euro je Aktie bewerte Stada mit einem Eigenkapitalwert von ungefähr 4,11 Milliarden Euro und einem Unternehmenswert einschließlich Schulden von rund 5,32 Milliarden Euro. Von dieser Gesamtsumme wollen die Finanzinvestoren gut die Hälfte, also 2,6 Milliarden Euro, mit Eigenkapital finanzieren, den Rest mit Schulden. Zu den bestehenden Verbindlichkeiten von Stada kämen somit noch gut 1,1 Milliarden Euro an neuen Schulden hinzu.
Eine am Montag außerdem unterzeichnete Investorenvereinbarung sieht vor, dass Bain Capital und Cinven Stadas Position als global tätiges Pharmaunternehmen stärken, seine Wachstumsstrategie unterstützen und so zu einer langfristigen Steigerung des Unternehmenswerts beitragen werde. Der MDAX-Konzern hat sich auf Druck von aktivistischen Aktionären umgebaut, um profitabler zu werden und dank der neuen Strategie im März die Messlatte für die Mittelfristziele 2019 höher gelegt.
Wiedenfels bleibt nach der Übernahme im Amt. Auch sicherten die Finanzinvestoren zu, mögliche Akquisitionen zum Ausbau des Produktportfolios und der Erschließung neuer Wachstumsmärkte finanziell und strategisch zu unterstützen, wie Stada weiter mitteilte.
Am Standort der Unternehmenszentrale in Bad Vilbel sowie den Standorte der Geschäftsbereiche Markenprodukte und Generika soll sich nichts ändern und bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge sollen weitergeführt werden. Zusätzlich haben sich Bain Capital und Cinven im Grundsatz zu einem weitgehenden Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen für vier Jahre bereit erklärt.
Die Investorenvereinbarung sei "in einem für solche Vereinbarungen üblichen Horizont befristet", sagte Finanzvorstand Kraft. Zur genauen Dauer wollte sich der Vorstand nicht äußern.
(Mitarbeit: Benjamin Krieger)
FRANKFURT (Dow Jones)
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